Was war das für eine Demonstration? Zum ersten Mal seit dem Bundesligaaufstieg vor fünf Jahren fegen die Helios Grizzlys Giesen Rekordmeister VfB Friedrichshafen aus der Volksbank-Arena. 1350 Volleyball-Fans sahen ein nahezu perfektes Spiel der Grizzlys.

Da haben sich die Kräfteverhältnisse ganz schön verschoben. Die Helios Grizzlys Giesen haben ihr Heimspiel in der Volleyball-Bundesliga gegen den VfB Friedrichshafen deutlich mit 3:0 gewonnen. In der Vergangenheit behielt das Team vom Bodensee fast regelmäßig gegen die Grizzlys die Oberhand. In dieser Saison scheint einiges anders zu sein. Giesens Manager Sascha Kucera und Trainer Itamar Stein haben auf dem Transfermarkt ihre Hausaufgaben gemacht. Das Team wirkt noch stärker und gefestigter, als in der Vorsaison. „Die Mannschaft ist mental und körperlich topfit“, lobte Manager Kucera die Grizzlys. Vom ersten Punkt an waren die Giesener vor 1350 Zuschauern in der Volksbank-Arena voll da. Ein Block von Jakob Günthör brachte die 1:0-Führung. Sofort kam die Halle in Fahrt.

Jakob Günthör bejubelt eine gelungene Aktion.

Diese Stimmung pushte das Team noch zusätzlich. Egal welche Angriffsvariante Zuspieler Fedor Ivanov wählte, der Rekordmeister fand kein Mittel gegen die Angriffe der Grizzlys. Diagonalangreifer Michiel Ahyi und Außenangreifer Lorenz Karlitzek fanden immer eine Lücke im VfB-Block. Kartlizeks Dynamik aus der Mitte und Ahyis Wucht sorgten immer wieder für Jubelstürme auf der Tribüne. Zudem waren die Giesener Aufschläge an diesem Abend von Präzision und Power geprägt. Neuzugang Iliya Goldrin bereitete der VfB-Abwehr immer wieder Probleme. Die Mittelblocker Noah Baxpöhler und Günthor spielten ebenfalls stark auf. VfB-Trainerfuchs Mark Lebedew versuchte es früh mit einer Auszeit. Er konnte den Giesener Spielfluß aber nie stoppen. Beim Stand von 18:11 schlug Friedrichshafens Superstar Michal Superlak den Ball ins Aus. Ein Beispiel für die Verzweiflung des VfB. Nach nur 23 Minuten bedeutete ein Ass von Günthor den 25:16-Satzgewinn. Und so ging es auch in Satz zwei weiter. Schnell führten die Grizzlys mit 3:0. Lebedew nahm schnell die erste Auszeit. Wieder ohne Erfolg.

Versteinert: VfB-Coach Mark Lebedew findet kein Mittel gegen die Grizzlys.

Neu-Grizzly Ahyi war nicht zu stoppen. Zudem wirkt die Annahme sehr stabil. Libero Niklas Breilin wehrte einige Angriffe gut ab und bereitete so immer wieder Punktgewinne vor. Ivanov spielte weiterhin variabel. Breilin ließ sich bei einer Abwehraktion auch nicht von einem Stuhl und einer Bande stoppen. Der Punkt ging trotzdem an die Gäste. Aber auch davon ließen sich die Grizzlys nicht beeindrucken. Vier Punkte in Folge sorgten für den zweiten Satzgewinn. Spektakulär war vor allem ein Block von Baxpöhler gegen Tim Peter. Wieder hieß es 25:16 in nur 22 Minuten. In vergangenen Jahren fehlte den Grizzlys in solchen Spielen die Konstanz. In dieser Spielzeit liefern die Giesener ein ganz anderes Bild ab. Nach der Zehn-Minuten-Pause brauchten die Hausherren zwar einige Ballwechsel, bis sie die Führung wieder übernehmen konnten. Aus einem 3:4-Rückstand machte das Stein-Team alsbald eine 6:5-Führung. Weil die Giesener einen nahezu perfekten Abend erwischten, ließen sie die Gäste nicht ins Spiel zurückkommen. Ahyi und Goldrin sorgten später für die 13:10-Führung.

Michiel Ahyi bei einem seiner unnachahmlichen Schmetterbällen.

Ein Ass von Ahyi, der später zum Man of the Match gewählt wurde, brachte die 18:12- Führung. Eine Randnotiz: Jeder andere Grizzly hätte sich diese Auszeichnung ebenfalls verdient. Die Sechs-Punkte-Führung sich die Hausherren nicht mehr nehmen. Beim Stand von 24:19 schlug Friedrichshafens Aleksa Batak um 20:53 Uhr seinen Aufschlag ins Netz. Die 1350 Fans bejubelten nach nicht einmal 90 Minuten einen klaren und verdienten 3:0-Erfolg ihrer Grizzlys gegen den Rekordmeister. Das hatte es zuvor in fünf Jahren Bundesliga noch nicht gegeben. „Damit habe ich nicht gerechnet. Das war heute ein fast perfektes Spiel. Hut ab vor der Leistung der Mannschaft und des Trainerteams“, sagte Manager Kucera, der auch von der Stimmung in der Halle beeindruckt war. „Das war ein Volleyballfest.“ Trainer Itamar Stein sah es indes ähnlich wie sein Manager. „Das war unser bestes Saisonspiel. Wir waren nah dran an der Perfektion. Die Spieler haben in allen Bereichen überzeugt. Wenn wir so spielen, sind wir in dieser Halle nur schwer zu schlagen“, sagte der Trainer.

Väter des aktuellen Erfolges: Trainer Itamar Stein (rechts) und Manager Sascha Kucera.

Wohl auch mit Blick auf das nächste Heimspiel. Am Samstag um 19.30 Uhr spielen die Grizzlys erneut. Im Viertelfinale des DVV-Pokals ist Aufsteiger FT 1844 Freiburg in der Volksbank-Arena zu Gast. Direkt im Anschluss folgt übrigens live in Hildesheim die Auslosung für das Halbfinale. In der Tabelle der Volleyball-Bundesliga verbesserte sich das Team von Trainer Stein durch den 3:0-Erfolg auf Platz 5. Friedrichshafen rutschte auf Rang 7 ab.