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Das war nichts für schwachen Nerven. In letzter Sekunde schafft der VfV 06 im Niedersachsenpokal-Halbfinale den Ausgleich. Im anschließenden Elfmeterschießen zeigen sich die Hildesheimer treffsicher.
Zwei Stunden Pokalfight hatten so einiges zu bieten. Das Halbfinale des Niedersachsenpokals zwischen dem VfV 06 Hildesheim und dem USI Lupo Martini Wolfsburg war an Emotionen kaum zu überbieten. Am Ende setzte sich der VfV mit 7:5 nach Elfmeterschießen durch. Dabei leistete sich der VfV einen Fehlstart und lag zur Pause mit 0:2 zurück. Viele der 1114 Zuschauer sahen das Kapitel der verpassten Chancen in den DFB-Pokal einzuziehen, um eine Episode reicher. „Immer wenn es um etwas geht, dann scheitern wir“, sagte ein Fan. Er sollte nicht Recht behalten. Dazu benötigten die Hildesheimer aber durchaus etwas Wolfsburger Unterstützung. Eine ungewöhnliche rote Karte sollte der Startschuss für eine wilde zweite Halbzeit sein. Ein Wolfsburger Betreuer verpasste VfV-Trainer Björn Kollecker in der Coachingzone eine Kopfnuss. Daraufhin sah der Wolfsburger die rote Karte und musste den Innenraum verlassen. Auf das Spiel hatte das vielleicht nur sekundären Einfluss, aber es war der Startschuss für die Hildesheimer Aufholjagd. Die Hildesheimer hatten nun den Kampf endgültig angenommen. Die weißen Trikots der Hildesheimer hatten längst ein gepflegtes Braun angenommen. Innenverteidiger Niklas Rauch hatte sich sogar so reingehängt, das sein Gesicht Dreck verschmiert war.
Can Gökdemir erzielte nach 57 Minuten den Anschlusstreffer. Die Hoffnung auf das Pokalfinale lebt auf einmal wieder. Die Fans machten ordentlich Alarm und in der zweiten Minute der Nachspielzeit belohnte der gute Rauch sich und seine Kollegen für den enormen Aufwand. Björn Rührer, der Vorstand Sport, war nervlich am Ende. „Ich halte so viel Spannung nicht aus. Rührer konnte in den letzten drei Minuten nicht mehr hinschauen. Die Trainer Kollecker und Marcel Hartmann entschieden sich kurz vor dem Abpfiff noch für eine ungewöhnliche Maßnahme. Es folgte ein Torwartwechsel. Tommy Henze machte für Tobias Dahncke Platz. „Das war eine Bauchentscheidung“, sagte Hartmann, der das mit Kollecker und Torwart-Trainer Sascha Algermissen ganz kurzfristig entschied.
Nach über 96 Minuten pfiff der Schiedsrichter ab. Im weiten Rund herrschte zunächst verhaltener Jubel. Der späte Ausgleich verhinderte das Aus im Halbfinale. Gewonnen war aber noch nichts. Das sollte sich wenige Augenblicke später ändern. Vorstand Sport Rührer war zu diesem Zeitpunkt schon fix und fertig und ließ während des Elfmeterschießens seinen Tränen freien Lauf. Er konnte sich auf die Treffsicherheit seiner Schützen verlassen. Mohammad Baghdadi, Finn Kiszka, Carlos Christel, Rauch und Fred Mc Mensah verwandelten sehr sicher. Obwohl die Platzverhältnisse rund um den Elfmeterpunkt alles andere als gut waren. „Da war schon viel Wasser mit im Spiel und man musste sich sehr gut konzentrieren“, sagte Niklas Rauch hinterher. Der eingewechselte Dahncke konnte zwar keinen Elfmeter parieren, den Schuss von Justin Cimino guckte der Keeper an den Pfosten. Riesenjubel im Lager des VfV. Als Mc Mensah den entscheidenden Elfmeter verwandelte kann der Jubel keine Grenzen mehr. Mannschaft und Trainer liefen zum Siegtorschützen. Die Jubelarie ging weiter. Zunächst mit einer La-Ola-Welle vor der EVI-Tribüne und dann mit einer „Humba“ bei den Stehplatzfans. Finn Kiszka wurde von den Fans auf das Dach der Auswechselbank gerufen.
Damit gibt es vorerst kein weiteres Kapitel in Sachen verpasste Chancen auf den Einzug in den DFB-Pokal. Im Finale des Niedersachsenpokals treffen die Hildesheimer nun am 25. Mai im eigenen Stadion auf Atlas Delmenhorst. „Darauf freuen wir uns. Ich hoffe auf viele Zuschauer. Zudem wird das Spiel live in der Pokalkonferenz in der ARD übertragen. Das ist ein Highlight für Hildesheim“, sagte Präsident Michael Salge nach dem Spiel. Gegen den Pokalsieg und den Einzug in den DFB-Pokal hätte der Präsident sicher auch nichts einzuwenden. „Wir müssen aber auch erst noch gegen Delmenhorst gewinnen. Das wird nicht einfach“, sagt Salge. Die Einnahmen von gut 200.000 Euro würden dem Verein gut tun. Auf eine emotionale Achterbahnfahrt wie im Halbfinale kann Björn Rührer aber im Finale sicher verzichten.