Zwei Brüder im selben Verein, ihrem Heimatverein, und dann auch noch extrem erfolgreich. Die Rede ist von Niklas und Yannik Ihmann, die mit den Sportfreunden Söhre in der Handball-Oberliga für Furore sorgen. Einem Duell untereinander wollen die beiden aber lieber aus dem Weg gehen.

„Der hat gedacht ich würde ihn verspotten, weil ich mit der falschen Hand werfe.“

Sportnews Hildesheim: Wie oft werdet ihr eigentlich auf dem Spielfeld aufeinander angesprochen? Zwei Brüder im selben Team und so erfolgreich sind ja nicht unbedingt alltäglich?
Niklas Ihmann: Mittlerweile hat sich das ja doch schon ein bisschen rumgesprochen, gerade weil öfter die ‚Ihmann-Brüder‘ erwähnt werden. Da wird man schon öfter drauf angesprochen. Ich finde es ganz witzig, es ist schön mit seinem Bruder in einer Mannschaft zu spielen und dann beide noch so relativ erfolgreich, das hört sich natürlich immer ganz gut an.
Yannik Ihmann: Durch Zeitungen oder Sportnews ist es natürlich bekannt, aber es ist mir zum Beispiel noch nicht passiert, dass wir verwechselt wurden. Es ist schon eine coole Sache mit dem Bruder zusammen zu spielen.
Niklas Ihmann: Ich hatte letzte Saison ein witziges Erlebnis gegen Plesse-Hardenberg. Der Torwart hat sich stark darüber aufgeregt, dass ich mit links geworfen habe und er dachte wohl, dass es Yannik war. Der hat gedacht ich würde ihn verspotten, weil ich mit der falschen Hand werfe.
Sportnews Hildesheim: Das Jahr 2019 lief trotz vieler Umstände ziemlich erfolgreich oder? Was macht euren Erfolg aus?
Niklas Ihmann: Mittlerweile sind wir echt eine eingespielte Truppe und ich würde sagen unser großes Plus ist, dass wir spielerisch eine der stärksten Mannschaften der Oberliga sind. Wir sind körperlich nicht gerade die größten, dafür kommen wir aber über Schnelligkeit und das Spielerische. Das haben wir unserem Trainer zu verdanken, da haben wir uns echt verbessert.
Yannik Ihmann: In der Zeit als wir viele Verletzte hatten, waren insbesondere die jungen Spieler gefordert Verantwortung zu übernehmen. Jetzt profitieren wir davon, dass die jungen Spieler schon mehr Erfahrung haben.
Sportnews Hildesheim: Welchen Anteil daran haben Leute wie Trainer Sven Lakenmacher oder Kapitän Kolditz, die ja eine Menge Erfahrung haben?
Niklas Ihmann: Auf jeden Fall einen großen Anteil. Laki (Sven Lakenmacher, Anm. d. Red.), Maxi (Maximilian Kolditz, Anm. d. Red.) oder Pascal Kinzel bringen ihre Erfahrung seit dieser Saison ein. Das bringt Professionalität und Sicherheit, insbesondere in schwierigen Spielen. Gerade für die jüngeren Spieler ist das wirklich wichtig.
Yannik Ihmann: Uns jüngeren Spielern gibt das tatsächlich viel Sicherheit. In engeren Spielen, wo es mal eher darum geht Ruhe zu bewahren, da ist es gut, Erfahrene auf dem Platz zu haben, die einen auch mal auf den Boden der Tatsachen holen. ‚Laki‘ hilft uns auch ungemein während des Spiels mit seinen Anweisungen.
Sportnews Hildesheim: Beschreibt doch jeweils mal den Spielstil und die Stärken des anderen.
Niklas Ihmann: Yannik ist sehr dynamisch, da hat er sich in den letzten Jahren sehr verbessert. Dazu kommt ein starker Wurf und was ihn zu vielen Oberliga-Spielern auf seiner Position unterscheidet ist, dass er ein sehr dynamisches Eins-gegen-Eins spielen kann. Zudem kann er auch auf der Mitte spielen, hat ein gutes Spielverständnis und ist trotz seiner gerade einmal 21 Jahre bereits ein Führungsspieler.
Yannik Ihmann: Ich glaube wir sind gar nicht so unterschiedlich vom Stil. Niklas beherrscht das Eins-gegen-Eins noch besser, er ist nicht gerade der Größte, aber mit seinem Überzieher ist er trotzdem eine ziemliche Waffe für uns. Er hat auch einen guten Wurf, ist dabei ziemlich variabel und seit Jahren ein Eckpfeiler dieser Mannschaft. Wir profitieren zudem davon, dass er Linkshänder ist weil wir im Gegensatz zu vielen anderen Mannschaften einen starken Linkshänder im Rückraum haben.

