Nach dem der Tennis-Club Alfeld (TCA) in den vergangenen Jahren durch hervorragende Platzierungen bei Landes- und nationalen Meisterschaften, außergewöhnlichen Leistungen bei Turnieren im In- und Ausland sowie dem knapp verpassten Regionalligaaufstieg im Sommer immer wieder Aufsehen erregt und damit die bemerkenswerte Entwicklung des Vereins und seiner Akteure unterstrichen hat, soll nun im April ein neues Kapitel der Club-Geschichte geschrieben werden

Mit Tim Nekić hat der Verein einen Ausnahmeathleten als Trainer gewonnen. Doch damit nicht genug: Der gebürtige Wilhelmshavener gestaltet nicht nur das Mannschaftstraining sämtlicher Teams mit Ausnahme der ersten Herren, in der er selbst aufschlagen wird (AZ berichtete) – sondern leitet zudem seine eigene, an den Verein gekoppelte Tennisschule.

Gemeinsame Vision und Vertrauen als Grundlage

Ich bin voller Vorfreude und total heiß auf die neue Aufgabe. Die Entwicklung, die der TCA unter Sebastian Wöhler genommen hat und das außergewöhnliche, familiäre Klima innerhalb des Vereins haben mich sofort überzeugt
betont der 28-Jährige. 

So hätten sich Nekić und Wöhler im Dezember zusammengesetzt und binnen weniger Gespräche festgestellt, dass sie dieselbe Vision verfolgen. „Ich kenne Basti schon ewig und hatte als Spieler bereits zwei tolle Jahre an der Jahnstraße. Nun wollen wir den Verein gemeinsam weiterentwickeln“, berichtet Nekić.
Doch was hat der 28-Jährige in Alfeld vor?

Ich werde von morgens bis abends auf dem Platz stehen und dabei, abgesehen vom normalen Mannschaftstraining der Junioren-, Damen- und Altersklassenteams sowie der Nordliga-Herren-Reserve auch viele Einzelstunden anbieten
sagt der Rückkehrer.

Eine Vereinsmitgliedschaft ist für das Einzeltraining zunächst nicht nötig: „Mitglieder können ihre Stunden ganz regulär buchen, aber auch Nicht-Mitglieder haben in Form von Schnuppertrainings die Möglichkeit, sich ein Bild zu machen“, erklärt der Neu-Alfelder.
Vorsitzender und Erfolgscoach Wöhler, der weiterhin den Trainings- und Spielbetrieb der ersten Herren leiten wird, verspricht sich von der Verpflichtung seines früheren Schützlings einen regelrechten Boom: „Wir haben explizit eine Tennisschule gesucht, die im TCA den Trainingsbetrieb organisiert und partiell neu strukturiert – und Tim hat einen Verein gesucht, in dem er sich mit seiner Idee einer eigenen Tennisschule selbstständig machen kann. Von daher haben sich hier zwei Parteien gesucht und gefunden“, berichtet Wöhler. Das durch viele gemeinsame Erlebnisse auf und neben dem Tenniscourt gewachsene Vertrauen sowie die sich deckende Zukunftsvision seien zudem ein gutes Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. 

Schnuppertrainings im April geplant

Den Fokus will das Duo zukünftig noch stärker auf den Tennisnachwuchs legen: „Wir starten im April bereits mit einigen Schnuppertrainings“, erzählt Nekić. So sind für den 16. und den 23. April bereits zwei Trainingseinheiten für Kinder zwischen fünf und zehn Jahren geplant. „Ergänzend dazu sind individuell für Kinder, Jugendliche und Erwachsene auch noch weitere Termine möglich – die beiden fixen Trainingseinheiten richten sich aber explizit an Kinder, die einen Einblick in unser Konzept gewinnen möchten“, so der 28-Jährige. Anmeldungen sind unter Mobil: 0176/43883645 oder unter E-Mail: nekictim@yahoo.com möglich.
Hinsichtlich seiner Philosophie differenziert Nekić zwischen Breiten- und Leistungssport: „Grundsätzlich lautet mein Motto: ‚Ohne Spaß, kein Erfolg‘. Aber es ist auch klar, dass ich – wenn ich leistungsorientiert Tennis spiele – eine Vielzahl an Fähigkeiten mitbringen muss“, sagt der neue TCA-Trainer. So seien Ehrgeiz, ein starker Wille und Fleiß die Grundvoraussetzung, um sich in Richtung Spitzenklasse zu bewegen. „Wenn man tatsächlich anstrebt, Tennisprofi zu werden, bedeutet das jede Menge Entbehrungen. Ich begleite junge Sportler gerne auf ihren ersten Schritten in diese Richtung“, sagt er. Grundsätzlich gehe es dem 28-Jährigen aber darum, primär Kinder und Jugendliche vom Tennissport und ein lebenslanges Sporttreiben zu begeistern: „Der Tennissport vereint Kraft, Ausdauer, Koordination und mentale Komponenten wie nur wenige andere Sportarten“, meint Nekić. Zudem sei man trotz der Kategorisierung als Einzelsport im TCA Teil eines tollen, multikulturellen Teams, in dem neben dem Sport auch die Gemeinschaft eine zentrale Säule des Vereinslebens darstelle.  

Das ist Tim Nekić (Infokasten)

Am 9. Dezember 1992 in Wilhelmshaven geboren, verfolgte Nekić schon früh zielstrebig den Traum, Tennisprofi zu werden. Über diverse Nachwuchskader und Tennisbases arbeitete sich der neue Alfelder Trainer bei den Junioren bis in die erweiterte Weltspitze vor und schlug sogar auf dem „heiligen Rasen“ von Wimbledon auf. „Es war schon beeindruckend, ein Wimbledon-Handtuch in die Hand gedrückt zu bekommen und auf einmal in denselben Kabinen zu sitzen, in denen normalerweise die ganz Großen anzutreffen sind“, berichtet der 28-Jährige.
Mit dem Übergang in den Seniorenbereich war der Deutsche mit kroatischen Wurzeln auf dem Weg, sich in die Top 200 der Welt vorzuarbeiten, bis ihn eine schwere Oberschenkelverletzung um ein Jahr zurückwarf. „Im Prinzip ist der Traum von der ganz großen Karriere damit ausgeträumt gewesen. Dennoch habe ich mich noch einmal zurückgearbeitet und meine Laufbahn zumindest noch mit einigen tollen Erlebnissen abrunden können“, erinnert sich der Neu-Alfelder. So stellten der Sieg eines ATP-Turniers in Bad Salzdetfurth gemeinsam mit Coach Sebastian Wöhler sowie die Teilnahme am berühmten Turnier am „Hamburger Rothenbaum“ die größten Höhepunkte des charismatischen Linkshänders dar.
Nach seiner aktiven Laufbahn, die ihn auch für zwei Spielzeiten zum TCA führte, absolvierte Nekić eine Trainerausbildung und coachte unter anderem den Club zur Vahr in Bremen sowie den TC Lilienthal, den er nun für das Abenteuer TC Alfeld verlässt.
Dass Nekić mit Sicherheit kein Ja-Sager ist, verdeutlicht zudem seine Einstellung zum Sport: „In meinen Augen ist die Bereitschaft, sich auch mal zu quälen essentiell, um sportlichen Erfolg zu haben. Das fehlt mir heutzutage bei vielen Nachwuchssportlern“, sagt er. Das Ziel des 28-Jährigen sei daher einerseits, möglichst viel aus ambitionierten Nachwuchssportlern herauszuholen, andererseits aber auch eine grundsätzliche Begeisterung für den Sport zu entflammen.   

Text: D. Paasche