Nach einem zweieinhalbstündigen Volleyballkrimi dürfen sich die Helios Grizzlys Giesen zumindest über einen Punktgewinn freuen. Im Niedersachsenderby bei der SVG Lüneburg zogen sie mit 2:3 den Kürzeren.

Im ersten Satz waren die Grizzlys noch chancenlos. Gegen die Aufschläge von Xander Ketrzynski, Michael Wright und Simon Torwie fanden die Giesener in der Annahme kein Mittel. Der Tabellenzweite, der gerade im Achtelfinalhinspiel der Champions League den deutschen Meister BR Volleys geschlagen hatte, spielte sich in einen Rausch. Bis zum 7:7 konnten die Grizzlys, die wieder auf Angreifer Jori Mantha verzichten mussten, mithalten. Danach fehlte den Giesener die Durchschlagskraft bei den Angriffsschlägen. Auch die Aufschläge waren zu fehlerbehaftet. Letztlich ging der Satz mit 25:18 deutlich an die Lüneburger. Im Gästeblock unter der 200 Grizzlys-Fans wurde es ruhig.

Die 200 Grizzlys-Fans sorgten für eine tolle Stimmung in einem tollen Volleyballspiel.

Die Grizzlys-Fans machen sich bemerkbar

Das sollte sich im zweiten Satz ändern. Zwar starteten die Gäste nicht gut in den Satz, aber nach einer Auszeit von Trainer Itamar Stein beim Stand von 6:2 für die SVG, wurde es viel besser. Die Hausherren hatten nun ihre Schwierigkeiten mit den harmlos wirkenden Aufschlägen von Grizzly-Mittelblocker Noah Baxpöhler. Die Angaben waren aber so tückisch, dass die Lüneburger ihr Angriffsspiel nun nicht so leicht aufziehen konnten. Die Grizzlys konnten zum 10:10 ausgleichen. Trainer Stein wechselte nun JT Hatch ein und das stabilisierte die Giesener Annahme nochmals. Hatch war auch im Angriff erfolgreich und brachte die Gäste mit 15:13 in Führung. Diese Führung hielt bis zum Ende des Satzes, weil Zuspieler Arash Dosanjh Angreifer Ethan Champlin immer wieder mustergültig in Szene setzte. Dann kam die große Aufschlagshow von Mich Ahyi. Beim Stand von 20:23 gelang ihm ein halbes Ass und danach drosch Ahyi einen Aufschlag direkt auf die Linie zum 20:25. Der Satzausgleich war perfekt. Die LKH-Halle war nun kurzzeitig fest in Giesener Hand.

Mich Ahyi (rechts) und JT Hatch hatten nach dem zweiten Satz gut lachen.

Lüneburg bekommt ein Länderspiel

In der Satzpause verkündete der Hallensprecher die Vergabe eines Volleyballländerspiels nach Lüneburg. Am 23. August trifft die DVV-Auswahl auf Belgien. Die 3200 Zuschauer in der LKH-Arena waren aus dem Häuschen.

Zurück zum Niedersachsenderby. Im dritten Durchgang hatten die Gäste den besseren Start. Die Grizzlys führten mit 10:8. Plötzlich drehte die SVG aber wieder auf. Champlin kam mit seinen Angriffen nicht mehr durch und Ahyi wurde beim Stand von 12:11 monstermäßig von Blake Leeson und Ketrzynski geblockt. Drei Hammeraufschläge von Torwie und noch ein Block gegen Ahyi bedeuteten das 16:11 für Lüneburg. Die Grizzlys kamen aber noch einmal zurück. Ethan Champlin war mit guten Aufschlägen der Wegbereiter für den 16:16-Ausgleich. Die SVG konterte ihrerseits und ging mit 19:16 in Führung. Die Grizzlys schüttelten sich kurz und Ahyi glich mit einem Ass zum 20:20 aus. Anschließend unterliefen Hatch zwei Fehler und Lüneburg war wieder mit zwei Punkten in Front (22:20). Davon erholten sich die Grizzlys nicht mehr. Beim Stand von 24:23 gelang Miguel Sinfronio zwar ein Block, aber seine Mitspieler verloren kurz die Orientierung und der Ball landete im Giesener Feld. Der dritte Satz ging mit 25:23 an die SVG. Lüneburg führte nun mit 2:1.

Niklas Breilin, Mich Ahyi und JT Hatch (von links) kümmern sich um Ethan Champlin, der bei einem Abwehrversuch über die Bande sprang.

Die Grizzlys dominieren den vierten Satz

Die Gäste wollten aber unbedingt etwas Zählbares aus Lüneburg mitnehmen. Daher ist der vierte Satz auch schnell erzählt. Die Grizzlys waren vom ersten Punkt an das bessere Team in diesem Satz. Die Annahme funktionierte und die Giesener kämpften um jeden Ball. Das wurde beispielsweise beim Punkt zum 4:8 belohnt. Dem überragenden Ahyi gelang ein weiteres Ass zur 12:5-Führung. Und JT Hatch belohnte sich ebenfalls für seine gute Leistung mit dem Punkt zum 12:22. SVG-Trainer Bernd Schlesinger, der den erkrankten Stefan Hübner vertrat, gab der zweiten Garde eine Chance. Die Grizzlys machten aber kurzen Prozess und gewannen den vierten Durchgang mit 25:14. Damit musste der Tiebreak das Derby entscheiden.

So sah man Grizzlys-Coach Itamar Stein im vierten Satz des Öfteren.

Der Punktgewinn könnte noch wichtig werden

Der fünfte Satz war hart umkämpft. Die Grizzlys führten einmal mit 4:3. Dann gingen die Hausherren durch ein Ass von Ketrzynski mit 5:4 in Front. Es waren Kleinigkeiten, die schließlich entschieden. Beim Stand von 9:8 konnte Grizzlys-Libero Niklas Breilin einen Aufschlag von Ketzrynski nicht entschärfen und die SVG war mit 10:8 in Führung. Die Aufschlagstärke des Tabellenzweiten war nun das Zünglein an der Waage. Gegen Ketrzynski war jetzt kein Kraut gewachsen. Die Lüneburger gingen mit 14:12 in Führung. Dann ging Ahyi zum Aufschlag für die Grizzlys an die Linie. Der Ball landete aber im Aus. Die Lüneburger hatten wieder einmal bewiesen, das sie Tiebreak-Experten sind. Schon am Mittwoch gegen Berlin gewann die SVG mit 3:2. Die Grizzlys brauchten aber nicht traurig sein. Sie haben sich einen Punkt in einem spannenden und hochklassigen Volleyballspiel erkämpft. In der Tabelle bleiben die Grizzlys Tabellenfünfter. Der Punkt in Lüneburg könnte in der Endabrechnung noch ganz wichtig werden. Aktuell liegen die Grizzlys drei Zähler vor dem Sechstplatzierten Düren.