Zehn Tore in den letzten drei Spielen. Hört sich schwer zu glauben an, ist aber die Torausbeute von VfV-Stürmer Finn-Louis Kiszka aus den letzten drei Spielen.

Aktuell klappt einfach alles bei ihm. Er ist der Shootingstar beim VfV Borussia 06 Hildesheim und ein riesiger Faktor, dass die Domstadtelf jetzt auf dem Relegationsplatz zwei steht. Zehn Tore in den letzten drei Spielen sprechen Bände. Vor allem das dritte Tor seiner gestrigen vier, hat jedem Zuschauer und vor allem dem gegnerischen Torwart gezeigt, wie sehr Finn-Louis Kiszka aktuell mit Selbstvertrauen voll steckt. Er bekommt einen perfekten Steckpass und läuft alleine auf den Egestorf-Torwart zu. Jetzt schoss Kiszka nicht einfach oder legte sich den Ball am Torwart vorbei, nein, er hob den Ball ganz cool aus dem Fußgelenk über den verdutzt guckenden Torwart und dieser senkte sich in einem perfekten Bogen in das Tor. Was für eine Aktion, zu was für einem Zeitpunkt. Im wichtigen Spiel um Platz zwei, beim Stand von 3:2 für den VfV, aber Egestorf war am Drücken auf den Ausgleich. Kein Problem für den eiskalten Kiszka.

Hier lupft Kiszka über den Torwart zum 4:2. Fotos: Anna Emmermann

Dabei startete die Saison nicht wie gewünscht für Hoffnungsträger Finn-Louis Kiszka. Nach seinem Wechsel zur Domstadtelf im Winter des letzten Jahres vom Landesligisten OSV Hannover, wollte Kiszka nach der Sommerpause in seine erste volle Saison bei den Borussen aus Hildesheim gehen. Nach 21 Toren in 19 Spielen in der Landesliga Hannover entschied sich der Top-Stürmer des OSV Hannover den nächsten Schritt zu gehen und zu VfV Borussia Hildesheim in die Regionalliga zu wechseln. Beim Evi-Cup 2022 wurde er dann auch direkt Torschützenkönig und machte den Fans vom VfV viel Hoffnung. In seiner ersten Rückrunde für die Hildesheimer musste er sich erst einmal an das Niveau anpassen, und erzielte bei 15 Einsätzen und 486 gespielten Minuten zwei Tore. Nach dem Abgang vom letztjährigen Top-Stürmer Moritz Göttel, sollte Finn Kiszka nach dem Abstieg in die Oberliga den VfV dann als Stürmer Nummer Eins zurück in die Regionalliga schießen.

