Drei Sätze konnten die Helios GRIZZLYS Giesen vom Weiterkommen im CEV-Challenge Cup träumen, dann holte sich Sporting Lissabon den entscheidenden Auswärtspunkt. Letztlich konnten die Gastgeber aber einen Achtungserfolg für sich verbuchen und gestärkt in die kommenden Aufgaben gehen. 

Wir haben uns auf Top-Niveau präsentiert. Das ist eine absolute internationale Spitzenmannschaft und wir haben uns zwei Punkte in unserem ersten Heimspiel im Europapokal erkämpft. Wir können echt Stolz sein und ich bin überzeugt, mit Zuschauern hätte die Halle gestern gekocht.
GRIZZLYS Manager Sascha Kucera nach dem Heimsieg über Sporting Lissabon

Recht hatte Sascha Kucera – Stolz können die Helios GRIZZLYS Giesen wahrlich sein nach ihrem ersten Auftritt im CEV-Challenge Cup, auch wenn letztlich unter Strich das Ausscheiden natürlich überwiegt. In Addition machen eine 0:3-Niederlage in Lissabon und der 3:2-Heimsieg von gestern Abend eine Punkteverhältnis von 2:4 für die Portugiesen Sporting Lissabon. Die Chamipons-League-Erfahrene Mannschaft von Gerson Amorim setzte sich verdient durch, aber die Giesener wahren ein ebenbürtiger Gegner.
Wir haben uns gut verkauft, gerade hier vor heimischer Kulisse. Wir haben gestern ein gutes Spiel gemacht. In Lissabon waren es Kleinigkeiten, die wir hätten besser machen können. Im Heimspiel machen wir eins unserer besten Saisonspiele bisher.

Am Ende überwiegt dennoch die Freude, weil wir uns gut verkauft haben und auch gegen einen starken Gegner mitgehalten haben.
GRIZZLYS-Kapitän Hauke Wagner über die Gefühlslage nach dem Ausscheiden

Es war von vorneherein klar, es würde keine leichte Aufgabe werden für die Helios GRIZZLYS. Da im Volleyball-Europapokal jedoch nicht das Satzverhältnis entscheidend ist, sondern das Punkteverhältnis, träumten die Mannen von Trainer Itamar Stein durchaus von der Überraschung. Bis ca. 20.30 Uhr war dies auch erlaubt, ehe Victor Hugo Rocha Pereira per Block im dritten Satz das 22:25 für die Gäste und die damit verbundene 1:2-Satzführung besorgte. Ein Punkt hatten die Portugiesen damit sicher und auch das Weiterkommen in der Tasche. Schlussendlich sicherten sich aber die Hausherren den Sieg im Heimspiel mit 3:2 (25:22, 21:25, 22:25, 25:18, 15:12). 

Wie zumeist in den letzten Wochen setzte Trainer Stein in der Startformation auf Jan Röling im Zuspiel, Hauke Wagner auf Diagonal, Anton Menner und Stijn van Tilburg im Außenangriff, Pearson Eshenko und Magloire Mayaula im MIttelblock und Milorad Kapur als Libero. 
Dies erwies sich als Glücksgriff: Zwar war der erste Satz äußerst eng und umkämpft, aber zumeist waren die GRIZZLYS vorne. Insbesondere der Niederländer van Tilburg sorgte mit vielen krachenden Angriffen für Punkte und das obwohl er beim Stand von 2:2 einen Ball ins Gesicht bekommen hatte und kurzzeitig seine Kontaktlinse verloren hatte. Durch eine Aufschlagserie von Menner konnten sich die Giesener beim Stand von 8:5 erstmals absetzen. Sporting kämpfte sich zurück, in dieser Phase war Robinson Alessandro Dvoranen kaum zu stoppen. Dazu stand der Block der GRIZZLYS noch nicht perfekt. Plötzlich stand es 11:11. Ein Block von Menner, ein Block von Eshenko und ein Angriff ins Aus durch die Portugiesen besorgten eine kleine Vorentscheidung in Satz eins (19:16). Mit drei Punkten Vorsprung sicherten sich die Gastgeber Durchgang eins nach 24 Minuten, weil Dvoranen den entscheidenden Ball neben das Feld setzte. 

