Vor wenigen Wochen herrschte noch pure Freude bei den Helios GRIZZLYS Giesen. Nach dem Spiel gegen die Volleyball Bisons Bühl ist dagegen Tristesse angesagt. Das Ziel Play-Offs wird jetzt ein ganz hartes Stück Arbeit.

Wer weiß was passiert wäre, wenn die Helios GRIZZLYS Giesen vor knapp vier Wochen nach dem ‚Berlin-Wochenende‘ nicht auf Rang vier geklettert wären. Seit dem VCO-Spiel kassierten die Mannen von Trainer Itamar Stein vier Niederlagen, die letzte erst am gestrigen Abend im so wichtigen Spiel gegen die Volleyball Bisons Bühl. Für den Cheftrainer war das 1:3 (25:22, 20:25, 24:26 & 23:25) ein Tiefpunkt:

Seit dem Berlin-Wochenende haben wir kein Spiel mehr von Anfang bis Ende gut gespielt. Wir hatten immer unsere Höhen, aber auch viele Tiefen. Heute war allerdings der Tiefpunkt!
GRIZZLYS-Trainer Itamar Stein

GRIZZLYS-Geschäftsführer und sportlicher Leiter Sascha Kucera hatte vor dem Spiel die Bedeutung der Partie untermauert: „Das ist ein Spiel mit Finalcharakter um die Play-Offs.“ Auch der Ex-Giesener Stefan Thiel, der gestern mit den Bisons aus Bühl in der Volksbank-Arena zu Gast war, schätzte die Bedeutung ähnlich ein: „Wir werden das Spiel wie ein Endspiel angehen.“ 

Nach 105 Minuten Spielzeit stand mit den Volleyball Bisons Bühl am Ende ein klarer und verdienter Sieger zu Buche. Die Gäste überholten die Giesener dank des Auswärtssieges und springen in der Tabelle auf den wertvollen 8. Rang. Die Hausherren dagegen schlichen mit gesenktem Kopf davon. Trainer Stein war sichtlich enttäuscht nach der Niederlage:

Das war ein Sechs-Punkte-Spiel, das war unser Pokalfinale, das müssen wir einfach gewinnen.
Itamar Stein

Dabei hatte alles so gut angefangen. Stein schickte zu Beginn Timon Schippmann, Stijn van Tilburg, Hauke Wagner, Jan Röling, Magloire Mayaula, David Seybering und Libero Milorad Kapur auf das Feld – mit Erfolg. Hauke Wagner punktete eifrig, auch die Mitte um Mayaula und David Seybering kam besser zum Zug. Schnell erarbeiteten sich die Hausherren eine kleine Führung (8:5). Bühl schaffte es jedoch den Kontakt zu halten, insbesondere Niklas Kronthaler kam immer wieder zu Punkten. Bis zum 22:21 blieben die Bühler dran, doch dann punktete Hauke Wagner und ein Block von Stijn van Tilburg schlug im Bühler Feld ein, so sicherten die Giesener Satzbälle (24:21). Nach einem Block ins Aus der Bisons stand der Satzgewinn (25:22) fest.  

Wir haben gut angefangen, es sah gut aus für uns, auch weil Bühl nicht gut im Spiel war zunächst.
Itamar Stein

Doch wie in den vergangenen Wochen auch, verloren die GRIZZLYS anschließend den Faden. Bühl war nun präsenter in der Annahme und Feldabwehr und auch im Angriff fanden Kronthaler, Simon Gallas oder die Mittelblocker Mathäus Jurkovics und Paul Henning immer wieder Lücken im GRIZZLYS-Block, was auch der Trainer später kritisierte.

Unser Block hat wieder nicht funktioniert.
Itamar Stein

Auch die Annahme bereite Probleme, sodass es nie leicht für Zuspieler Jan Röling oder seine Angreifer wurde. Über 14:17 und 19:22 sicherten sich die Bühler dann gleich vier Satzbälle (20:24). Stijn van Tilburg verschlug einen Angriff und schon Stand es 1:1 (20:25). Jan Röling bilanzierte nach dem Spiel:

Wir müssen in allen Elementen ein bisschen besser werden, ich nehme da keinen raus, auch nicht mich.
Jan Röling

Der dritte Durchgang war dann ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst führte Bühl 1:3 und 6:8, plötzlich lagen die GRIZZLYS aber kurz vorn (11:10). In der Crunchtime ging es ebenfalls eng zu. Niklas Kronthaler sorgte für zwei Satzbälle für Bühl (22:24), beide wehrten die GRIZZLYS ab. Zunächst leisteten sich die Bühler einen Aufstellungsfehler bei der Angabe, dann blockte van Tilburg gegen Gallas zum 24:24. Den dritten Satzball verwertete Hauke Wagner für die Bühler, nachdem er einen Ball ins Netzt pritschte. 

Beide Mannschaften haben gekämpft, Bühl hat das definitiv gut gemacht. Vielleicht hatten sie das nötige Quäntchen Glück dazu auf ihrer Seite.
Jan Röling

Einen Punkt hatten sich die Gäste also bereits gesichert, die GRIZZLYS mussten für einen Sieg nun wieder in den Tie-Break. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Zunächst sah es in Satz vier aber wieder besser aus für die Giesener. Mit 12:7 lagen die Gastgeber bereits in Führung, doch wenig später hatten die Bühler den Vorsprung wieder egalisiert (13:13). Ausgerechnet zur entscheidenden Phase flatterten dann die Nerven. Hauke Wagner wurde geblockt, schlug einen Ball ins Aus, so führte Bühl 21:23. Niklas Kronthaler sorgte dann für die Matchbälle zum 22:24. Den ersten konnte Kapitän Wagner noch abwehren, dann wurde einmal mehr Anton Menner zum Unglücksraben. Sein Aufschlag landete im Aus zum 23:25 und dem damit verbundenen 1:3. 

Unser Side-Out-Spiel hat nicht mehr gut funktioniert, wir waren in der Annahme nicht mehr so gut, im Angriff nicht effizient. Wir machen einfach zu viele Fehler am Ende, so kann man nicht gewinnen.
Trainer Itamar Stein

Die Gründe für die vierte Niederlage in Folge sind vielschichtig. Giesens Punktegarant Stijn van Tilburg merkt man deutlich an, dass er scheinbar mit Wehwehchen zu kämpfen hat, er kann nicht frei aufspielen. Zwar punktete Hauke Wagner fleißig, aber ‚ein guter Angreifer‘ pro Spiel reicht einfach nicht. Zudem leisten sich alle Mannschaftsteile immer mal wieder Schwächephasen. Hapert es in der Annahme, ist der Block stabil. Kommen die Aufschläge, hapert es im Block. Itamar Stein erkannte sogar viele Chancen gegen Bühl:

Wir haben viele Chancen bekommen, diese aber nicht genutzt. So einfach ist das. Wir müssen jetzt eine große Reaktion zeigen. Theoretisch ist noch alles möglich, aber das ist nicht einfach.
Itamar Stein