Ein Thema und ganz viele verschiedene Aussagen. Es geht um den Jugendfußball in der Stadt Sarstedt, ganz explizit um die TuSpo Schliekum und den FC Ruthe.

Es ist DAS Thema der vergangenen Tage in der Hildesheimer Fußballwelt. Es geht um die TuSpo Schliekum, den FC Ruthe und eine B-Jugend-Mannschaft die einen möglichen Landesliga-Aufstieg ermöglichen soll. Oder geht es um mehr oder weniger?
Zum Verständnis: Die Statuten des Niedersächsischen Fußball Verbandes schreiben vor, dass ein Team, das in der Landesliga Hannover spielen möchte, nur zugelassen wird, wenn sie mit mindestens einer weiteren Herrenmannschaft in einer unteren Leistungsklasse und einer Juniorenmannschaft in einer der Altersklassen von den A- bis C-Junioren (11er-Mannschaft) im gesamten abgelaufenen und neuen Spieljahr am Pflichtspielbetrieb teilgenommen haben und teilnehmen werden. An die Stelle einer weiteren Herrenmannschaft kann eine weitere Juniorenmannschaft (11er-Mannschaft) in den genannten Altersklassen treten. (Auszug aus der Spielordnung)

Was dieser Passus mit den bereits genannten Vereinen und Mannschaften zu tun hat, erklärt sich beim Blick auf die Tabelle der Bezirksliga Hannover Staffel 8. Zwar wurde die Saison 2020/21 inzwischen abgebrochen, doch die Schliekumer rangierten auf Rang zwei und hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer möglichen Aufstiegsrunde teilgenommen. Hätte sich, die durchaus stark besetzte Mannschaft von Trainer Aykan Piril also auf einen der Aufstiegsränge befunden, wäre zum aktuellen Zeitpunkt ein Aufstieg in die Landesliga Hannover gar nicht möglich gewesen, weil die Schliekumer lediglich über eine Reserve und keine Jugendmannschaft verfügen. Dass die Mannschaft von Piril mit Spielern wie Agron Luma und Roberto Cid-Valdes Ambitionen auf die Landesliga hat, ist nur verständlich. Also muss eine Lösung für ‚Das Problem‘ gefunden werden und dabei kommt der FC Ruthe und seine B-Jugend ins Spiel.

Der Vorwurf von Ruther Seite: Die Schliekumer wollten die gesamte B-Jugend des FC abwerben. „Die Kinder können gerne wechseln, das ist ja kein Problem. Aber ich hab mir von Schliekum mehr erwartet, dass sie uns wenigstens vorher in Kenntnis setzen und es nicht hinten herummachen“, wie es der 1. Vorsitzende Walter Drescher beschreibt und zudem anfügt „Wir haben elf Austrittserklärungen von insgesamt 18 Spielern erhalten. Ich finde das wirklich schade, denn manche von denen sind zehn Jahre bei uns im Verein und jetzt ist Schliekum das Nonplusultra?

In einer Medieninformation vom Dienstag (06. April) schreibt die TuSpo Schliekum: „Die Turn- und Sportvereinigung (TuSpo) Schliekum plant zur Saison 2021/2022 den Jugendbereich wieder neu aufzubauen. In den letzten zwei Jahren bereits wurde in Schliekum im Bereich Fußball personell und organisatorisch vieles neu strukturiert. Neben der personellen Neuaufstellung der zwei Herrenmannschaften wurde auch der Sportplatz und das Vereinsheim mit ehrenamtlichen Kräften und unter Mitwirkung von Sponsoren renoviert. Im nächsten Step möchte der Verein eine U-17 Jugendmannschaft (Jahrgang 2005/2006) melden. Weitere Jugendmannschaften sollen in Zukunft folgen. Für diese Aufgabe konnte die TuSpo am Ostermontag Roland Gutzeit (51) gewinnen. Gutzeit war die letzten Jahre beim FC Ruthe als Trainer tätig und betreute in der annullierten Saison 2020/2021 dort auch die U-17. Als Co-Trainer und Betreuer steht Gutzeit Oliver Bruse (47) zur Seite. Bruse war bereits in den letzten drei Jahren an der Seite von Roland Gutzeit tätig.“