Im zweiten Durchgang wechselten die Führungen ständig hin und her. Sporting legte vor (4:5), Giesen kam zurück (7:6 & 9:8). Beide Mannschaften brachten ihr Angriffsspiel sehr konstant durch, der Block hatte auf beiden Seiten kein leichtes Spiel. Sporting erarbeite sich einen Vorsprung, auch weil plötzlich einige Giesener Angriffe durch Mayaula oder Menner doch im Block landeten. Über 13:17 und 20:24 scheiterte erneut der Österreicher Menner und so sicherten sich die Portugiesen Satz zwei mit 21:25. 

Im zweiten Satz war sicher etwas mehr drin und wenn wir den gewonnen hätten, dann wäre Sporting sicher auch noch einmal nervös geworden.
Sascha Kucera

Dennoch war zu diesem Zeitpunkt noch nichts verloren. Ein 3:1-Heimsieg für die Giesener hätte einen „Golden Set“ zur Bedeutung gehabt. Doch die Gäste machten einen Strich durch diese Rechnung. Im 3. Satz schien Sporting endgültig angekommen zu sein in der Volksbank-Arena. Anton Menner wurde direkt zu Beginn des Durchgangs zur tragischen Figur: Ein Angriff landete im Block, ein Angriff im Aus. So lag Sporting mit 3:5 in Front. Beim Stand von 17:17 brachte Kapitän Wagner die Giesener noch ein Mal heran. Bruno Henrique Alves sorgte nun mit einigen cleveren Zuspielen auf den Ex-Alpenvolley-Akteur Pauli Victor Costa da Silva für die Punkte. Es war nun ein Duell der Diagonalangreifer, denn Wagner verkürzte noch ein Mal durch einen Block und einen Angriff auf 22:23. Aber letztlich besorgte Costa da Silva den Satzball und Pereira durch einen Block sogar den Satzgewinn (22:25). Mit dem 1:2 war die Partie zumindest für das Weiterkommen entschieden. 

Ich muss sagen, bei mir überwiegt leider die Enttäuschung. Man hat klar gesehen, dass wir mindestens mithalten können gegen einen solchen Gegner. Lissabon war in den Sätzen zwei und drei einfach stabiler.
GRIZZLYS-Zuspieler Jan Röling

Dennoch wurde natürlich noch der Sieger des gestrigen Abends gesucht und da legten die GRIZZLYS in den Sätzen vier und fünf noch zu, während bei den Portugiesen durch einige Wechsel ein kleiner Spannungsabfall zu erkennen war. Itamar Stein brachte lediglich Jacob Kern für Hauke Wagner. Der Kanadier Kern fügte sich bei seinem Comeback gut ein. Über 14:10, van Tilburg machte einige Punkte und auch Eshenko packte nun immer öfter im Block zu, setzten sich die GRIZZLYS auf 17:12 ab. Beim Stand von 19:14 brachten die Portugiesen mit Luis Miguel Barbosa Maia mal eben einen 49-jährigen Zuspieler. Aber auch dessen Erfahrung konnte den 2:2-Satzausgleich nicht verhindern. Ein Angriff von Menner führte zum 25:18. 
Im Tie-Break zeigte Sporting dann zwar, dass sie dieses Spiel nicht verlieren wollten, aber der Wille der Giesener war stärker. Kern und van Tilburg schlugen eine 4:2-Führung heraus. Über 8:5 und 10:6 setzten sich die Hausherren ab. Dem stärksten Giesener Angreifer Stijn van Tilburg war es am Ende auch vorbehalten, den finalen Punkt (15:12) zu versenken und für den ersten Heimsieg (3:2) auf europäischer Bühne zu sorgen. Letztlich steht unter dem Strich dennoch das Ausscheiden auf der Liste, aber die Giesener haben definitiv für Spannung und mehr als nur einen Achtungserfolg gesorgt. 

Sporting hat im Zuspiel und auf der Diagonalposition dann gewechselt, da merkt man natürlich einen Unterschied. Aber es ist gut für unsere Moral, dass wir die letzten beiden Sätze noch für uns entscheiden konnten.
Jan Röling über den Wert des Heimsieges