Für den VfV Borussia 06 Hildesheim läuft es so gut wie schon lange nicht mehr in der Liga. Aus 11 Spielen holte die Mannschaft von Benjamin Duda beeindruckende zehn Siege. Wir haben für euch auf das erste absolvierte Drittel der Saison geschaut und mit VfV06-Präsident Michael Salge gesprochen.

Zahlen lügen nicht, oder doch?

Mit 30 Zählern und sechs Punkten Abstand auf den Zweitplatzierten aus Delmenhorst liegt man nach dem 11. Spieltag unangefochten an der Tabellenspitze der Oberliga Niedersachsen. Zum Vergleich – in der letzten Saison 2018/2019 belegte die Domstadtelf am Saisonende Platz sieben mit 44 Punkten.
Schaut man auf die Verläufe der letzten acht Saisons in der OL Niedersachsen dann sticht heraus, dass fünf Teams, die nach dem 11. Spieltag auf Rang eins lagen, am Ende der Saison auch die Meisterschaft für sich entscheiden konnten (vgl. Tabelle 1). Populisitisch gesprochen könnte man also sagen, dass (nimmt man die letzten acht Saisons der Oberliga Niedersachsen als Referenz) die Wahrscheinlichkeit, dass der VfV06 kommende Saison wieder in der Regionalliga Nord spielt, bei 62,5% liegt.

Eine vergleichbare Situation gab es zuletzt vor fünf Jahren. In der Auftstiegssaison 2014/2015, wo durch gute Leistungen eine ähnliche Euphorie in Hildesheim entstand, lag der VfV06 nach 11 Spieltagen mit 22 Punkten auf Rang drei, jeweils fünf Punkte hinter dem späteren direkten Aufsteiger SV Drochtersen/Assel und dem SSV Jeddeloh, der in den letzten zwei Dritteln der Saison bekanntlich noch vom zweiten Platz verdrängt werden konnte. Die Relegationsrunde zum Regionalligaaufstieg wurde dann Geschichte.

Duda und „Stoffi“ – dieser Typ Trainer passt einfach

Damals war Jürgen Stoffregen Chef-Coach des VfV06. Er und der jetzige VfV06-Coach Benjamin Duda ähneln sich bei genauerem Hinschauen mehr als gedacht. Zwar vergleichen wir hier zwei Trainer, die in komplett unterschiedlichen Generationen in den Fußball hineingeboren wurden (Duda 31 Jahre alt, Stoffregen 62 Jahre alt), vom Typos her kann man jedoch gleichende Züge erkennen. Eben diese Züge sind es, die dem Spiel der Domstadtelf so gut tun. So wie Stoffregen es tat, wirkt auch Benjamin Duda authentisch. Es ist dieses Kumpelhafte aber gleichzeitig Autoritäre, autoritär hier natürlich nicht im negativen Sinne, was diesen Typ Trainer so wertvoll macht. Diese Fähigkeit ist etwas ganz besonderes, da sie einerseits Vertrauen und Nähe zu den Spielern schafft, die Akteure aber andererseits Kritiken und harte Entscheidungen akzeptieren ohne groß zu murren – sie wissen, dass der Chef auch rigoros durchgreift, wenn es denn sein muss. In einfachen Worten: Es ist eine Beziehung zwischen Trainer und Spielern, die durch Ehrlichkeit geprägt ist. So nimmt Duda kein Blatt vor den Mund und findet deutliche Worte, wenn ihm etwas nicht passt oder er sieht, dass das Team sein Potential nicht voll ausgeschöpft hat. Außerdem vertraut Duda, so wie sein erfolgreicher Vorgänger auch, auf ein stabiles Stammelf-Grundgerüst. Nur so kann sich eine Mannschaft finden und spielerische Abläufe auch verinnerlichen. 

Interview mit VfV06-Präsident Michael Salge

Wir haben uns mit VfV06-Präsident Michael Salge zu einem Kurzinterview getroffen und ihn zur aktuellen Lage der Domstadtelf befragt.

SNHI: Guten Tag Herr Salge. Was für ein Gefühl durchströmt Sie aktuell, wenn Sie sich die Ligatabelle anschauen und was waren die Ziele vor dem Saisonstart?

M. Salge: „Zunächst muss ich festhalten, dass die aktuelle Situation sicherlich eine sehr schöne Momentaufnahme darstellt. Die gilt es ganz klar zu genießen. Und natürlich ist es eine große Freude zu sehen, dass sich das gesamte Team mit dem sportlichen Erfolg für dessen Einsatz selbst belohnt. Wenn man dann sieht, wie viele Zuschauer zu den Heimspielen wieder kommen, dann weiß man auch, welchen Stellenwert der Fußball in dieser Region hat und das freut uns sehr!

