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Als hätte das Niedersachsenpokal-Halbfinale zwischen dem VfV Borussia 06 Hildesheim und dem SV Drochtersen-Assel nicht ohnehin schon genug Brisanz, kommt es zwischen Hady und Hassan El Saleh zudem noch zu einem Familien-Duell. Sportnews Hildesheim führte im Vorfeld ein Interview mit den Brüdern, die sich sehr wahrscheinlich sogar als direkte Gegenspieler begegnen werden.
SNHI: Ist es euer erstes Pflichtspiel gegeneinander oder gab es das bereits?
Hady El Saleh: Ja es ist unser erstes Aufeinandertreffen in einem Pflichtspiel.
SNHI: Als klar war, die Begegnung kommt so zustande und wird jetzt auch noch stattfinden, was ging euch als Erstes durch den Kopf?
Hady El Saleh: Wir haben ab und zu darüber gesprochen, dass es möglich wäre, dass die Partie zustande kommt. Aber es war noch weit weg. Nachdem wir gegen den HSC im Viertelfinale gewonnen hatten, haben Hassan und ich noch einmal telefoniert und gesagt ‚Jetzt könnte es wirklich passieren‘. Wir waren dann immer voll hinterher was die Auslosung und alles anging. Ich glaube ich habe es dann als erstes herausbekommen und es direkt in unsere Familien-Whats App-Gruppe geschickt. Im ersten Moment war es schon ein kleiner Schock, weil es weit weg war und dann doch plötzlich so gekommen ist. Seitdem gibt fast kein anderes Thema mehr in der Familie, auch Teile der Familie in Frankreich oder im Libanon, unserer Heimat, die sind alle gespannt. Die Familie ist gespalten. Der eine unterstützt Hassan, die anderen unterstützen mich. Es ist einfach eine mega Geschichte.
SNHI: Vor der Saison konnte man zumindest kurzzeitig nach dem Aufstieg des VfV mit einem Duell in der Liga rechnen. Dann wurden aber die Staffeln geteilt – gab es da schon mal Kontakt, dass man hofft sich zumindest in der Auf- oder Abstiegsrunde auf dem Platz zu begegnen?
Hady El Saleh: Wir haben natürlich darüber gesprochen. Es war bitter, dass die Staffeln geteilt wurden. Man hat trotzdem immer mal gesprochen, dass es möglich wäre sich noch zu duellieren. Jetzt ist es umso schöner, dass es zum Spiel kommt. Es ist nur ein Spiel, das macht das ganze nochmal mehr besonders.
SNHI: Mit großer Wahrscheinlichkeit werdet ihr auch im direkten Duell aufgrund der Positionen aufeinandertreffen?
Hassan El Saleh: Um ehrlich zu sein, bis vor einer Woche hätte ich gesagt ‚Ich werde nicht direkt gegen Hady spielen‘. Wir stehen zwar beide auf dem Platz, aber auf unterschiedlichen Seiten, sodass jeder sein Ding machen kann. Jetzt ist es allerdings so, dass es sein kann, dass wir auch direkt gegeneinander spielen werden. Das wollte ich noch nie, aber Hady hat mich auch ein bisschen dazu gezwungen, dass wir es trotzdem machen sollen. Wir werden beide Gas geben und sind am Ende hoffentlich beide zufrieden.
SNHI: Was glaubt ihr, wie wird das für euch werden? Blendet man in den 90 Minuten aus, dass es der Bruder ist?
Hassan El Saleh: Wir sind Profi genug, um das ausblenden zu können. Völlig den Bruder ausblenden können, das geht gar nicht. Seit klein auf Spielen wir zusammen Fußball, wir haben das zusammen gelernt und immer zusammengespielt. Jetzt sind das 90 Minuten komplett gegeneinander.
Hady El Saleh: Als großer Bruder ist es nochmal anders. Einerseits konzentriert man sich nur auf das Spiel und hat den kompletten Fokus darauf. Auf der anderen Seite achtet man aber natürlich darauf. Grundsätzlich geht es aber nur um den Gesundheitszustand. Ich hätte nichts dagegen, da bin ich ehrlich, wenn Hassan das 1:0 für uns selbst verschuldet, das ist mir egal. Hauptsache wir gewinnen am Ende, aber auf die Gesundheit, da achtet man einfach drauf. Aber natürlich kann es mal passieren, dass man mal einen Tritt abbekommt, das geht so schnell im Fußball. Wenn es so ist, dann soll es so gewesen sein. Ich werde da keine Hemmungen haben, Hassan sicher auch nicht. Das wird im Spiel auch kein Thema sein, da spielst du einfach Fußball. Es wird sicher zu einigen Duellen kommen, das wird spannend. Die einen wird er gewinnen, die anderen ich. Aber dennoch ist es ja ein Mannschaftssport, da geht’s nicht nur um ihn oder mich. Ich freue mich einfach sehr auf das Spiel.
SNHI: Gibt es da vielleicht auch eine kleine Wette? Muss der Verlierer dem Gewinner ein Essen ausgeben oder was passiert bei einem Tunnel?
Hassan El Saleh: Noch nicht bisher (lacht).
SNHI: Hassan, du bist über die Nachwuchs- und das Reserveteam des VfL Wolfsburg in Drochtersen gelandet. Gab es auch mal Anfragen/Angebote aus Hildesheim?
Hassan El Saleh: Indirekt gab es immer mal wieder Kontakt, besonders natürlich seit Hady da spielt. Aber direkt angerufen von Vereinsseite wurde ich noch nicht. Ich glaube aber, wenn ich ein Zeichen geben würde, dass ich es mir vorstellen könnte, dass man Gespräche führen würde.
