Wenn Volleyball mehr als nur Sport ist, dann fällt einem Hildesheimer sicher schnell die Familie Klemperer ein. Eine Geschichte über Bälle im Kinderwagen, Enttäuschung über ein Karriereende und den MTV 48 Hildesheim. 

In dieser Familie wird nicht nur Volleyball gespielt, vielmehr wird der Hallen- und Sandsport gelebt. Die Rede ist von den Klemperers. Wir trafen vergangene Woche David, Mira und Paula Klemperer zum virtuellen Interview.
Mit 40 Jahren ist David der Älteste in der Interviewrunde, also kann er sich auch die längste Zeit erinnern. Auf die Frage, ob bei allen der Volleyball in der Wiege gelegen habe entgegnet er: „Es hat sicher mit mir angefangen, ich war gefühlt direkt nach Geburt in der Halle, weil unsere Eltern ja auch Volleyball gespielt haben. Wir waren immer eine Volleyball-Familie, durch und durch.“ Die zweite jüngere Schwester Paula erinnert sich sogar daran, dass sie mal im Kinderwagen lag und ein Netz und Ball auf ihr liegen. „Da gibt es ein Foto von mir im Kinderwagen mit Ball und Netz auf mir“, fügt sie mit einem Lächeln an.
Es scheint also so, als hätten alle drei also keine andere Wahl gehabt. „Wir durften schon testen. Paula hat getanzt, ich hab Tennis gespielt und Judo gemacht, aber wir sind alle beim Volleyball hängen geblieben“, wie Mira Klemperer verrät. Bruder David ergänzt: „Volleyball wurde noch ein bisschen mehr gefördert als die anderen Sportarten.
Auch die Eltern und weiteren Geschwister Nina und Elias sind oder waren im Volleyball zu Hause.

Wer so früh mit dem Volleyball spielen anfängt, hat sicher Potenzial für erfolgreiche ‚Karrieren‘ und tatsächlich lief es für alle drei nicht schlecht. David Klemperer nahm als Beachvolleyballer sogar an den Olympischen Spielen 2008 in Peking teil und belegte mit Partner Eric Koreng Platz fünf. „Wir waren so viel involviert, dass wir früh angefangen haben. Wir wurden ja auch gut gefördert, sodass wir immer sehr konkurrenzfähig waren. Ich hab mit sechs schon in der C-Jugend gespielt, weil es so wenige junge Volleyballer gab. Aber technisch hat das sogar gut geklappt“, so David.
Während es David im Beachvolleyball durch die ganze Welt getrieben hat und Paula durch ein Stipendium in den USA landete, hielt Mira die Flagge in Hildesheim, ganz besonders beim MTV 48 hoch. „Für mich war es immer wichtig mit meinen Freundinnen zusammenzuspielen. Da war ich vielleicht manchmal etwas weiter, aber es ist ja dennoch immerhin 3. Liga geworden“, so die Zuspielern der aktuellen Drittligadamen.

Die Karriere von David Klemperer sticht dennoch ganz besonders raus mit zahlreichen Europa- und Weltmeisterschaftsteilnahmen, sowie dem Erlebnis Olympische Spiele. Er selbst zeigt sich zufrieden: „Es ist schon mehr geworden als man sich vorgestellt hat. Ich hatte da einfach ein gutes Timing, weil ich zur ersten Generation gehörte, die professionell Beachvolleyball trainiert und gespielt haben. Ich hab das ja bereits in der Jugend beigebracht bekommen. Ich war zwar immer ambitionierter Volleyballer, aber ich bin mit 1,87 m nicht der größte. Es ist also aus einem Hobby entstanden und dass es mal für Olympische Spiele reicht, das war nicht abzusehen. Ich bin total happy.
Eine lustige Anekdote hatte dann das Karriereende 2012 parat, mit dem die Familie wohl weniger einverstanden war: „Das war ziemlich spontan. Ich hab mein Frieden damit gehabt, hatte zwölf schöne Jahre. Aber es war doch früher, als viele gedacht haben. Wir waren dann abends essen und ich dachte wir schauen auf eine schöne Zeit zurück, aber die Stimmung war eher traurig, weil sie wahrscheinlich einfach gerne mit der Beach-Tour rumgereist wären und mich bei den Turnieren unterstützt hätten.
Es wundert mich aber schon, dass David darüber überrascht war, dass wir das Karriereende nicht unbedingt gut fanden“, reagierte Paula mit einem schmunzeln.

