Spitzenreiter SV Ippensen in puncto Fairness kein Unbekannter – Coach Holger Dzösch hasst Grätschen - 994 bewertete niedersächsische Teams peilen neuen Rekord an – Rotenburg belegt Platz 1 im Kreisvergleich – Der Heidekreis ist Schlusslicht

Sie haben in den vergangenen Jahren Sportartikel-Gutscheine in Serie abgeräumt, ehe Corona ihren Beutezug 2021 stoppte. In den Jahren 2017, 2018 (jeweils Platz 2), 2019 und 2020 (jeweils Platz 1) gehörten die Fußballer der ersten Mannschaft des SV Ippensen im VGH Fairness-Cup jeweils zu den drei prämierten Mannschaften im Zuständigkeitsbereich der VGH-Regionaldirektion Stade. Doch 2021 machte der pandemiebedingte Saisonabbruch dann einen Strich durch ihre Rechnung, zum fünften Mal in Folge zuzuschlagen. Aber jetzt spricht einiges dafür, dass das Team aus der Lüneburger Bezirksliga 3 in diesem Jahr seinen Appetit auf Auszeichnungen sogar in noch größeren Gewässern stillen könnte. Denn in der Halbzeitwertung des VGH-Fairness-Cup 2021/22 belegt die Mannschaft von Trainer Holger Dzösch unter insgesamt 994 von den Kreisligen bis zur 1. Bundesliga bewerteten Mannschaften niedersachsenweit Rang 1. Ganze zehn gelbe Karten haben die Kicker um Kapitän Nils Klindworth in ihren bisherigen 17 Saisonspielen erst gesammelt und schicken sich an, dass der Gesamtsieger des Wettbewerbs 2022 zum zweiten Mal nach dem FC Ostereistedt/Rhade im Jahr 2008 aus dem NFV-Kreis Rotenburg kommen könnte.
Im bereits zum 29. Mal ausgetragenen VGH Fairness-Cup werden gelbe Karten mit je einem, gelb-rote Karten mit je drei und rote Karten mit je fünf Strafpunkten geahndet, zusätzlich schlagen Sportgerichtsurteile oder auch das Nichtantreten von Mannschaften mit zehn Zählern zu Buche. Die Summe der Strafpunkte geteilt durch die Anzahl der Saisonspiele ergibt den Fairness-Quotienten, und der liegt für die Ippenser bei 0,58.

Doch bevor sie am Ende der Spielserie vielleicht den ganz großen Fisch am Haken haben, gilt es für die Schwarz-Weißen, einige Konkurrenten im weiteren Saisonverlauf auf Abstand zu halten, die ihnen im Fairness-Ranking dicht auf den Fersen liegen. Platz 2 belegt derzeit TuS Hermannsburg aus der Kreisliga Celle mit 0,6 Punkten (10 Spiele, 6 gelbe Karten) vor TSV Großenkneten (Kreisliga Oldenburg-Land/Delmenhorst, 0,7 Punkte, 17 Spiele, 12 gelbe Karten), SV Ahlerstedt/Ottendorf II (Kreisliga Stade, 0,71 Punkte, 14 Spiele, 10 gelbe Karten) und RW Sutthausen (Kreisliga Osnabrück Staffel D, 0,72 Punkte, 11 Spiele, 8 gelbe Karten). Und auch dahinter folgen noch zehn weitere Teams, die ebenfalls einen Quotienten mit einer Null vor dem Komma aufweisen können.