Hady El Saleh: Jeder kennt ihn hier in Hildesheim und die Frage ‚Hady ‚Wie sieht es aus mit deinem Bruder nächstes Jahr?‘ höre ich mir seit drei Jahren an. Ich denke VfV wäre nicht abgeneigt.
SNHI: Dein Vertrag läuft im Sommer aus, weißt du schon, wie es weitergehen wird?
Hassan El Saleh: Ich fühle mich hier in Drochtersen sehr wohl. Was die weitere Zukunft angehen wird, da kann ich leider noch nicht mehr zu sagen.
SNHI: Hady, dein Vertrag läuft ebenfalls aus, zudem ist vor kurzem bekanntgeworden, dass Trainer Benjamin Duda den Verein verlässt. Wie ist es um deine Zukunft bestellt?
Hady El Saleh: Ich habe schon mit den Verantwortlichen des Vereins inzwischen gesprochen. Ich denke es sieht gut aus, dass ich auch kommende Saison beim VfV 06 in der Regionalliga spielen werde.
Hassan El Saleh: Ja definitiv. Aber auch dem kleinen Bruder geschuldet, denn der wünscht sich das mehr als wir beide, dass wir drei irgendwo nochmal zusammenspielen. Das wird auch passieren.
Hady El Saleh: Der kleine Bruder spielt aktuell übrigens in der U19 beim VfV (mit einem Augenzwinkern).
SNHI: Im Niedersachsenpokal geht es ja auch um den Einzug in den DFB-Pokal. Hassan du kennst das schon. Schwingt das im Hinterkopf bei solchen Spielen mit?
Hassan El Saleh: Es geht von Anfang um den DFB-Pokal. Es sind nur zwei Spiele, das Halbfinale und Finale. Für uns ist es jedes Spiel jetzt ein Finale. Besonders gegen Hildesheim, weil es auch ein Regionalligist ist, wird es nicht einfach. Wir gehen das an wie ein Finale und gehen in das Spiel mit dem Blick auf den DFB-Pokal, nichts anderes.
Hady El Saleh: Natürlich träumt man, aber wir denken dennoch zunächst an Samstag und an Drochtersen. Weder im Training noch in der Kabine habe ich das Wort DFB-Pokal gehört. Wir legen den kompletten Fokus auf Drochtersen-Assel. Im Fußball ist alles möglich, das sind 90 Minuten da kann alles passieren. Man hat es im DFB-Pokal gesehen, Kiel wirft die Bayern raus. Träumen darf man, aber wir sind realistisch und schauen zunächst auf Drochtersen. Das Finale zu erreichen wäre auch ein Highlight, das wird übertragen in der ARD mit Kommentator, das haben viele noch nicht erlebt. Wir haben Respekt vor Drochtersen, aber wir wissen auch was wir können und was wir bisher mit dieser Mannschaft zusammen erreicht haben.
Im Fußball ist alles möglich, das sind 90 Minuten da kann alles passieren. Man hat es im DFB-Pokal gesehen, Kiel wirft die Bayern raus. Träumen darf man, aber wir sind realistisch und schauen zunächst auf Drochtersen.
Hady El Saleh
SNHI: Wie wird das Spiel am Samstag nach der langen Pause werden?
Hassan El Saleh: Wir trainieren schon etwas länger und hatten ein paar Testspiele. Natürlich kann man die Spiele nicht mit diesem Pokalspiel vergleichen, aber das wird ein Spiel auf Augenhöhe. Ich glaube es wird ein schönes Spiel, aber irgendwann wird es ein typisches Regionalliga-Spiel mit ‚Hoch und weit bringt Sicherheit‘. Am Anfang denke ich aber, wollen beide Mannschaften Fußball spielen.
SNHI: Apropos Elfmeterschießen -würdet ihr antreten, wenn es darauf ankommt?
Hady El Saleh: Ich glaube, wir sind beide nicht ‚die‘ Elfmeterschützen. Ich habe selten geschossen, wenn es darauf ankam (lacht).
Hassan El Saleh: Da muss ich Hady zustimmen, ich bin kein Elfmeter-Typ, aber ich würde schießen, wenn ich müsste.
SNHI: Worauf wird es am Samstag ankommen, um erfolgreich zu sein?
Hady El Saleh: Bei Drochtersen muss man ganz besonders auf Standards und hohe Bälle achten. Wie bereits erwähnt, das sind Männer, die werfen sich darein. Wir sind fußballerisch stark, wir pressen. So hat uns Benjamin Duda erzogen, so ist unser Fußball. Was uns ausmacht, könnten die 5 % Herz sein, die wir mitbringen.
Hady El Saleh: Benjamin ist wahnsinnig fußballverückt. Er liebt den Fußball. Er erreicht uns einfach. Nach manchen Ansprachen hast du ein Gefühl von ‚Egal was uns in die Quere kommt, wir schaffen das‘. Wir wollen ihm jetzt natürlich ein Stück weit etwas zurückgeben, für das was er uns gegeben hat. Aber, da bin ich auch ehrlich, jeder der nicht das Finale erreichen möchte, der hat den Fußball nie geliebt.
Hady El Saleh: 0:0 und im Elfmeterschießen gewinnen wir, weil Nils Zumbeel zwei Elfer hält.
Hassan El Saleh: Da halte ich gegen, Drochtersen gewinnt 2:0.
