Die vier Tage vergingen einmal mehr wie im Flug! Vom 27. bis 30.12.2022 fand nach dreijähriger Abstinenz endlich wieder der traditionelle Hildesheimer EVI Cup in der Volksbank-Arena statt - und es wurden wieder einmal Rekorde gebrochen. Alle vier Tage war die Halle bis oben hin voll mit Zuschauern und Fans. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Sportnews nimmt für euch eine Bewertung der vier Turniertage vor und hat dafür mehrere Kategorien entworfen. Am Ende ergibt sich ein Fazit zum Gesamteindruck.

Kategorie 1: Die Zuschauerzahl

Da ist eine Bewertung einfach. So mancher hatte befürchtet, dass nach der langen Corona-Pause nicht so viele Zuschauer wie sonst den Weg in die Volksbank-Arena finden. So berichteten auch die Handballer des HC Eintracht und die Helios GRIZZLYS einen Rückgang der Zuschauer nach den harten Beschränkungen in der Corona-Pandemie. Aber bereits am ersten Tag war klar: Fußball-Hildesheim hat richtig Bock auf den EVI Cup. Die Halle platzte aus allen Nähten. An allen vier Tagen fanden rund 2800 Menschen den Weg in die Halle – neuer Rekord. Insgesamt sind das 11320 Personen an vier Tagen. Und der VIP-Bereich am ersten und letzten Tag zählt da gar nicht mit rein. Es wirkte sogar so, als wären noch mehr Zuschauer auf den Tribünen. Am Finaltag war bereits vor dem ersten Spiel Einlassstopp!

Note: 1

Kategorie 2: Organisation, Verpflegung & Co.

Eins vorweg: Ein solches Großevent, das vier Tage dauert, auf die Beine zu stellen, verdient größten Respekt. Die EVI und der VfV stecken in dieses Turnier immer eine Menge Arbeit, und das merkt man auch. Trotzdem lief aus unserer Sicht nicht alles rund und ein paar kleine Stellschrauben hätten das Ergebnis noch besser ausfallen lassen. Die Einlasskontrollen war sehr heftig. Auf der einen Seite gibt das ein gutes Gefühl für alle Anwesenden, auf der anderen bilden sich riesige Schlangen vor dem Eingang. Das Kontrollpersonal war zudem teilweise eher unhöflich, hat aber auch nicht unbedingt den angenehmsten Job. 

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Homepage des EVI Cups. Hier sind nur die Ergebnisse zu finden, aber keine Tabellen. Wer also – aus welchen Gründen auch immer – nicht in der Halle sein kann, muss sich die Resultate selbst ausrechnen. Eine Social-Media-Präsenz könnte zudem deutlich angepasst werden.
Die Musik zwischen den Spielen und bei Toren ist auch ausbaufähig. Klar, das ist nur ein kleiner Nebeneffekt. Aber wenn man alle vier Tage vor Ort war, kann man das ein oder andere Lied jetzt wohl nicht mehr hören. Da könnte die Palette deutlich erweitert werden.
Was lobend zu erwähnen ist, ist die gute Auswahl an Speisen und Getränken in der Halle. Die Preise sind zwar etwas hoch, trotzdem kommt hier jeder auf seine Kosten. Leider war aber die Cola am Finaltag früh aus, was hätte vermieden werden können. Sehr gut kam auch die gut bestückte Tombola an.
Und wieder einmal abgeliefert hat die Regie. Sie führte die Halle an allen vier Tagen sehr gut durch das Turnier, machte klare Ansagen zu Regeln und an die Fans, wenn etwas nicht so gut lief. Hierfür ein großes Lob!
Note: 2-3

Kategorie 3: Das Fußballerische

Puh…das war an den ersten drei Tagen dann doch eher schwere Kost. Viel Kampf, viele lange Bälle, viele Fouls. Schöner Hallenfußball kam nur sehr sehr selten zustande. Da waren sich auch die „Experten“ auf der Tribüne einig. Trotzdem war das Turnier zu jeder Zeit unterhaltsam. Enttäuschend war aber, dass die höher spielenden Vereine und als Hallenmannschaft bekannte Teams sich dem Niveau größtenteils anglichen. Eine Ausnahme bildete der Gastgeber vom VfV Hildesheim, der bereits in der Qualifikation sehr gute Leistungen zeigte. Auch der SC Harsum und Türk Gücü ließen ihr Hallentalent durchaus aufblitzen. Insgesamt sollte es jedoch erst am Finaltag besser werden. Hier drehte vor allem Newroz, aber auch Bavenstedt ordentlich auf. VfV spielte weiter gut, hatte aber mit dem robusten Auftreten der Gegner und der lauten Halle zu kämpfen. Auch Harsum legte noch einmal eine Schippe drauf. Das sich steigernde Niveau trieb auch das Publikum zu Höchstleistungen und der letzte Tag rettete diese Kategorie vor eine noch schlechteren Note.