Hauptsportwart Martin Reinckens unterstreicht die Medieninformation: „Wir planen schon längere Zeit die Jugendarbeit wieder aufzunehmen. Es hat ja bereits früher viele Jahre eine gute Jugendarbeit gegeben, aber für einen kleinen Ort wie Schliekum ist es durchaus schwierig eine Mannschaft mit Spielern aus dem eigenen Ort auf die Beine zu stellen. Von daher ist es ja logisch, dass man sich in Sarstedt, Ruthe oder sonst wo umhört, ob man Jugendliche bekommt, die Lust haben in Schliekum Fußball zu spielen.
Er könne aber natürlich auch die Aufregung der Ruther verstehen: „Ich verstehe, dass Ruthe nicht glücklich ist, wenn Trainer und Spieler den Verein verlassen. Aber ein Stück weit ist es der normale Zustand. Man muss sich ja nur mal andere Mannschaften anschauen, die kommen auch nicht immer aus dem Ort.
Den Vorwurf, man habe die ganze Mannschaft angesprochen oder versucht abzuwerben, wiegelt Reinckens aber ab: „Zwei Trainer und die Söhne kommen zur TuSpo. Wir haben insgesamt fünf Zusagen. Aber wir haben nicht die ganze Mannschaft angesprochen. Es bleibt ja jedem Spieler oder jedem Elternteil selbst überlassen, zu entscheiden machen wir einen Wechsel oder machen wir keinen Wechsel. Die können ja auch nach Pattensen oder Koldingen gehen.“ In diesem Punkt sind sich Reinckens und Drescher nicht ganz uneinig, wie die Worte Dreschers unterstreichen: „Wenn es so ist, dann ist es so. Dass die Spieler wechseln und auch mal ein Trainer wechselt, das ist ja alles im Rahmen. Es kommt aber immer auf die Art und Weise an und die ist definitiv nicht schön gewesen.

Der Ruther Vorsitzende ist von den Abmeldungen und Vereinsaustritten sehr überrumpelt worden, lediglich dass Trainer Gutzeit seine Aufgabe zum Saisonende beenden würde, war ihm bewusst: „Ich erfahre jetzt aus der Presse, dass Roland Gutzeit Trainer in Schliekum wird. Das hat er mir nicht mitgeteilt, er hatte mich nur darüber informiert, dass er als Trainer in Ruthe aufhören will. Da war der Stand aber, er wüsste nicht, ob er überhaupt noch Mal Trainer macht.“ Was Drescher wichtig gewesen wäre fügte er gleich hinterher: „Ich will weder Schliekum, noch die Kinder oder Trainer verfluchen. Das ist ja völlig legitim, dass man sich mal verändern will. Das kann man mir doch sagen, aber es hat keiner mit mir gesprochen. Ich hab die Abmeldung per WhatsApp bekommen.
In der Schliekumer Medieninformation äußert sich Gutzeit zu den Beweggründen:
Die Verantwortlichen der TuSpo haben ein überzeugendes Konzept und können gute Perspektiven für Spieler und Trainer aufzeigen.“ Sein Kollege Bruse fügt an: „Der Wunsch nach einem Vereinswechsel bei meinem Sohn besteht schon seit knapp anderthalb Jahren aus verschiedensten Gründen. Jugendliche in dem Alter haben ihre eigene Meinung, wollen sich weiterentwickeln oder auch mal etwas Neues ausprobieren.
Wie es nun für beide Seiten weitergeht? In Schliekum plant man bis zum Saisonstart in voraussichtlich fünf Monaten, ein Team von 15 Spielern zu finden und aufzubauen.
Drescher kündigt an: „Als alleinige Mannschaft FC Ruthe wird es diese Mannschaft nicht mehr geben. Vielleicht wird es sie mit Sarstedt zusammen geben, aber da stehen wir am Anfang der Gespräche.“ Diese Gespräche verneinte Sarstedts 1. Vorsitzender Viktor Rosenfeld übrigens gegenüber Sportnews Hildesheim: „Weder mit mir noch Matteo hat jemand offiziell dazu gesprochen. Dass man mal mit einem Nachbarverein drüber spricht, in der Jugend etwas gemeinsam zu machen, das gab es durchaus. Wie zum Beispiel mit Nordstemmen. Aber mit Ruthe oder Schliekum haben keine Gespräche stattgefunden.