„Manchmal artet das aus, wie das unter Brüdern eben so ist.“

Sportnews Hildesheim: Habt ihr eigentlich schon mal gegeneinander gespielt? Wenn ihr mal gegeneinander spielen müsstet, wer würde gewinnen?
Yannik Ihmann: Eigentlich nicht.
Niklas Ihmann: Das kommt auf die Mitspieler an. Ich würde nicht gerne gegen Yannik spielen. Das Problem ist, wenn man zum Beispiel im Training gegeneinander spielt, da will immer keiner verlieren und manchmal artet das aus, wie das unter Brüdern eben so ist. Im Punktspiel würde ich mir das nicht gerne angucken (lacht).
Yannik Ihmann: Ich könnte auf ein Punktspiel auch gerne verzichten, auf dem Platz könnte das nicht gut ausgehen im direkten Duell. Das würde zuhause dann sicher nochmal ausdiskutiert werden.
Sportnews Hildesheim: In vielen Familien ist ja oft der Vater der größte Kritiker, wie ist das bei euch, schließlich ist euer Vater ja zugleich noch Vorsitzender des Vereins?
Niklas Ihmann: Oft wird zuhause beim Essen das ganze Spiel nochmal gründlich auseinander genommen, aber meist nur das Positive. Wenn es mal ein Spiel gibt, das nicht so gut lief, dann ist Papa auch gerne mal einen ganzen Abend stinkig, aber am nächsten Tag hat sich das dann gelegt. Einen Seitenhieb bekommen wir da selten.
Yannik Ihmann: Wenn einer ein bisschen direkter mit seiner Kritik ist, dann ist es unser Großvater. Der ist bei den meisten Spielen vor Ort und wenn dem etwas nicht passt, der sagt uns das schon mal direkt.
Sportnews Hildesheim: Aktuell ist es Platz zwei in der Tabelle – wo geht es diese Saison noch hin?
Niklas Ihmann: Wir wollen auf jeden Fall oben dran bleiben, wäre ja auch blöd, wenn wir jetzt sagen wir wollen am Ende Fünfter werden. Das kauft uns ja keiner ab. Wir wollen den zweiten Platz auf jeden Fall verteidigen. Wenn Braunschweig sich mal einen Ausrutscher erlaubt, wovon ich zwar nicht ausgehe, dann sind wir da und dann wollen wir mal schauen, wo unsere Reise hingeht.
Yannik Ihmann: Unser Ziel war es ja vor der Saison, dass wir eine bessere Platzierung als im Vorjahr belegen wollen, das würde die Plätze eins bis vier umfassen. Jetzt sind wir Zweiter und wollen möglichst lang versuchen oben dran zu bleiben und jedes Spiel zu gewinnen.
Sportnews Hildesheim: Inwiefern spielt die dritte Liga eine Rolle im Kopf? Ist das ein Traum?
Niklas Ihmann: Es ist auf jeden Fall ein Traum. Mittlerweile geht der Gedanke bei vielen Söhrern ein und aus, da muss man wahrscheinlich mal ein wenig die Euphorie Bremse treten, weil in dieser Saison wird das mit Braunschweig sehr schwer. Ich glaube aber, dass wir davon gar nicht so weit entfernt sind. Das wäre sicher das Coolste was passieren könnte, wenn Söhre es mal in die dritte Liga schaffen sollte. Mit Sven und Maxi haben wir auch Typen, die da schon mehrere Jahre gespielt haben und sich mit der vierten Liga nicht unbedingt begnügen, die gucken sicher alle auch mal nach oben.
Yannik Ihmann: Es wäre eine coole Sache, gerade mit dem Heimatverein in der dritten Liga zu spielen. Allerdings muss man natürlich gucken ob das finanziell auch alles realisierbar ist. Ich denke sportlich sind wir gar nicht so weit entfernt. Wenn wir unseren Kader punktuell verbessern, könnten wir da sicher ein paar Punkte holen.
Momentan ist das sicher nur ein Traum, aber wir würden uns dagegen nicht wehren.