Nach stolzen 30 Jahren ist Schluss für Schiedsrichter Stephan Nowraty. Jetzt führte er nach seinem Karriereende ein Interview mit Sportnews Hildesheim.

Sie sprachen über seine Anfänge im Schiedsrichten, besondere Momente in seiner Karriere, Wünsche für die Zukunft und vieles mehr.

Felix König (FK): Hey Stephan, Glückwunsch zu 30 Jahren als Schiedsrichter. Eine stolze Zahl, doch jetzt ist für dich Schluss. Wie bist du damals überhaupt zum Schiedsrichten gekommen?

Stephan Nowraty (SN): Hey Felix, danke dir erst einmal. Das war durch Marcus Schierbaum, der damals immer auf unserem Pfingstturnier in Wehrstedt gepfiffen hat. Durch sein Auftreten auf und neben dem Platz habe ich Lust darauf bekommen, auch Schiedsrichter zu werden.

FK: Hattest du ein gewisses Markenzeichen als Schiedsrichter, also warst du z. B. dafür bekannt, viel Laufen zu lassen?

SN: Ich habe tatsächlich immer viel laufen lassen, da die Spielerinnen und Spieler das ja auch in der Regel wollen. Natürlich muss man sowas auch immer dem Spiel, den Beteiligten und dem Charakter des Spiels anpassen (z. B. bei einem Derby oder Entscheidungsspiel).

FK: Wie bewertest du den Umgang mit dir als Schiedsrichter während deiner Laufbahn?

SN: Ich muss sagen, dass ich mich eigentlich immer gut und fair behandelt gefühlt habe. Natürlich kommen während des Spiels Emotionen hoch, aber entscheidend ist, dass sich alle Beteiligten hinterher in die Augen schauen können.

FK: Hattest/Hast du ein Vorbild als Schiri?

SN: Von den Bundesligaschiris definitiv Deniz Aytekin. Wenn ich mich hier im Landkreis umschaue, würde ich da gerne den schon erwähnten Marcus Schierbaum nennen. Von dem, was sie erreicht haben (und vielleicht auch noch erreichen werden) aber auch Irina Stremel, Larissa Kühl und Kevin Behrens, die trotz allem auch menschlich absolut Top sind.

FK: Kannst du uns etwas über deine Highlights/besonderen Momente der Karriere erzählen?

SN: Auf jeden Fall als ich den damaligen Regionalligisten VfV Borussia 06 Hildesheim bei einem Freundschaftsspiel in Volkersheim leiten durfte. Im Vorfeld hatte ich mir noch Tipps vom Regionalliga-Schiedsrichter Moritz Geweke geholt. Aber auch z. B. die Hallenturniere vom SV Bockenem 2007, unser eigenes Pfingstturnier oder das Legendenspiel vom TuSpo Lamspringe gegen eine Uwe-Seeler-Auswahl mit dem Schiedsrichter Auwi Winzmann muss man da sicherlich dazu nehmen.

FK: Gibt es eine Szene auf dem Platz, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

SN: Da gab es im Laufe der Jahre garantiert einige. Sicherlich aber diese, wo man als Schiedsrichter eine Aktion bewertet hat und dann der Spieler zu seinem Nachteil einen korrigiert hat, weil man es selber in dem Moment nicht besser sehen konnte. Das ist immer ein besonderes Zeichen von Fair-Play und im heutigen Fußball leider zur Seltenheit geworden.

Beendet nach 30 Jahren seine Laufbahn als Unparteiischer: Stephan Nowraty (ganz links, blaues Trikot)

FK: Worauf freust du dich jetzt nach deiner Schiedsrichterlaufbahn am meisten?

SN: Die zahlreichen Spiele, insbesondere die unserer SG Wehrstedt/Bad Salzdetfurth in der 1. Kreisklasse verfolgen zu dürfen. Auch freue ich mich optional einfach den Sonntag mal Sonntag sein zu lassen. Ruhige Tage sind jetzt deutlich einfacher in mein Wochenende zu integrieren.

FK: Bleibst du dem Fußball als Fan erhalten?

SN: DEFINITIV. Natürlich wie eben gesagt in erster Linie in Wehrstedt, wo ich nun des Öfteren wieder als Stadionsprecher aktiv sein kann und werde. Ich werde aber auch weiterhin Schiedsrichter-Obmann des Vereins bleiben.

FK: Was wünschst du dir für die Schiedsrichter/Entwicklung der Schiedsrichter für die Zukunft?

SN: Dass die Schiedsrichter, gerade die jungen, mit mehr Fairness behandelt werden. Keiner macht auf dem Platz einen Fehler mit Absicht. Ich habe es oft mit jungen Kollegen an der Linie erlebt, wie sie gerade von außen (Offiziellen und/oder Zuschauern) massiv kritisiert und beschimpft worden sind. Es ist ja dann kein Wunder, dass diese sich das zwei, dreimal antun und sich dann wieder abmelden. Und dann beschweren sich die Mannschaften in der 1. KK, dass ihre Spiele ohne Assistenten geleitet werden müssen. Das ist mir auch ein wichtiges Anliegen, dass alle Schiedsrichter in Wehrstedt mit dem nötigen Respekt behandelt werden. Jeder Schiedsrichter kann sich bei uns nach dem Spiel eine Bratwurst und ein Getränk kostenlos abholen, ohne dass er dabei einem Spießrutenlauf ausgesetzt ist. Aber da muss ich mir bei unseren Fans und Zuschauern eigentlich auch keine Gedanken machen.

FK: Zum Abschluss: Was würdest du jungen Leuten raten, die überlegen, Schiedsrichter zu werden?

SN: MACHT ES! Ich habe durch meine Schiedsrichter-Tätigkeit sehr viele Freunde gewonnen und nette Menschen kennengelernt, auf uns neben dem Platz. Außerdem sind gerade die Hildesheimer Schiedsrichter eine große Familie. Zudem kann vor allem ein junger Mensch sehr viel an Persönlichkeit und Selbstvertrauen dazu gewinnen. Ich habe auf jeden Fall keinen Tag bereut, Schiedsrichter zu werden, auch wenn es natürlich nicht immer einfach ist.
Zum Abschluss geht mein Dank noch an die vielen Ehrenamtlichen im Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss und der Schiedsrichter-Vereinigung Hildesheim, die alle eine tolle Arbeit verrichten.

FK: Dann danke für das Interview Stephan und auch wir von Sportnews gratulieren dir zu deiner 30-jährigen Karriere. Wir wünschen dir für deine Zeit nach deiner Tätigkeit als Unparteiischer alles Gute!

SN: Vielen Dank! Ich bedanke mich aber auch bei euch von Sportnews Hildesheim für das Interview. Macht so weiter. Ihr habt da echt was Tolles für den Hildesheimer Sport aufgebaut. Und vielleicht sieht man sich ja mal in Wehrstedt, ohne dass es ein Kreispokalendspiel oder ein Derby ist.