Unangefochtener Tabellenführer in der Oberliga Niedersachsen, acht Punkte Vorsprung auf die Verfolger. 16 Siegen stehen lediglich ein Unentschieden und zwei Niederlagen entgegen. Mit 52 Toren die zweitmeisten geschossen, mit 15 Gegentoren die wenigsten kassiert - unter Benjamin Duda läuft es wie geschmiert für den VfV Borussia 06 Hildesheim.

Die hervorragenden Zahlen fallen ins Auge, auch ins Auge anderer Klubs – Duda rückt wohl in den Fokus einiger ambitionierter Vereine. Mehrere Angebote sollen dem stets akribisch arbeitenden 31-Jährigen vorliegen. So unter anderem der des Cheftrainerpostens bei der U23 vom VfL Wolfsburg (Regionalliga-Nord), sowie bei Germania Halberstadt (Regionalliga Nord Ost), zudem soll für ihn die Möglichkeit bestehen, als Co-Trainer beim Drittligisten Eintracht Braunschweig einzusteigen – soweit die Gerüchte.

Die Spekulationen zur Person Duda entsprangen rund um den EVI-Cup 2019. Allgemein war zu spüren, dass sich das Image des VfV06, im Vergleich zu den Vorjahren, deutlich zum Positiven gewandelt hatte. Waren der Domstadtelf vor einem Jahr noch gefühlt drei Viertel der Halle nicht unbedingt gut gesonnen, so war kürzlich größtenteils Sympathie für die höchstspielende Hildesheimer Mannschaft zu spüren. Grund dafür? Immer wieder war der Name Benjamin Duda zu hören. Der junge Trainer hat dem VfV06 mit seinen strukturellen Wandlungen und vor allem mit seiner unnachahmlichen Art und Weise das Traineramt auszuüben, nicht nur neues Leben eingehaucht, sondern ebenfalls eine lang nicht mehr dagewesene Aufbruchsstimmung kreiert. 
Uns ist es gelungen Benjamin Duda während seines Harz-Urlaubes – hier entspannte er zum Jahresbeginn mit seiner Familie – bezüglich dieser Thematik zu befragen. Wie geht er mit den Spekulationen um seine Person um? Hat er einen Berater? Ist sein langfristiges Ziel der Profifußball, wie wie wichtig ist ihm das Projekt „VfV06“ und wie steht er allgemein zu dem Thema Vereinstreue? 
SNHI: Hey Benjamin! Vielen Dank, dass du dir während deines Urlaubs einen kurzen Moment Zeit nimmst. Wie nimmst du die aktuellen Gerüchte um deine Person selber wahr?

BD: „Grüß dich! Erst einmal möchte ich in aller Deutlichkeit betonen, dass es nicht so ist, wie viele denken, dass nach der Hinrunde mein Telefon ohne Ende heiß glüht. Es ist nicht so, dass ich eine Vielzahl an Anrufen, geschweige denn an Angeboten bekommen habe! Dass ich mich momentan mit anderen Vereinen beschäftige, ist absurd und ganz einfach auch nicht die Wahrheit! Fakt ist, dass mich ein Verein angerufen hat. Aber es war kein Angebot oder eine klare Interessensbekundung, sondern nur ein loser Kontakt. Sinnbildlich gesehen wird das Thema in meinen Augen heißer gemacht, als es von mir gegessen wird. Meine Gedanken sind ausschließlich dabei, die Vorbereitung inhaltlich und strukturell zu planen.“
SNHI: Könnte man denn sagen, dass der Aufstieg in die Regionalliga Nord ein ausschlagendes Kriterium bezüglich deines Verbleibs in Hildesheim ist?

BD: „Das könnte ein Kriterium sein, ja. Allerdings bräuchte ich ja dann auch Optionen, um wählen zu können und das ist momentan nicht der Fall. Ich habe auch schon gesagt, dass ich mir theoretisch noch ein weiteres Jahr mit dem VfV06 in der fünften Liga vorstellen kann, dann bin ich 32 Jahre alt. Ich mache das nicht nur von der Spielklasse abhängig, in dieser Position befinde ich mich nicht.“
SNHI: Laufen solche Anfragen über dich persönlich oder hast du einen Berater?

BD: „Ich habe jemanden, der mich berät. Das läuft aber auf einer sehr freundschaftlichen Ebene, weil wir hier auch von Zahlen reden, über die ich selber noch sprechen will und kann. Aber in der Tat, ich habe jemanden, der mich berät.“
SNHI: Ist es langfristig gesehen ein Ziel von dir im Profibereich zu arbeiten?

