Seit dieser Saison gehört zum Trainerstab von Hannover 96 auch ein in Hildesheim bekanntes Gesicht. Markus Böker ist zum Athletiktrainer und Datenanalyst befördert worden. Sportnews Hildesheim sprach mit ihm über den neuen Job, seine Aufgaben und die Unterschiede zwischen Fußballprofis und dem Nachwuchs. 

Im Sommer hat sich bei Fußball-Zweitligist Hannover 96 viel verändert. Die ‚Roten‘ haben ihr Funktionsteam in zahlreichen Bereichen neu aufgestellt, darunter mit dem neuen Trainer Jan Zimmermann die wohl größte Veränderung getroffen.
Vom „Neuaufbau“ wie ihn 96-Geschäftsführer Martin Kind nannte, profitierte auch ein in Hildesheim bekanntes Gesicht. Markus Böker, unter anderem Fußballer in Algermissen und Einum, wurde als Reha- und Athletiktrainer in den Trainerstab des Bundesligisten befördert. „Eine glückliche Fügung“, sagt Böker selbst.
Seit 2016 arbeitet der 28-Jährige bereits für Hannover 96. Zunächst im Rahmen eines Praktikums während des Studiums, später in Form von Mini- und halben Stellen bei der U19 und der U23. Seit Juni dieses Jahres nun also bei den Profis. „Es hat sich ein bisschen zufällig ergeben, es kam neues Personal von außen dazu, aber es wurde auch Personal aus dem NLZ hochgezogen, darunter ich“, so Böker über den Ablauf der Beförderung.

Dabei schien es zunächst gar nicht unbedingt in diese Richtung zugehen. Nach dem Abitur 2011 begann er ein Lehramts-Studium mit den Fächern Mathematik und Sport. „Das war auf Sicht aber nichts für mich“, erklärt Böker. Stattdessen wechselte er auf den frisch in Hildesheim eingeführten Studiengang Sportwissenschaft. „Da habe ich meinen Bachelor und Master gemacht. Während des Masters bin ich in der Praxisphase zu Hannover 96 in das Nachwuchsleistungszentrum gekommen“, Böker über seinen Werdegang.
Statt mit jungen Talenten arbeitet er nun mit gestandenen Profis zusammen, die auch schon Bundesliga gespielt haben oder zum Beispiel wie Torwart Ron-Robert Zieler sogar Weltmeister sind. Unterschiede erkennt er dennoch kaum: „Du hast immer deine ‚Kanarienvögel‘, aber die gibt es sowohl in der U19 oder U23 als auch bei den Profis. An sich sind alles Menschen und supernett. Rein menschlich ist kein Unterschied spürbar, das macht einfach Spaß.

Als Reha- und Athletiktrainer, wie sie die Jobstelle schimpft, übernimmt der aus Algermissen stammende Böker gemeinsam mit dem neu verpflichteten Felix Sunkel etliche Aufgaben. „Wir sind zwei Athletiktrainer und die Verteilung ist, dass mein Kollege Felix Sunkel die Praxis macht, also Warm-up und alles auf dem Platz. Meine Hauptaufgabe ist die Datenanalyse, dazu kommt noch etwas Einzel- und oder Rehatraining.“ Was man unter Datenanalyse versteht erklärt Böker direkt hinterher: „Wir probieren jeden Tag für jeden Spieler das Beste herauszuholen. Wenn ein Spieler etwas drüber ist, dann setzt er vielleicht mal eine Einheit aus, trainiert nur individuell oder macht, nur Teile mit.“ Woran man erkennt, ob Spieler dosierter trainieren sollten oder müssen? „Wir tracken ja viele Daten per GPS, die werte ich dann aus“, so Böker.
Angesprochen auf Unterschiede in der Arbeit in der 96-Akademie oder mit den Profis äußert er folgendes: „Es ist alles individueller. In der Akademie hat man zum Beispiel feste Zeiten für Kraft- und Athletiktraining. Im Nachwuchsbereich geht es auch eher um Entwicklung. Bei den Profis ist ‚Setting’ drumherum viel individueller, detailbesessener. Da geht es, um perfektes Timing von den richtigen Trainingsmethoden am richtigen Tag, um am Spieltag voll da zu sein.
Für die eigene Fußballerlaufbahn bleibt da nicht mehr viel Zeit. Zuletzt kickte Böker beim Bezirksligisten SV Einum. „Ich bin mit Trainer Marcel Hartmann so verblieben, dass ich, wenn ich Zeit habe, immer vorbeikommen kann, aber ich habe es schon lange nicht mehr geschafft“, gibt er ehrlich zu. Und das hat einen Grund: „Von geregelten Arbeitszeiten muss man sich verabschieden. Der Bedarf ist einfach da, dass man rund um die Uhr erreichbar ist. Da geht es manchmal auch um kurze, einfache Dinge.

Einen Vorteil hat es aber definitiv, dass er selbst gekickt hat. „Es ist definitiv wertvoll selbst Fußball gespielt zu haben oder selbst zu spielen. Man merkt einfach man hat ein grundlegendes Verständnis, natürlich nicht auf dem Niveau, aber der Fachjargon und Kabinen- und Mannschaftsleben kennt man durch die eigene Fußballzeit einfach und kann sie daher besser einordnen. Man lernt dadurch auch Stimmungen einzuschätzen und bekommt ein Gefühl für Charaktere. Wenn man das mit der eigenen Haut erlebt hat, macht es das definitiv einfacher, auch Inhalte zu verstehen wie Trainer gewisse Dinge umsetzen wollen. Auch beim Rehatraining, wenn man selbst aktiv auf dem Platz werden muss, schadet es natürlich nicht“, so Böker.
Und die Lust aufs Kicken hat er noch nicht verloren: „Die ist definitiv noch da, es ist ja auch eine coole Mannschaft.

Doch der Aufwand im Trainerstab des Zweitligisten zu arbeiten ist enorm, selbst wenn sich Datenanalyse auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt nach tagtäglicher Arbeit auf dem Platz anhört. Zum Abschluss wollte Sportnews wissen, ob sich Böker denn auch die Arbeit als Athletiktrainer auf dem Platz vorstellen könnte. „Vorstellen kann ich mir natürlich, dass ich auch mehr praktisch auf dem Platz arbeite, das habe ich ja in der U19 oder U23 schon gemacht. Ich merke aktuell aber auch, wie wichtig es ist im Team zu agieren, dass jeder seinen Schwerpunkt hat. Ich bin mit allem glücklich und einfach dankbar, dass ich die Chance habe da mitzuarbeiten – aber klar vorstellen kann ich es mir.