Vorher haben sie immer alleinige Sache gemacht, diesmal traten die Handballer und Volleyballer gemeinsam auf. Sascha Kucera von den Helios GRIZZLYS und Martin Murawski von der HC Eintracht Hildesheim waren zu Gast beim Sporttalk von audio coop. 

Gemeinsame Talkrunde

Zwar werden die Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren durch die Corona-Krise nach und nach gelockert, an Wettkampf-Sport ist allerdings weiter nicht zu denken. Während die HC Eintracht Hildesheim und auch die Helios GRIZZLYS Giesen dennoch in Facebook- und Instagram-Live-Sessions ihre Fans weiter auf dem Laufenden gehalten haben, gab es nun eine gemeinsame Talkrunde. Unter dem Motto #LivestreamsfürAlle hatte die Firma ‚audio coop‚ Giesens sportlichen Leiter Sascha Kucera und Eintracht-Sportdirektor Martin Murwaski eingeladen. Durch das Gespräch führten Mike Münkel (Hallensprecher GRIZZLYS) und Christoph Scholz (Hallensprecher Eintracht & Stadionsprecher Invaders). Eigentlich sollte auch Frank Meyer, Geschäftsführer der Hildesheim Inavders an der Runde teilnehmen, er ließ sich jedoch aufgrund von Krankheit entschuldigen. 

Thema: Zusammenarbeit

In das Gespräch starteten die beiden Moderatoren natürlich mit dem Thema Corona, allerdings beteuerten sowohl Kucera als auch Murawski das trotz der Krise die Planungen ganz normal weiter laufen. „Wir machen business as usual, da wir ja eh nicht für die Play-Offs qualifiziert gewesen wären“, so Kucera. Trotz ‚GmbH-Wechsel‘ sei für Murawski alles im Plan: „Wir planen ganz normal, als ob es am 01. Juli los gehen würde. Der Wechsel der GmbH läuft eher im Hintergrund.“

Aus der Corona-Krise will man möglicherweise zusammen wie Kucera verrät: „Wir können versuchen den Sport als Einheit zu sehen und versuchen gemeinsam etwas auf den Weg zu bringen. Vielleicht können wir die Rivalitäten der einzelnen Sportarten auskleiden und gemeinsame Sache machen. Zu den Handballern haben wir bedingt durch die Hallennutzung sicher einen Draht. Gemeinsame Spieltage, die Handballer freitags und wir Volleyballer Sonntag mit gemeinsamen Tickets, das kann sicher eine Idee sein. Ich glaube die Bevölkerung ist aktuell etwas mehr bereit dazu gemeinsame Sache zu machen.“ 
Auch Martin Murawski zeigte sich einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt: „Wir sind für alle Gespräche und Gedanken offen. Am Ende des Tages muss man schauen ob die Rahmenbedingungen passen. Es gibt aber keinen Grund von Anfang an nein zu sagen.“ 

Thema: Personalplanungen

Was beide Vereine aktuell schon gemein haben, in den letzten Wochen wurden zahlreiche Neuzugänge sowohl bei den GRIZZLYS, als auch der Eintracht vermeldet. „Dadurch dass wir für die Play-Offs nicht qualifiziert waren, haben wir schon Ende Februar, Anfang März mit unseren Neuzugängen gesprochen. Es hat sich dann nur ein bisschen verzögert durch Corona, aber wir waren wohl weiter als viele andere Vereine, sodass wir beispielsweise mit Anton Menner einen Mann aus Friedrichshafen verpflichten konnten. Aktuell haben wir zehn Spieler unter Vertrag, mit dem 11. Mann bin ich mir einig, dieser kommt am Freitag zur Unterschrift. Dann fehlt lediglich ein Spieler, ein Diagonalangreifer, also das Pendant zu Hauke Wagner. Da werden wir aber auch etwas abwarten und den Markt beobachten. Ich denke es wird noch der ein oder andere Hochkaräter auf den Markt kommen“, so Sascha Kucera über die Personalplanungen.
Damit ist auch klar, aufgrund des bisherigen Kaders, sowie der bisher getätigten Neu-Verpflichtungen, dass es sich bei Spieler Nummer elf um einen Zuspieler handeln muss.

Martin Murawski bezog in Sachen Personalplanung zunächst zum GmbH-Wechsel Stellung: „Es muss sich in Handball-Deutschland nicht herumsprechen, dass es einen Wechsel gibt, denn der Handball läuft ja weiter. Es ist weiterhin Eintracht Hildesheim, es ist der gleiche Stammverein, wie unter der alten Gesellschaft. Und Eintracht genießt in Deutschland eine große Tradition und einen guten Ruf.“
Die Corona-Krise sah er zudem als Vorteil an: „Im Handball ist ja Ruhe eingekehrt und wir konnten den Markt beobachten. Wir konnten schauen was sich auf dem Markt tut und haben zunächst Ruhe bewahrt. Wir sind in guten Gesprächen und hoffen in den nächsten Wochen weitere Neuzugänge präsentieren zu können.“ Auf die Nachfrage nach weiteren Neuzugängen von Christoph Scholz, reagierte Murawski wie folgt: „Wir haben immer gesagt, wir planen grob mit einem Kader von 16 Mann. Zehn Spieler besitzen aktuell einen Vertrag. Den harten Kern sollen zwölf Spieler bilden, dazu kommen vier Talente aus dem eigenen Nachwuchs und der Region. Zu gegebener Zeit wird sich alles zusammen fügen.“ Zumindest verneinen konnte Murawski mit einem Schmunzeln im Gesicht, dass Nikola Karabtic bei Eintracht unterschreiben wird. 