Unser Ziel zu Saisonbeginn war es, unter die ersten fünf Mannschaften am Ende der Saison zu kommen, attraktiven Offensivfußball zu spielen und eine Mannschaft, nicht nur für eine Saison, aufzubauen.
An diesen Zielen halten wir fest, auch wenn das aktuell Erreichte natürlich überragend ist. Es bleibt allerdings eine Momentaufnahme und wir wissen, wie schnell sich eine Entwicklung im Fußball auch ändern kann.“

SNHI: Wie konntet ihr Benjamin Duda für euch gewinnen, was zeichnet ihn aus und was macht ihn und sein Funktionsteam derzeit so erfolgreich?


M. Salge: „Bereits beim ersten Gespräch, welches ich mit Benjamin geführt habe, herrschte eine große beidseitige Sympathie. Ich glaube, wir konnten Benjamin von unserem Projekt in Hildesheim begeistern, umgekehrt hat er in der Folge sämtliche Verantwortlichen sofort von seiner Person als Trainer und als Mensch, aber auch von seiner Spielphilosophie, überzeugt. Wir waren uns sicher, dass das junge Trainerteam mit Thomas Siegel als Sportkoordinator gemeinsam einen neuen Weg einschlagen wird. Die Trainer haben es geschafft, das Team zusammenzuschweißen und die neuen Spieler hervorragend zu integrieren. Jeder zieht mit Begeisterung mit, das merkt auch jeder Zuschauer an der Spielweise der Mannschaft. Im Übrigen ist das analytische Vorgehen des Trainerteams wirklich beeindruckend.“

SNHI: Am 15. Spieltag (3.11) geht es auswärts gegen den jetzigen Verfolger Nummer eins und bis dato ungeschlagenen Atlas Delmenhorst. Was sagst du zur Bedeutung dieses Spiels?


M. Salge: „Wir tun gut daran, uns zunächst immer auf den kommenden Gegner zu konzentrieren, denn wenn wir dies nicht machen würden, wird es am 15ten Spieltag auch kein Spitzenspiel geben. Die bevorstehenden Aufgaben mit drei Spielen sind anspruchsvoll genug. Wenn denn am 15ten Spieltag eine ähnliche Situation gegeben ist, wie aktuell, wird dies natürlich ein absolutes Topspiel. Atlas Delmenhorst mit einer großen Fanunterstützung und Begeisterung ist ein absolutes Topteam der Liga auf Augenhöhe. Für uns wäre es die Chance, sich in diesem direkten Duell auch von Atlas Delmenhorst etwas abzusetzen. Bei der Spielstärke und der Stimmung in Delmenhorst wird es extrem schwer, allerdings traue ich unseren Jungs durchaus zu, auch in diesem Spiel etwas mitzunehmen.“

SNHI: Sie sind schon sehr lange Präsident beim VfV06 und haben einiges gesehen und miterlebt – können Sie sich an eine vergleichbare Situation erinnern, in der es eine derart erfolgreich spielende Hildesheimer Mannschaft gab?


M. Salge: „Natürlich habe ich in meiner Zeit, in der ich mich in dem Verein engagiere, viele Höhen und Tiefen erlebt, aber eine vergleichbare Aufbruchsstimmung gab es in dem Jahr, in dem wir in die Regionalliga aufgestiegen sind und in dem Zeitraum danach. In dieser Zeit haben wir viele Hildesheimer begeistern können, die zu unseren Heim- oder auch Auswärtsspielen gekommen sind. Dies erleben wir aktuell auch. Es ist schön, dass so viele Hildesheimer diesen attraktiven Fußball unseres Teams honorieren.“

SNHI: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und viel Erfolg weiterhin. 

Bodenhaftung und Refexion sind wichtig

Trotz der aktuell mehr als guten Ausgangsposition für das zweite und dritte Drittel der Saison bleiben die Verantwortlichen des VfV06 auf dem Boden. Nach dem letzten 3:0 Auswärtssieg in Tündern sprach Duda davon, dass man „mit einem blauen Auge“ davon gekommen sei. Nicht immer waren die Leistungen nämlich so überzeugend, wie gegen die vermeintlichen Spitzenteams aus Egestorf, Spelle oder Heeslingen. Gerade gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller wie Emden, Northeim oder eben Tündern, tat sich die Domstadtelf teilweise schwer und hatte mitunter auch etwas Glück die Siege in diesen Spielen noch geholt zu haben.
Hoffen wir für die Region Hildesheim, dass es so weiter geht für den VfV06.