Die Helios GRIZZLYS Giesen mischen seit drei Jahren in der 1. Volleyball Bundesliga mit, etliche Jahre waren sie zuvor bereits in der 2. Bundesliga Nord aktiv. Womöglich könnte es bald dazu kommen, dass die Giesener gleich zwei Teams haben, die Bundesliga spielen, denn die Reserve steht aktuell in der 3. Liga auf Platz eins. 

In der Saison 2000/01 wurden bekannte Namen wie Claas Blume, Joerg Lehmann, Björn Wellershoff, Dominic Wichmann, Halim Nouali, Henning Banko & der spätere Beachvolleyball-Olympia-Teilnehmer David Klemperer Meister in der Regionalliga Nordwest und stiegen in die 2. Bundesliga auf. Seit 19 Jahren wird in Giesen nun also Volleyball Bundesliga gespielt, davon insgesamt vier Spielzeiten (2008/09, sowie seit 2018/19) sogar in der 1. Liga. Eine beachtliche Leistung für das 3.370-Einwohner-Dorf im Norden Hildesheims. Noch beachtlicher könnte es ab kommenden Sommer werden, wenn die GRIZZLYS womöglich gleich zwei Teams in der Volleyball Bundesliga vertreten hätten. 
Denn aktuell steht die Bundesligareserve der GRIZZLYS, auch besser bekannt als ‚Superzweite‘ in der 3. Liga West mit sechs Siegen aus sechs Spielen auf Rang eins. Beeindruckend: Die Mannschaft vom Trainerteam Stefan Drews  Martin Richter stieg erst im Sommer aus der Regionalliga in die 3. Liga auf und arbeitet jetzt am Durchmarsch in die 2. Bundesliga. Der Vorsprung beträgt drei Punkte auf den Zweitplatzierten aus Köln, aber aktuell müssen sich die Giesener in Geduld üben, schließlich ist der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie eingestellt. Auf den bisherigen Saisonverlauf angesprochen entgegnet Trainer Stefan Drews: 

Das Ziel der Superzweiten war bislang, sich in der 3. Liga zu etablieren und die Lücke zwischen der 1. und 2. Herren zu schließen. Das heißt, wir wollten den Durchlass schaffen, den es braucht, wenn sich talentierte Spieler von der 2. in die 1. Herren entwickeln wollen. Was die Zielstellung für die 3. Liga angeht, sind wir derzeit auf einem guten Weg, dürfen aber aufgrund der aktuellen hervorragenden Tabellenposition nicht ins Schwärmen geraten.
Stefan Drews, Trainer TSV Giesen GRIZZLYS II

Austausch wird immer besser

Warum es aktuell so gut läuft für die GRIZZLY-Mannschaften, sowohl die 1., als auch die 2. Herren versucht Sascha Kucera, der sportliche Leiter der Bundesliga-Mannschaft zu beschreiben: 

Ich denke wir arbeiten seit einigen Jahren sehr solide und nach selbst gesteckten Meilensteinen um den Volleyballsport hier in der Region zu professionalisieren und stetig zu verbessern. Von Beginn an war es dabei auch ein Ziel, dass Spieler aus dem Erstligateam bzw. der 1. Herren dem Verein/der Abteilung erhalten bleiben. Im aktuellen Kader spielen 8-9 Spieler die bereits in der 1. Herren über längere Zeit mit trainiert oder gespielt haben. Prominenteste Namen sind derzeit sicherlich Robert Schramm und Milan Hrinak. Dazu unser ehemaliger Co-Trainer Martin Richter. Das hebt natürlich das Niveau. 
Sascha Kucera über die positive Entwicklung

Im Sommer „verließen“ gleich drei Personen das Bundesliga-Team in Richtung Reserve, darunter mit Robert Schramm und Milan Hrinak zwei Spieler, sowie Martin Richter als Trainer, der gemeinsam mit Stefan Drews die Geschicke der Drittligamannschaft leitet. Der Austausch läuft in Kuceras Augen sehr gut, auch wenn Corona es aktuell nicht leicht macht:

Ich denke wir sind hier aufgrund der genannten Verflechtungen der letzten Jahre auf einem sehr guten Weg. Aktuell werden wir durch Corona ein wenig ausgebremst aber das holen wir nach. Die Trainer sind in Kontakt und talentierte Spieler können wenn Bedarf besteht im Bundesligateam mit trainieren. Auf Verwaltungsseite war der Austausch seit dem organisatorischen Umbruch vor knapp 5 Jahren sowieso immer gegeben und wurde stetig ausgebaut. Ich würde sagen wir sind am Anfang eines guten Weges.
Sascha Kucera über den Austausch zwischen 1. und 2. Mannschaft

Den positiven Worten stimmt auch Trainer Drews zu und nennt mit Diagonalangreifer Jannik Lehmann, übrigens Sohn von 2001 Aufsteiger Joerg Lehmann, ein gutes Beispiel:
Wir haben insbesondere im letzten Jahr daran gearbeitet, die Kommunikation zu verbessern und dies funktioniert jetzt wirklich gut. Spieler aus der 2. Herren bekommen hin und wieder die Gelegenheit, im Training oder bei Spielen auszuhelfen und dem stehen wir als Trainerteam keinesfalls entgegen. Ganz im Gegenteil: Wir freuen uns sehr, dass Itamar Stein unseren Diagonalangreifer Jannik Lehmann in der 1. Herren regelmäßig mit trainieren lässt und ihm Gelegenheit gibt, zu wachsen und sich zu zeigen. Wo gibt es das schon? Das ist für uns und Jannik ein tolles Zeichen und das spürt man an der Entwicklung, die Jannik in den letzten Monaten genommen hat.