BD: „Auf jeden Fall. Ich träume vom Fußballlehrer (höchstmögliche Ausbildung eines Fußballtrainers), das wäre der nächste Schritt, um überhaupt in der 3. Liga oder aufwärts arbeiten zu können. Dieser Traum ist aktuell nicht mehr utopisch, sondern greifbar und vielleicht sogar realisierbar. Ich sage aber auch ganz klar, dass davon nicht mein Lebensglück abhängt. Es kann auch sein, dass ich 30 Jahre lang glücklich in Liga vier oder fünf arbeite, wenn das mit der beruflichen Komponente, wie es aktuell beim VfV06 mit dem Lehrerdasein der Fall ist, zu verbinden ist. Dann kann ich mir das schon vorstellen, weil ich auch aktuell sehr glücklich bin. Perspektivisch sage ich aber schon, weil ich es auch schon acht Jahre war, würde ich schon gerne wieder als Berufstrainer arbeiten. Dieses Modell war jetzt aktuell in Hildesheim nicht möglich, was ich natürlich voll verstehe und auch mittrage – in der 5. Liga brauchst du keinen hauptamtlichen Trainer. Der Traum hauptberuflich Trainer zu sein oder im Profifußball zu arbeiten, besteht in jedem Fall. Ich bin sicherlich kein zweiter Nagelsmann oder Tedesco – viele bringen diese Namen bei jungen Trainern immer wieder in den Raum. Das möchte ich aber nicht, dass solche Namen mit mir in Verbund gebracht werden, das wäre großkotzig und so bin ich nicht.“
SNHI: Man sieht die Handschrift, eine Aufbruchsstimmung beim VfV 06. Deshalb interessiert es viele Fans der Domstadtelf, wie man mit dir planen kann. Sollte also der Aufstieg in die 4. Liga gelingen, könnte man mit dir planen bzw. ist es sehr wahrscheinlich, dass du dem VfV06 erhalten bleibst?

BD: „Lass uns es so sagen: Es ist möglich! Ich bin kein Zockertyp und will mir jetzt nicht auf biegen und brechen 100 Türen offenhalten, weil es diese Türen auch nicht gibt. Natürlich würde das aber die Möglichkeit erhöhen, wie bei vielen unserer Spieler übrigens auch. Fakt ist, da habe ich auch nie einen Hehl draus gemacht, dass mein Ziel die 4. Liga ist – das könnte mit dem VfV06 möglich werden. Die ganze Stadt scheint sich dessen ja schon sicher zu sein, es stehen allerdings noch eine ganze Reihe an schweren Spielen vor uns. Also ja, es würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, allerdings kann ich da wirklich nicht mehr zu sagen, ganz einfach weil das Gespräch mit der Vereinsführung noch aussteht. Die Vereinsführung hat bereits lose signalisiert, dass sie sich mit mir, mit uns, zusammensetzen wollen und ein Austausch stattfinden soll. Was ich auf jeden Fall sagen kann ist, dass aus Wertschätzung und Dankbarkeit die ersten Gespräche auf jeden Fall mit dem VfV06 stattfinden werden.“
SNHI: Eine Frage möchte ich dir noch stellen. Von vielen Fans wird das Thema Vereinstreue, Vereinsloyalität immer sehr groß geschrieben. In Fußballbusiness der heutigen Zeit ist es doch aber zumeist so, dass der Verein von Spielern und Trainern wie ein normaler Arbeitgeber angesehen wird. Das heißt, wo man die Chance hat am höchsten zu spielen und am meisten zu verdienen, da geht man auch hin. Wie siehst du das?

BD: „Da brauche ich jetzt nicht heucheln oder romantisch werden. Vielleicht habe auch ich etwas egoistisch meine eigene Entwicklung und meinen eigenen Werdegang im Blick – das ist so. Andererseits habe ich vor Beginn der Saison neben dem VfV06 noch weitere Möglichkeiten gehabt zu arbeiten – teilweise auch in der vierten Liga. Das habe ich aber ausgeschlagen, weil mir das Konzept in Hildesheim einfach sehr gut gefallen hat. Gerade auch außerhalb des Platzes haben wir, ich lobe mich ungern selber, wirklich viel ins Rollen gebracht. Mir ist es unheimlich wichtig, dass wir ganzheitlich arbeiten und Werte entwickeln. Man muss also schon gucken, zu welchem Verein man passt. Aktuell bin ich extrem glücklich und Hildesheim ist genau die richtige Adresse, auch weil der Verein sehr familiär ist und sehr unterstützend arbeitet, gerade mit dem ganzen Helferteam drumherum – so etwas ist mir auch sehr wichtig. Letztlich bist du aber natürlich auch irgendwo Dienstleister, deshalb ist es nicht so romantisch wie eine Ehe (lacht).“

SNHI: Vielen Dank für diese Einblicke und weiterhin alles Gute!
Ob Benjamin Duda seinen am 30 Juni 2020 auslaufenden Vertrag verlängern wird, steht noch in den Sternen. Geht die Erfolgsstory weiter wie bisher, dann ist davon auszugehen, dass der VfV06 mit aller Macht versuchen wird, Duda zu halten. Bei einem Aufstieg in die Regionalliga Nord ist vielleicht gar nicht mal so viel Überzeugungsarbeit gefragt, schließlich fühlt sich Duda laut eigenen Aussagen in Hildesheim pudelwohl.