Paula selbst ist David wohl am nächsten, fühlt sie sich auch im Beachvolleyball zu Hause. Seit 2018 ist sie in den USA, hat über eine Agentur ein Stipendium bekommen, das voraussichtlich noch bis 2023 geht. „Mir ist der Schritt durchaus leicht gefallen, ich bin kein Typ der Heimweh hat“, so Paula Klemperer. Bruder David hebt die Vorteile vor in den Staaten: „Die Trainingsbedingungen sind super, besonders in der frühen Entwicklung. Das fehlt vielleicht so ein Stück, gerade in Deutschland. Mittelfristig ist das Vereinssystem wie es in Europa aber vorherrscht besser, denn mit 22, 23, wenn man fertig ist geht es entweder in die Nationalmannschaft oder nach Europa.
Wie es nach der Zeit in den USA weitergeht, darüber philosophiert die 21-Jährige selbst noch. Bruder David hätte einen Rat: „Ich könnte mir vorstellen, dass Paula auch mal auf der deutschen Beach-Tour angreift. Aber grundsätzlich ist sie ja eine Weltenbummlerin.

Ganz anders ist dagegen Mira: „Ich bin sehr heimatverbunden, für mich war es keine Option wegzuziehen.“ Inzwischen spielt sie lange Zeit beim MTV 48 Hildesheim in der Drittligamannschaft. Aktuell schielen Mira und die Teamkolleginnen auf die 2. Liga. An der Vorlizenzierung hat das Team 48 teilgenommen, jetzt ist warten angesagt. „Wir warten, was sich ergibt, vielleicht kann es durch Corona ein Schlupfloch geben.“ Ob ein Aufstieg in der aktuellen Phase Sinn ergeben würde, kann die Kapitänin selbst nicht einwandfrei beantworten: „Es ist schwierig. Wir haben seit November keinen Ball mehr angefasst. Natürlich ist die 2. Liga uns voraus. Es gibt viele Fragen, ab wann wir trainieren dürfen – da spricht sicher einiges dafür, aber auch dagegen – wir haben definitiv was aufzuholen.
Egal ob 2. oder 3. Liga, Mira wird definitiv weiterspielen: „Der MTV 48 ist mein Verein, ich bin da hineingeboren. Ich könnte gar nicht für einen anderen Verein spielen, das würde sich falsch anfühlen. Ob es jetzt 3. Liga bleibt oder 2. Liga wird, das ist mir gar nicht so wichtig.

David Klemperer ist seit vergangenem Jahr Geschäftsführer der „Deutschen Volleyball Sport GmbH“. „Ich organisiere aktuell die Beachvolleyball-Tour und versuche Sponsoren für unsere Volleyball-Nationalmannschaft für die Nations League und die Länderspiele zu finden. Wir sind ja die Vermarktungs- und Eventagentur des deutschen Volleyballs. Wir planen da viel, das ist mit Corona nicht ganz leicht. Wir müssen da viele Szenarien entwickeln. Aber wir planen mit Schnelltestkonzepten beim Beachvolleyball sogar mit Zuschauern“, beschreibt er seine Aufgaben.
In Zukunft hat er noch einiges vor: „Ich hab den Job gerade erst angefangen. Mein Ziel ist es erst mal etwas länger zu bleiben. Mir macht das Spaß, es ist zwar herausfordernd, aber ich fühle mich wohl. Wir sind auf einem sportlichen guten Niveau, aber ich hab auch noch viel vor. Da gibt es genug Themen.
Langweilig wird es mit den Klemperers also definitiv nicht.