Die Sportfreunde Söhre haben Tabellenführer HC Eintracht Hildesheim in der 3. Liga Nordwest den ersten Punktverlust zugefügt. Am Ende sahen 2600 Zuschauer in der Volksbank-Arena ein 30:30-Unentschieden.

Was war denn das für ein Handballspiel? 40 Minuten lang dominierte Tabellenführer HC Eintracht Hildesheim das Derby gegen die Sportfreunde Söhre. Doch dann drehen die Sportfreunde auf und machen einen Neun-Tore-Rückstand wett. Aber der Reihe nach. Die Volksbank-Arena in Hildesheim war ausverkauft. 1300 Sportfreunde-Fans auf der einen, 1300 Eintracht-Fans auf der anderen Seite. Zunächst hatten die Hildesheimer mehr Grund zur Freude. Vor allem, weil Eintracht-Torwart Leon Krka wieder einmal einen guten Tag erwischte. Krka parierte in der ersten Halbzeit etliche Bälle. Das beflügelte seine Vorderleute. Eintracht zog baute so eine 5:4-Führung auf 11:4 aus (17.). Der Söhrer Rückraum fand kaum statt, die Hildesheimer Abwehr arbeitete im Stile einer Spitzenmannschaft. Bis zur Halbzeitpause waren die Hildesheimer die deutlich bessere Mannschaft. Die 17:10-Pausenführung war mehr als verdient.

Niklas Ihmann (links) kann sich nicht gegen die Eintracht-Abwehr durchsetzen.

Sportfreunde-Manager Matthias Ihmann saß in der Halbzeit etwas geschockt auf der Ersatzbank. „Ob wir das noch umbiegen können“, fragte Ihmann etwas hoffnungslos. Seine Miene sollte sich auch in der zweiten Halbzeit zunächst nicht erhellen. Eintracht-Trainer Daniel Deutsch wechselte nun Tjark Jonas und Lukas Quedenbaum auf den Außenpositionen ein. Ein Doppelpack Quedenbaums sorgte dann für die 23:14-Führung nach 40 Minuten. Die Eintracht-Fans wähnten sich schon auf der Siegerstraße.

„Nicht mit mir!“ Pascal Kinzel nach einer seiner unzähligen Paraden.

Sportfreunde-Trainer Sven Lakenmacher nahm seine zweite Auszeit und brachte nun den siebten Feldspieler. Die Maßnahme nun mit zwei Kreisläufer zu spielen zeigte schon bald Wirkung. Angefeuert von den immer lauter werdenden Sportfreunde-Fans holten die Söhrer Tor um Tor auf. Torwart Pascal Kinzel lief nun zur Höchstform auf und parierte nun eine Vielzahl von Bällen. Jonas und Jakub Tonar scheiterten reihenweise an Kinzel. In der 49. Minute traf Kreisläufer Norman Kordas zum 22:24. Der Rückstand war auf zwei Tore verkürzt. Zudem wirkten die Hildesheimer nun verunsichert. Eine klare Linie war nun kaum noch zu erkennen. Es war nun ein packendes Derby. Als Artjom Antonevitch in der 56. Minuten einen Siebenmeter zum 28:28-Ausgleich verwandelte stand die rechte Hallenhälfte Kopf. 80 Sekunden später traf Kordas sogar zur erstmaligen Führung für den Außenseiter.

Norman Kordas freut sich über die Aufholjagd.

Danach hielt Kinzel wieder einen Wurf und Sportfreunde hatten die Chance auf eine Zwei-Tore-Führung. Sie verdaddelten aber den Ball und Matteo Ehlers traf ins leere Tor zum 29:29. 45 Sekunden vor dem Ende traf Rene Gruszka zum 29:30. Sollte Eintracht die weiße Weste behalten? Nein. Drei Sekunden vor dem Ende wurde Kordas gefoult und die Schiedsrichter, die kein Team bevorteilten, entschieden auf Siebenmeter für Söhre. Antonevitch trat gegen Krka an und behielt die Nerven. Anschließend bejubelten die Sportfreunde den Punktgewinn, der sich wie ein Sieg anfühlte. „Wir sind die ersten die gegen Eintracht etwas geholt haben“, brüllte SF-Trainer Sven Lakenmacher seine Freude heraus. „Einfach geil. Wie wir den Rückstand aufgeholt haben, das ist Wahnsinn“, jubelte Torwart Kinzel, der in der zweiten Halbzeit der entscheidende Faktor war.

Die Sportfreunde-Party kann starten.

Während die Sportfreunde den Punktgewinn ausgiebig mit ihren Fans auf der Platte feierten, schlichen die Einträchtler mit gesenktem Haupt aus der Halle. „Dieses Unentschieden fühlt sich wie eine Niederlage an. Wir führen mit neun Toren und dann müssen wir die Führung ins Ziel bringen. Wir haben in den letzten 20 Minuten keine guten Würfe genommen und etwas den Faden verloren. Das darf uns nicht passieren“, sagte Daniel Deutsch. Für sein Team war es der erste Punktverlust. Für die Sportfreunde ein großer Schritt Richtung Klassenerhalt. Und für Handball-Hildesheim war es ein Handballspektakel, dass in der 3. Liga seinesgleichen sucht.

Symbolbild nach 60 Minuten: Eintracht-Spielmacher Matteo Ehlers liegt auf dem harten Hallenboden.