Und die Ippenser müssen künftig Patrick Behrens besser im Zaum halten, wie Holger Dzösch augenzwinkernd verrät. Denn Behrens hat mit vier Gelben fast die Hälfte des bisherigen Kartenkontingents gesammelt. „Im Übrigen aber sind die Jungs von Haus aus nicht unfair, haben ganz einfach verinnerlicht, dass sie sich insbesondere verbal zurücknehmen müssen“, weiß der 54-Jährige, der die Mannschaft seit 2019 trainiert. „Als Trainer kann man auch nur bedingt Einfluss auf die Einstellung nehmen. Das Einzige, das ich den Spielern immer wieder mit auf den Weg gebe: Ich hasse Grätschen“, so der Coach.
„Wir haben geahnt, dass wir im VGH Fairness-Cup relativ weit vorn liegen müssten. Aber das wurde im Mannschaftkreis nicht ständig kommuniziert und der Gesamtsieg wird nun auch nicht explizit als Saisonziel verfolgt“, blickt Dzösch vielmehr dem Auftakt der Rückrunde entgegen. In Staffel 1 der Bezirksliga 3 belegen die Ippenser derzeit Rang 4 und müssen noch drei Spiele bestreiten. Am 6. Februar geht es mit einem Auswärtsspiel beim direkten Verfolger TV Sottrum weiter und ab dann gilt es den Punktevorsprung auch gegenüber dem 1. FC Rot-Weiß Achim zu wahren, um mit dem Erreichen der Aufstiegsrunde das inzwischen ausgegebene Saisonziel zu erreichen. „Das hätten uns die Wenigsten zugetraut, aber noch ist ja auch nichts in trockenen Tüchern“, so Dzösch, der nun aber keineswegs davon träumt, in der Aufstiegsrunde noch einmal richtig groß angreifen zu können. „Dafür nehmen wir ganz einfach zu wenig Punkte aus der Quali mit.“
Es wird noch viel Wasser den Kuhbach, dem Rinnsal, das die die Ippenser Orsteile Klein und Groß Ippensen trennt, hinunterlaufen, bevor feststeht, ob dem SV der ganz große Fairness-Erfolg gelingt. Es würde sich ohne Frage lohnen. Denn das Siegerteam im VGH Fairness-Cup wird mit einer festlichen Ehrung und einem Trainingslager im Sporthotel Fuchsbachtal in Barsinghausen belohnt. Das zweitplatzierte Team des Fairness-Wettbewerbs darf sich auf einen Sportartikelgutschein im Wert von 2.000 Euro freuen und die drittplatzierte Mannschaft erhält einen Sportartikelgutschein im Wert von 1.500 Euro. Auch zahlreiche weitere Mannschaften werden nicht leer ausgehen. Denn die VGH-Versicherungen und die Öffentlichen Versicherungen aus Braunschweig und Oldenburg zeichnen zusätzlich zu den drei fairsten niedersächsischen Mannschaften auch in ihren Regionaldirektionen die jeweils drei fairsten Teams aus. Die insgesamt 39 Mannschaften erhalten Pokale und obendrein profitieren ihre Nachwuchsteams. Denn für die Plätze 1 bis 3 gibt es Sportausrüstungen im Wert von 1.200, 800 bzw. 500 Euro für den Nachwuchs.
Weit entfernt von so einer Prämie ist der SV Osloß aus der Gifhorner Kreisliga A. Mit einem Quotienten von 6,0 stellt er das unrühmliche Schlusslicht im Fairness-Ranking. Die ein Kopfschütteln provozierende Bilanz aus 7 Spielen: 26 gelbe sowie je zwei gelb-rote und rote Karten. Aber auch SV Reislingen-Neuhaus (Bezirksliga 1 Staffel C Braunschweig, 5,9) und SV Dicle Celle (Kreisliga Celle Staffel 1, 5,89) können auf ihren Quotienten mit einer 5 vor dem Komma alles andere als stolz sein.
Im Vergleich der 32 NFV-Kreise hat Diepholz (Durchschnittsquotient der 32 bewerteten Teams ist 2,29) seine Führung an Rotenburg (23 Teams, 2,02) abtreten müssen. Schlusslicht ist der Heidekreis (20 Teams, 2,72). Kurios. Sowohl die fairste als auch die härteste Staffel kommen aus der Braunschweiger Bezirksliga 1. In Staffel B glänzen die bewerteten sechs Teams mit einem Quotienten von 1,57, während die sechs Teams der Staffel C diesen Wert mit 3,5 mehr als verdoppeln.

Vielversprechend: Mit ihrem Durchschnitts-Quotienten von 2,36 erzielen die 994 bewerteten Teams das zweitbeste Ergebnis in der Wettbewerbsgeschichte. Halten sie sich auch in der Rückrunde in puncto Kartensammeln vornehm zurück, so könnte der Bestwert wackeln, den die damals 957 bewerteten Mannschaften in der Spielzeit 2018/19 mit 2,34 aufstellten.