In Deutschland ist die Corona-Pandemie immer noch hochaktuell. Auch sämtliche Sportbereiche werden durch die Pandemie lahmgelegt. Doch wäre eine Wiederaufnahme des Sportbetriebs nicht schon fällig?

Schon viel zu lang liegt der Sportbetrieb vor allem im Amateurbereich auf Eis, im Fußball in Niedersachsen zum Beispiel kommt es höchstwahrscheinlich zum Abbruch der Spielzeit 2020/2021, es wäre folglich die zweite unvollendete Saison. So sieht es auch in vielen anderen Bereichen des Sports aus.

Zum Thema, ob denn eine Wiederaufnahme des Sportbetriebs nicht schon längst wieder möglich sei, erschien ein Interview auf fußball.de mit dem Internisten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Prof. Dr. Tim Meyer. Es wird dargelegt, dass man beim Neustart des Sportbetriebs Abstand von den Inzidenzwerten nehmen sollte. ,,Mit zunehmender Immunität in der Bevölkerung, zum Beispiel durch die Impfungen, aber auch als Folge von durchgemachten Corona-Infektionen, verliert der Inzidenzwert an Aussagekraft. Zudem kann es ausgesprochen hinderlich sein, diesen Wert für jeden kleinen Schritt zurate zu ziehen, weil dann ein ständiges Hin und Zurück entstehen kann, was erlaubt ist und was nicht. Das verhindert Planungssicherheit.“, so Meyer gegenüber fußball.de.

Weiter erklärt er in seinem Konzept, dass der Begriff Kontaktsport zum ,,Zwecke des Infektionsschutzes“ nicht differenziert genug sei. Viel lieber solle man bei den Sportarten als Erstes zwischen drinnen und draußen und als Zweites in Bezug auf die Nähe unterscheiden. Dies wird damit begründet, dass eine Corona-Infektion grundlegend über drei Wege übertragbar sei. Einmal die Aerosole, die vor allem in geschlossenen Hallen oder Räumen von Bedeutung ist, dann die Tröpfcheninfektion, die eine gewisse Nähe benötigt und zuletzt die Kontakte. Diese schätzte Meyer folgendermaßen ein: ,,Dass man durch einen Kontakt Corona weitergibt, ist erheblich weniger wahrscheinlich als über Tröpfchen oder Aerosole.“
Mithilfe dieses Konzeptes von Meyer würde man die Sportarten grob in drei Kategorien einteilen. Als Erstes sind die Sportarten draußen ohne Nähe am meisten begünstigt. ,,In der Mitte haben wir gemeinsam die Sportarten, die entweder draußen stattfinden und bei denen eine gewisse Nähe entsteht, oder diejenigen, die drinnen stattfinden ohne Nähe der Sporttreibenden.“ Und als Letztes seien Sportarten die drinnen und mit Nähe stattfinden am ungünstigsten.
Doch wie sind diese Kategorien nun zu beurteilen und wann könnten sie ausgeübt werden? Dazu erklärte Meyer fußball.de gegenüber weiter: ,,Die Sportarten der ersten Kategorie – draußen und ohne Nähe – können meiner Meinung nach sofort wieder in den Trainingsbetrieb gehen. Die ungünstige Variante – drinnen mit Nähe – kann nur mit einem vorgeschalteten Testkonzept wieder starten. Die mittlere hat die Wahl: Entweder liefern die Sportarten Konzepte, wie sie trainieren können mit organisatorischen Auflagen, z. B. Abstände. Oder, wenn das für sie nicht praktikabel ist, machen sie auch ein Testkonzept.“
Erstes Ziel wäre folglich die Wiederaufnahme in den Sportbereichen abhängig von den Kategorien. Wenn dies nach drei bis vier Wochen gut liefe und es keine Infektionen gäbe, könnten sogar schon die nächsten Schritte erreicht werden. ,,Für die Kategorie „draußen und keine Nähe“ würde das bedeuten, dass Wettkämpfe beginnen könnten. Für die anderen beiden käme dann entsprechend die jeweils höhere Kategorie in Frage.“
Bei dem Konzept solle man ebenfalls Regelungen vermeiden, wie Zweiergruppen, Abstand von zwei oder fünf Metern, denn diese seien zu wenig sportgerecht. Ähnlich beurteilt Meyer die geltenden Regelungen, die Sport-fern und bürokratisch wirken. Es würde sich eher einfach um das Dezimalsystem bemüht worden: ,,Mal fünf Sportler, mal zehn, mal 20. Das ist willkürlich und orientiert sich nicht an den Realitäten des Sports.“
Insgesamt könnte dieses Konzept von Meyer zur Wiederaufnahme des Sportbetriebes beitragen, es sollte wenigstens zur Rate gezogen und mit den momentanen Regelungen verglichen werden. Vor allem wäre es auch für Kinder und Jugendliche von großer Bedeutung neben der Schule wieder auf die Sportplätze zurückzukehren und das unabhängig von den derzeitigen Inzidenzwerten. Denn selbst wenn man nicht zu 100 Prozent ausschließen könne, dass es zu Ansteckungen auf dem Spielfeld kommt, sei es doch sehr unwahrscheinlich.