Es ist sicher nicht leicht, Nachfolger als Trainer von Gerald Oberbeck bei Eintracht Hildesheim zu werden. Jürgen Bätjer hat genau diesen Posten seit Sommer inne. Der ehemalige Kreisläufer und A-Jugend-Trainer der Eintracht hat noch einiges vor und hofft deshalb auch Teil einer womöglich spannenden Zukunft der Hildesheimer zu werden.

„Es fällt also durchaus zweigeteilt aus…“

Sportnews Hildesheim: Herr Bätjer, als Gerald Oberbeck angefragt hat, ob Sie sich vorstellen könnten, in seine Fußstapfen als Trainer von Eintracht Hildesheim zu treten – was war Ihr erster Gedanke?
Jürgen Bätjer: Das sind große Füße (lacht). Ich hab mich sehr gefreut, dass er mich da überhaupt in Erwägung gezogen hat. Wir haben immer einen engen Kontakt gepflegt und auch als ich in Burgwedel war, die Chance hat er mir übrigens ja erst ermöglicht, ein freundschaftliches Verhältnis geführt. Wir haben oft gesprochen oder miteinander telefoniert. Dass er mich irgendwann mal fragt, habe ich immer gehofft. Die Freude war dann natürlich groß, als es tatsächlich so gekommen ist.
Sportnews Hildesheim: Wie ist das Verhältnis aktuell? Inwieweit ist er noch involviert? Oder hat er nur noch seine Geschäftsführer-/Manager- Tätigkeit inne?
Jürgen Bätjer: Wenn ich einen Rat brauche, dann kann ich ihn immer fragen. Er hält sich da aber zurück und wenn ich nicht fragen würde, würde er auch in keiner Form etwas zu den sportlichen Belangen sagen. Er mischt sich nicht ein und konzentriert sich auf den administrativen Bereich.
Sportnews Hildesheim: Das Jahr 2019 von Eintracht Hildesheim gleicht einer Achterbahnfahrt. Aus sportlicher Sicht, wie bewerten Sie insbesondere die zweite Hälfte dieses Jahres?
Jürgen Bätjer: Wir haben einen schwierigen Start gehabt, den wir aber gut gemeistert haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit Julius Heil, Adam Papadoupolous und Radek Dolezel drei namhafte Abgänge gehabt hatten, die auch eine gewichtige Rolle in der letzten Saison spielten. Dazu kamen mit Chris Meiser und Robin John zwei Spieler, die noch Rekonvaleszenten waren und zunächst nicht einsatzfähig waren. Zusätzlich kam dann noch die Verletzung von Lukas Schieb, sodass wir teilweise sehr dünn besetzt waren. Wir haben das aber gut gemeistert und mit fünf oder sechs Siegen eine gute Serie gespielt. Wir waren nur einen Punkt hinter Rostock, die wir vor heimischer Kulisse sogar schlagen konnten. Dann kam allerdings unerklärlicherweise ein kleiner Bruch rein, wir verlieren gegen Burgdorf, womit ich nicht gerechnet hätte. Anschließend verlieren wir zwei weitere Derbys und deshalb liegen wir nach einer eigentlich tollen ersten Hinrunde etwas hinter unseren Ansprüchen. Es fällt also durchaus zweigeteilt aus, wir hatten einen super Einstieg unter schwierigen Bedingungen und haben uns dann selber ein bisschen ein „Eigentor“ geschossen, indem wir die drei Derbys verloren haben.
Sportnews Hildesheim: Sie sprechen die Niederlagen schon an – was sind die Gründe dafür? Ist es fehlende Konstanz, waren es fehlende Spieler oder woran lag es?
Jürgen Bätjer: Fehlende Spieler definitiv nicht, denn wir haben eine Top-Mannschaft. Wir haben gegen Rostock gewonnen, wir haben in Schwerin gewonnen und wir haben Altenholz geschlagen. Das sind alles Spitzenteams und das haben wir in unserer Besetzung geschafft. Natürlich ist es so, dass wir auf unsere Leistungsträger besonders angewiesen sind, wahrscheinlich sogar etwas mehr als andere Teams. Man muss anerkennen, dass wir nicht so stark sind wie Dessau und Rostock und wenn dazu noch Leistungsträger eine schwächere Phase haben, dann reicht das eben nicht. Dafür sind die anderen Mannschaften in der Nordost-Staffel einfach zu gut. Ich glaube das Niveau ist in dieser Staffel am dichtesten und wenn man da nicht immer am Limit ist, komm so etwas bei heraus. 

„Handball in Hildesheim ist eigentlich immer die Sportart Nummer eins gewesen.“

Sportnews Hildesheim: Eintracht steht womöglich eine sehr spannende Zukunft bevor – wie viel Gedanken verschwenden Sie daran schon?
Jürgen Bätjer: Natürlich ist es spannend, Handball in Hildesheim ist eigentlich immer die Sportart Nummer eins gewesen. Gerald Oberbeck hat das über Jahre aufgebaut und der Verein ist ein ganz stolzer und bekannter Verein in ganz Deutschland. Der gehört einfach in die zweite, wenn nicht sogar mittelfristig in die erste Liga. Wenn ich dabei mitwirken darf, dann freue ich mich und dann ist es für mich eine ganz spannende Sache und eine tolle Herausforderung.
Sportnews Hildesheim: Wie steht es um Ihre Zukunft? Ihr Vertrag läuft bis 30.06.2020 – was passiert darüber hinaus?
Jürgen Bätjer: Ich bin mit dem neuen Sportdirektor Martin Murawski in vielen guten Gesprächen. Wir haben uns auch schon viele Gedanken gemacht und demnächst einen Termin, an dem wir uns mal wieder persönlich sehen. In trockenen Tüchern ist aktuell noch nichts.
Sportnews Hildesheim: Zwischen den Zeilen klingt das nach einer weiteren Zusammenarbeit – kann man das so bezeichnen?
Jürgen Bätjer: Ich habe ja schon im Vorfeld der Saison gesagt, dass ich hier nicht nur eine Zwischenlösung sein will. Ich glaube, ich habe das Spiel verstanden und hänge mich voll rein. Ich habe ein paar Ideen geäußert, die sind wohl auf fruchtbaren Boden getroffen und da hoffe ich, dass ich alle überzeugen konnte, dass es durchaus möglich ist in der Konstellation mit mir in die neue Saison gehen zu können. Ich gehe davon aus, dass es ganz positiv aussieht, aber am Ende müssen Delf Neumann und Martin Murawski entscheiden. Ich versuche mich über Leistung anzubieten und bin auch der Meinung, dass ich das tue.