Ein Anriss des Syndesmosebandes machte dem Hannoveraner mit eigenem Fanclub bei der Domstadtelf einen Strich durch die Rechnung. Als er gerade wieder im Aufbautraining war und sehr vorsichtig an die Mannschaft herangeführt wurde, dann der nächste Rückschlag. Bei einem Schuss knickte er im Training so unglücklich um, dass er sich mehrere Bänder riss. Das Aus für den Rest der Hinrunde und insgesamt das Fehlen der kompletten Hinrunde. Auch wenn Can Gökdemir und Erhan Yilmaz regelmäßig trafen, fehlte den Hildesheimern ein echter Neuner mit richtigem Torriecher. Ein Spieler, der aus allen Lagen treffen kann und auch in Situationen, wenn es das Spiel eigentlich nicht hergibt. Beim Evi-Cup 2023 gab Kiszka dann endlich sein Comeback und konnte im zweiten Jahr in Folge das Turnier gewinnen. Bei ihm selbst merkte man noch, dass er aus einer langen Verletzung kam, aber auf der anderen Seite auch wie wichtig er für die Rückrunde werden könnte. In den entscheidenden Spielen war er eiskalt da, zum Beispiel im Halbfinale gegen den SV Bavenstedt, in dem er in den Schlussminuten mit zwei Toren seine Mannschaft ins Finale schoss. Ein guter Mutmacher und viel Schwung also für die Rückrunde.
Der Start hätte auch nicht besser laufen können, aus Sicht von Finn Kiszka. Einwechslung im Rückrundenauftakt gegen den SV BW Bornreihe in der 56. Minute und zwölf Minuten später das Siegtor für die wichtigen drei Punkte. Danach blieb er die nächsten drei Spiele ohne Tor, aber eine gewisse Eingewöhnungsphase nach der langen Verletzung musste man Kiszka natürlich gewähren. Im Derby gegen Arminia Hannover war er dann aber wieder da und entschied mit seinen zwei Treffern und vor allem mit seinem Siegtreffer in der letzten Minute das Spiel zugunsten der Mannschaft von Trainer Marcel Hartmann. Er zeigte, wie wichtig er für die Mannschaft ist und dass er Spiele im Alleingang entscheiden kann. Nachdem er dann im nächsten Ligaspiel und im Pokalhalbfinale ohne Tor blieb, begannen am 06.04. im Auswärtsspiel bei BSV Rheden die verrückten elf Tage des Finn Kiszka. Beim 4:1 schoss er sein Team mit drei Toren (26., 29. und 59.) und einer Vorlage zum 4:1-Auswärtserfolg. Nur acht Tage später, am 14.04., im Rematch des Pokalhalbfinals gegen Lupo Martini Wolfsburg, wurde es dann noch verrückter. Nach dem frühen Rückstand erzielte Kiszka innerhalb von sechs Minuten erneut einen Dreierpack (18., 22., 24.) und bescherte seinem Team die wichtigen drei Punkte.
Am gestrigen Mitwoch ging dann die Kiszka-Show in eine neue Runde. Im Duell mit dem 1. FC Germania Egestorf-Langreder war ein Sieg im Kampf um Relegationsplatz zwei von enormer Bedeutung. VfV kam nicht gut ins Spiel und anfangs war auch von Kiszka nicht viel zu sehen. Can Gökdemir erzielte mit einem schönen Schlenzer das 1:0, was fast direkt im Gegenangriff durch Emmanuel Chukwuebuka egalisiert wurde. Es brauchte einen Torjäger wie Kiszka. Nach einem Schuss von Mohammad Baghadi, tauchte Kiszka im Strafraum auf und versenkte den Abpraller aus der Drehung mit links im Netz. Ein super Tor! Kurz vor der Halbzeit dann der zweite Kiszka-Streich. Nach einem schönen Steckpass legte MC Menshah Quarshie den Ball uneigennützig auf den mitgelaufenen Kiszka quer, der nur noch einschieben brauchte. Das wichtige 3:1 eine Minute vor dem Pausenpfiff.

Leichtes Spiel nach Querpass von Quarshie für Kiszka. Der Jubel ist groß.

In der zweiten Halbzeit wurde es dann noch einmal eng, 1. FC-Stürmer Jos Homeier traf zum zwischenzeitlichen 3:2. Kein Problem, VfV hatte gestern einen überragenden Finn Kiszka. Ein super Steckball und der am Anfang erwähnte eiskalte Lupfer zum 4:2. Die Gäste gaben nicht auf und kamen durch Dominik Behnsen 15 Minuten vor Schluss nochmal zum Anschluss. In einer hitzigen Schlussphase und dem mehrfach hellwachen und geforderten Tommy Henze war es dann ein langer Befreiungsschlag, der die Entscheidung brachte. Der Egestorf-Torwart verschätzte sich und Finn Kiszka spekulierte und nahm den Ball nach einem Mal aufprallen direkt und versenkte ihn zum umjubelten 5:3-Endstand im Tor. Was für ein Spiel!

Danach beendete der Schiedsrichter sofort die Partie. Die Hildesheimer brachen in Jubel aus.
Vierfachtorschütze Kiszka wurde von seinem Fanclub bejubelt und von seinen Teamkollegen in die Luft geworfen. Ein echter Torjäger, der die wichtigen Spiele entscheiden kann, der VfV in der Hinrunde so schmerzlich gefehlt hat.
Nach seinen unfassbaren zehn Toren in den letzten drei Spielen kommt der Stürmer in acht Spielen und 528 gespielten Minuten auf insgesamt 13 Tore. Was für eine Quote. Damit belegt er jetzt einen geteilten fünften Platz in der Torjägerliste der Oberliga Niedersachsen. VfV ist mit dem Sieg auf den Relegationsplatz zwei gesprungen und hat zwei Punkte Vorsprung auf die Verfolger TuS Bersenbrück und den SV Atlas Delmenhorst. Den Vorsprung möchte man natürlich am besten bis Ende der Saison halten und nicht mehr hergeben. Wenn Finn-Louis Kiszka weiter so trifft, ist die Relegation dem VfV nur noch schwer zu nehmen.