Note: 4

Kategorie 4: Fair-Play, Fairness, Verletzungen

Eine bessere Kategorie als noch das fußballerische Niveau. Insgesamt war der EVI Cup 2022 ein durchaus fairer Wettbewerb. Viele Zeitstrafen am ersten Tag wurden in den Folgetagen deutlich weniger, was vermutlich auch mit der Leistungsstärke der Teams zusammenhängt. Ein bisschen Zeitspiel hier, ein bisschen Ball einklemmen dort – es hielt sich alles im Rahmen. Zu einem spannenden Turnier und einer guten Leistung gehört eben auch die nötige Cleverness, was nicht immer unbedingt fair wirkt oder beim Zuschauen Spaß macht. Insgesamt gab es aber nur wenige Ausreißer im Fair-Play-Bereich. Der Umgang mit den Schiedsrichter_innen war aus unserer Sicht alles in allem auch in Ordnung. Natürlich war nicht jeder mit jeder Entscheidung zufrieden, aber das wird sich wohl nie ändern. Die Schiedsrichter_innen agierten insgesamt auch ordentlich, vor allem an Tag 3 und 4 wirkte das schon sehr sicher. Und eins muss man sich an dieser Stelle auch klar machen: Nicht nur die Spieler sind vor so einer Kulisse angespannt, sondern auch die Schiedsrichter_innen pfeifen wohl sonst nie vor fast 3000 Zuschauern!

Eine tolle Geste kam zudem vom SV Newroz. Im obligatorischen Neunmeterschießen um Platz gegen Bavenstedt entschied das Team von Adem Cabuk, ebenfalls einen Feldspieler ins Tor zu stellen, weil ja auch die Bavenstedter auf ihren verletzten Torwart verzichten mussten.

Leider sind mindestens zwei schwerere Verletzungen bekannt. Niklas Bruns vom SV Teutonia Sorsum verletzte sich am Fuß und musste ins Krankenhaus. Bavenstedts Torhüter Lukas Broihan verletzte sich im Halbfinale gegen VfV wohl schlimmer am Finger, blieb lange am Boden, schrie laut auf vor Schmerzen und musste lange behandelt werden. Unschöne Szenen, die leider beim Hallenfußball nicht ausbleiben. An beide Spieler möchten wir die besten Genesungswünsche richten.
Note: 2

Kategorie 5: Stimmung & Zuschauer

In dieser Kategorie gab es ein Auf und Ab. An Tag eins war die Stimmung in der Halle exzellent. Viele der Vereine auf Kreisebene, wie der VfL Nordstemmen, die SG Schellerten/Ottbergen, Türk Gücü oder auch Borsum hatten zahlreiche Anhänger dabei, die für eine durchgehend laute Atmosphäre sorgten,

Ähnlich war die Lage am zweiten Tag, wofür vor allem Neuhof, Himmelsthür und Harsum verantwortlich waren. Alle drei Fanlager unterstützten ihre Teams lautstark. Negativ fiel nur kurz ein Plakat und unangebrachte Gesänge der Harsumer auf, für die sich aber im Nachhinein entschuldigt wurde. So soll es sein. Es gibt Grenzen, und die sind bei Drohungen, ob ernst gemeint oder nicht, erreicht. Umso besser, dass sich der SC entschuldigte. Das Spruchband am Finaltag „Ihr nehmt uns ernster als wir uns selbst“ machte deutlich, dass wohl kaum das gemeint war, was auf dem Plakat zwei Tage zuvor zu sehen war. Harsum unterstützte das Team am Finaltag sehr gut und auch etwas ironisch, wenn das eigene Team nicht auf der Platte stand. Das kann man finden wie man will, aber die Stimmung war vor allem wegen der SCler auf den Rängen gut.
Tag drei war stimmungsmäßig die absolute Enttäuschung des Turniers. Kein einziges Team hatte so wirklich Zuschauer dabei. Nur einige Borsumer sorgten phasenweise für Stimmung. Da ihre Mannschaft sportlich aber chancenlos war, hielt sich auch das in Grenzen. Teilweise war es richtig ruhig in der Halle, obwohl 2800 Menschen vor Ort waren. Dass ein Tor gefallen ist, bekam man nicht zwingend mit. Der Jubel blieb oft aus.
Viel viel besser war die Stimmung dafür am Finaltag. Himmelsthür, Harsum, Newroz und Türk Gücü wurden von ihren Fans großartig unterstützt. Auch eine Almstedter feuerten ihr Team an. Vor allem in den Halbfinals und im Finale bebte die Halle. Wenn in der Gruppenphase allerdings der VfV spielte und der Gegner ebenfalls keine große Anhängerschaft hatte, war es wieder ruhig. Schade ist auch, dass bereits während des Finals und der Siegerehrung viele Menschen die Halle verließen. Das wird weder den Mannschaften noch dem tollen Turnier gerecht. 
Note: 2-3 

Die Gesamtnote

Insgesamt ergibt sich so eine Gesamtnote von 2,4. Das ist durchaus gut, es gibt an manchen Stellen aber auch Verbesserungspotential. Klar ist aber, dass der EVI Cup ein großartiges Event für Hildesheim ist und an allen vier Tagen viel passierte und Spaß garantiert war. Sportnews Hildesheim freut sich definitiv auf den EVI Cup 2023!