Christoph Scholz brannte zudem unter den Nägeln, wer noch als Neuzugänge kommen sollen. Murawski entgegnete: „Wir wollen noch einen Spielmacher und einen weiteren Spieler im Rückraum links verpflichten. Die Talente sollen insbesondere die Außen ‚verdoppeln‘ und den Rückraum zudem verstärken.“ 

Thema: Spielplan

Eine ‚konträre Situation‘ gibt es beim Thema Spielplan, wie es Scholz nannte. Denn die Handballer von Eintracht werden vier Spieler mehr in der kommenden Saison bestreiten, die Volleyballer hingegen zwei weniger. „Mit den ausgefallenen Veranstaltungen von März bis in den August, dürfte das ein volles Programm für die Volksbank-Arena werden. Sicher wird es auch zu dem ein oder anderen Wochenspieltag kommen“, wie Murawski erklärte. 
Sascha Kucera hingegen muss erst den Verbandstag der Volleyball Bundesliga in der kommenden Woche abwarten, denn es sei auch im Gespräch, dass es einen neuen Spielmodus für die Bundesliga geben könnte. 

Thema: Nachwuchsförderung

„Eintracht hat eine große Tradition was die Nachwuchsförderung angeht. Es gibt gute Voraussetzungen, die wir in Kooperation mit dem e. V. ausbauen wollen. Nichts desto trotz gucken wir natürlich nicht nur in Hildesheim, sondern auch in die Umgebung und wollen junge Talente für uns gewinnen. Man muss aber auch bedenken, dass so ein Talent nicht von heute auf morgen ausgebildet ist. Wir wollen versuchen viele Spieler aus der eigenen Jugend an den Drittliga- oder später möglicherweise Zweitligahandball heranzuführen“, plädiert Martin Murawski für eine wichtige Rolle der Nachwuchsförderung.

„Dabei spielt es keine Rolle wo man herkommt, sowohl regional, als auch überregional, wenn nicht sogar in ganz Deutschland. Talente sind bei uns gerne gesehen“, fügte Murawski zudem an. Warum es mit den vielen Talenten aus dem aktuellen Kader nicht mit einer weiteren Zusammenarbeit klappte, erklärte er auch: „Es ist ihre Entscheidung. Wir hätten einige gerne gehalten, aber sie hatten andere Pläne. Allerdings muss das ja nicht heißen, dass wir sie in einem Jahr nicht vielleicht wieder aufnehmen würden.“
Die GRIZZLYS wollen ihre Nachwuchsarbeit umstrukturieren: „Wir sind gerade dabei, denn wir haben bei der Lotto-Sport-Stiftung einen Konzeptvorschlag eingereicht um einen hauptamtlichen Jugendkoordinator einzustellen. Wir wollen ganz klar die Verzahnung zwischen Jugend und Drittliga-Mannschaft zur Bundesliga-Mannschaft verstärken.“
Zudem gab Kucera preis, dass für ausländische Spieler extra Geld in die Hand genommen werden muss: „Für Spieler aus dem Ausland müssen Abgaben an diverse Verbände gemacht werden. Auf lange Sicht kann es also kein Konzept sein, Spieler aus dem Ausland zu verpflichten. Deshalb ist es ein Baustein auch auf die Jugend und Spieler aus der Region zu setzen.“ 

Thema: Sportstadt

Martin Murawski zeigte sich zudem begeistert was Hildesheim angeht: „Ich glaube Hannover ist ein gutes Vorbild mit Fußball und Handball. Da können wir sicher ansetzen, denn ich denke in Hildesheim und Umgebung steckt großes Potenzial für eine Sportstadt. Wenn wir daraus Synergien bilden können um gemeinsam zu wachsen, sollte das doch alle erfreuen.“

Thema: Finanzen und Sponsoring

Als es um das interessante Thema Finanzen ging, waren sich Kucera und Murawski einig, dass es keine Rivalität sei, denn ein Handball-Fan sponsert natürlich die Handballer und jemand der den Volleyball mag den Volleyball. Bisher halten auch alle Partner beider Vereine treu die Stange. Kucera betonte zudem noch einmal, das Geisperspiele keine Option sein: „Wir versuchen die Partner zu locken, weil die Leute in die Halle kommen. Eintrittsgelder sind also auch ein Teil des Budgets und für mich sind deshalb Geisterspiele keine Option. Da sage ich ganz klar: Dann hören wir auf.“ 

Murawski untermauerte das Thema Sponsoring mit der regionalen Gleichberechtigung: „Insbesondere die regionalen Sponsoren verteilen das meist gerecht und unterstützen alle.“
Kucera zeigte sich offen und ehrlich, als es um das Thema Hauptsponsoren ging: „Wenn Helios aussteigen würde, dann hätten wir schon ein Problem. Natürlich wollen wir unseren Etat auf viele Säulen stellen und wollen uns gewissermaßen etwas unabhängiger machen.“ 
Zu ihren Etats wollten sich aber sowohl Kucera, als auch Murawski zum Abschluss nicht äußern.