Ebenso ist es absolut begeisternd, dass Robert Schramm aus der 1. Herren in die 2. Herren gekommen ist und dort durch seine Erfahrung und spielerische Klasse alle Spieler voranbringt. Davon können nicht nur die Spieler sondern auch wir als Trainer profitieren. 
Stzefan Drews über den Austausch zwischen den Mannschaften

In der 3. Liga war die ‚Superzweite‘ bereits in der Saison 2018/19 vertreten, damals aber nicht wirklich mit einer Chance ausgestattet. 

Vor 3 Jahren standen die Jungs nach einer spannenden Saison überraschend an der Tabellenspitze der Regionalliga und es entstand die Frage, ob wir früher als geplant aufsteigen wollen. Ich hatte zwar deutlich Bauchschmerzen, aber wir wagten den Schritt und wurden abgestraft. Sowohl in Block/Abwehr als auch in Zuspiel und Angriff hatten wir einfach nicht das Niveau, dass wir in der 3. Liga benötigten. Dennoch war dies eine Saison, die äußerst hilfreich war.
Trainer Stefan Drews über die Drittligasaison 2018/19

Der Trainer vergisst dabei aber auch nicht, dass es für das Trainerteam nicht leicht war. Viele Veränderungen mussten vorgenommen werden. Ein positiver Aspekt in der vergangenen Saison sei auch die schwächer besetzte Regionalliga gewesen, sodass frühzeitig der Fokus auf die kommende Saison in der 3. Liga gelegt werden konnte. Inzwischen ist die Mannschaft reifer und konstanter geworden. Trainer Stefan Drews sieht die Entwicklung wie folgt:

Das Team ist auf allen Positionen ausgeglichener geworden, technisch und taktisch gereift und auch mental professioneller geworden. Jeder Einzelne hat seine Funktion und akzeptiert seine Teamkollegen auf und neben dem Feld. Im Spielverständnis hat das Team ebenso zugelegt, wo früher noch Fragen aufkamen, warum machen wir jetzt das oder das. Das hilft schon ungemein.
Stefan Drews über die Entwicklung der Mannschaft

2. Liga für die Superzweite?

Angesprochen auf einen möglichen Aufstieg der Reserve in die 2. Bundesliga reagiert Kucera äußerst enthusiastisch:

Ich wäre ein großer Befürworter für den Fall der Fälle das Aufstiegsrecht in die 2. Liga wahrzunehmen um bald wieder neue „Hauke Wagners“ hervorzubringen.
Sascha Kucera über einen möglichen Aufstieg

Bei weitem soll es aber nicht dabei bleiben neue „Hauke Wagners“ auszubilden. Visionen hat der sportliche Leiter der Bundesliga-Mannschaft sogar noch weitere, die äußerst interessant klingen:
Wie bereits erwähnt könnte ein 2. Ligateam helfen, junge Talente langsam und mit Spielpraxis an die Bundesliga heranzuführen. Der Sprung ist schon sehr groß und nur wenige Spieler schaffen diesen. So ein Konstrukt mit 1. und 2. Liga in einem Verein gibt es in Deutschland im Männervolleyball außerhalb der geförderten Bundesstützpunkte Berlin und Friedrichshafen noch nicht. Wir könnten somit unsere eigene Talentschmiede werden. Ein weiterer Meilenstein wäre dann z.B. die Anbindung an ein Sportinternat, wie es die Handballer erfolgreich vorleben.

Das hat viele Vorteile.

Es wäre ein lohnenswerter Schritt wie ich meine.
Sascha Kucera über seine Ideen für mögliche Förderungen

Trainer Stefan Drews formuliert es dagegen noch etwas defensiver, aber verrät durchaus, dass es im Verein Visionen für die Zukunft gibt:

Wie ich schon sagte, wir müssen Elemente so früh trainieren, dass wir sie in der 2. Liga zuverlässig und intuitiv anwenden können. Und da haben wir noch ordentlich Arbeit vor uns. Ich möchte gar nicht sagen, was wir alles noch brauchen, aber ich sage, dass es noch Zeit braucht. Es existiert die Vision 2024 und das halte ich für realistisch, eventuell schon 2023.
Stefan Drews über einen möglichen Aufstieg

Die GRIZZLYS sind längst kein reines Bundesliga-Projekt mehr

An den Aussagen Kuceras und Drews merkt man deutlich, der Fokus des Volleyballs liegt nicht allein auf der Bundesliga-Mannschaft. Die Verzahnung ist den Verantwortlichen durchaus wichtig und auch die Nachwuchsförderung ist ein wichtiges Thema. 
Das Projekt „Volleyball mit den GRIZZLYS“ ist also längst nicht nur Bundesliga-Thema und auch längst nicht abgeschlossen, im Gegenteil, es verspricht viel Spannung für die Zukunft.