Ein neues Format zwischen Sportnews Hildesheim und Physio13, die Physiotherapiepraxis in Hönnersum. Gründer und Inhaber von Physio13 ist Kevin Zellmer. Zellmer ist in Hildesheim kein Unbekannter, spielte lange Zeit beim SV Bavenstedt und seit 2016 beim SC Harsum. Zusammen mit ihm gibt es nun jeden Monat einen Austausch über aktuelle Themen. Diesen Monat geht es um das Thema Leistenbeschwerden.

SNHI: Was tut bei Leistenbeschwerden eigentlich genau weh?

Leistenbeschwerden können mehrere Problematiken beinhalten. Das geht von Muskelansatzreizungen über Schambeinentzündungen bis hin zum Leistenbruch. Wobei die beiden Letzteren natürlich deutlich seltener Auftreten. Eine Ansatzreizung hingegen scheint besonders bei Fußballern recht häufig vorzukommen. Die Beckenknochen die im Schambereich zusammentreffen (Schambein) und eine gelenkige Verbindung bilden, sind hohen Belastungen ausgesetzt. Hier setzen von oben die geraden Bauchmuskeln und von unten die Adduktoren (Muskelgruppe auf der Oberschenkelinnenseite) an. Ist die Spannung der Muskulatur zu hoch und die Zugbelastung der Sehne am Knochen zu groß, wird dieser Bereich gereizt und kann eine Entzündung auslösen. Ignoriert man die Beschwerden über einen längeren Zeitraum, kann es zu einer langwierigen Schambeinentzündung kommen. Betroffen ist dann nicht nur der Muskelansatz, sondern eben das gesamte Schambein. Selbst Profis wie Mario Götze und Marco Reus mussten damit Monate pausieren.
Kevin Zellmer, Phyio13

Wo liegt der Ursprung bei solchen Beschwerden?

Da das Problem häufig bei Fußballern auftritt, muss man sich die typischen Bewegungsmuster anschauen. Schießen, Passspiel Sprints und schnelle Richtungswechsel fordern eine hohe Aktivität der Hüftbeuger, Bauchmuskulatur und Adduktoren. Ein Grund kann also einfach eine Überlastung dieser Strukturen sein. Muskuläre Dysbalancen begünstigen dieses Problem zusätzlich. Das kann innerhalb dieser drei Muskeln der Fall sein, z.B. wenn die Bauchmuskulatur beim Schuss den Rumpf nicht ausreichend stabilisieren kann. Auch die Gesäßmuskulatur spielt hierbei eine wichtige Rolle. Viele Spieler sind außerdem nicht beidfüßig – bedeutet, dass auch Dysbalancen im Seitenvergleich auftreten können.
Kevin Zellmer, Phyio13

Was hilft bei akuten Beschwerden?

Bei starken akuten oder auch langanhaltenden Beschwerden sollte man einen Arzt oder Physio drauf schauen lassen. Eine Untersuchung von Lendenwirbelsäule und Becken kann zusätzlich aufschlussreich sein. Ansonsten ist es wichtig frühzeitig zu reagieren und die Belastung anzupassen. Weiter aktiv bleiben ist gut, sollte jedoch immer im schmerzfreien Bereich stattfinden. Zyklische Bewegungen wie beim Radfahren oder Joggen können alternative Aktivitäten sein. Zusätzlich hilft hier die Ultraschalltherapie sehr gut. Und die einfachste Therapie wäre Wärme für die Adduktoren, um diese zu entspannen.
Kevin Zellmer, Phyio13

Was kann man tun, damit die Beschwerden nicht wiederkommen oder kann man überhaupt vorbeugen?

Definitiv kann man hier vorbeugen! Oder eben dafür sorgen, dass sie nicht wiederkommen. In Sommer- und Winterpause empfehle ich mal andere Sportarten auszuprobieren, um sich mal in anderen Bewegungsmustern zu bewegen. Und natürlich kann man auch während der Spielzeit was tun. Die meisten Sportler verbringen zusätzlich Zeit im Fitnessstudio. Bei Fußballern höre ich da oft „Beine brauche ich nicht trainieren, ich spiele ja Fußball.“ Aber auch Fußballern rate ich: Never skip legday! 
Kevin Zellmer, Phyio13

Kevin Zellmer’s Favoriten bei Leistenbeschwerden:

– Abd-/Adduktorenmaschine. Bei akuten Beschwerden würde ich die Adduktoren mit niedrigem Gewicht und hoher Wiederholungszahl trainieren (das Zusammenführen der Beine). 

– Und Bulgarien Split Squats bzw. Beinpresse einbeinig, um Defizite um Seitenvergleich deutlich zu machen und dann zu minimieren.

Das Thema war für euch interessant? Lasst es uns gerne wissen und schreibt und auf den Social-Medias! 

Welches Thema sollten wir im kommenden Monat genauer unter die Lupe nehmen? Schreibt uns gerne Eure Vorschläge! 

Ihr habt Leistenbeschwerden? Dann nicht zögern und bei Physio13 einen Termin vereinbaren