Zwischenzeitlich führte der HC Eintracht Hildesheim beim VfL Eintracht Hagen mit 11:15 und hätte beinahe doch verloren. Doch dank Kapitän Lothar von Hermanni nahm der HCE vom Top-Favoriten einen Punkt mit auf die Heimreise und verbesserte direkt das Tabellenbild.

Das war nichts für schwache Nerven gestern Abend in der Krollmann-Arena in Hagen. Lange Zeit machte der HC Eintracht Hildesheim bei einem der Top-Favoriten, VfL Eintracht Hagen, ein richtig gutes Spiel. Dennoch kippte die Partie trotz zwischenzeitlicher Fünf-Tore-Führung und es drohte die dritte Niederlage in Folge. Dann gab es allerdings in der letzten Sekunde einen Siebenmeter für die Gäste, den Kapitän Lothar von Hermanni zum 28:28 verwandelte. Trotz der Drucksituation blieb er cool:

Im Prinzip ist es ein Siebenmeter wie jeder andere. Danach ist zwar Schluss, aber ich will jeden Siebenmeter rein machen. Wenn es ein so wichtiger ist, ist es natürlich schön.
Lothar von Hermanni über den Siebenmeter in letzter Sekunde

Zwei Hiobsbotschaften vor dem Anwurf

Doch zunächst alles auf Anfang. Mit zuletzt zwei Niederlagen in Folge reiste die Hildesheimer Mannschaft von Cheftrainer Jürgen Bätjer zum bis dato verlustpunktfreien VfL Eintracht. Als wäre die Situation also nicht schon schwer genug, mussten die Gäste bereits vor dem Anwurf zwei weitere Hiobsbotschaften verdauen. Jan Winkler und Jakub Tonar signalisierten beim Warm-Up, dass ein Einsatz nicht möglich sein. Bei Winkler streikte die Leiste, er hatte bereits nach dem Vinnhorst-Spiel Probleme, bei Tonar stresste das Knie, wie Bätjer verriet.
Insbesondere Winkler hatte zuletzt im Innenblock gemeinsam mit Moritz Schade einen ordentlichen Job gemacht. So schickte Bätjer zu Beginn Jakub Lefan ins Tor, in der Deckung bildeten René Gruszka, Jonas Richardt, Moritz Schade, Eimantas Grimuta, Martin Vilstrup Andersen und Lothar von Hermanni die 6-0. Im ersten Tempo liefen Schade und Grimuta mit im Angriff, doch zumeist verließen sie nach der Abwehr das Feld und machten in der Offensive für Niko Tzoufras und Lukas Schieb Platz.
Das erste Tor des Abends erzielte der Hildesheimer Vilstrup, nach dem Lefan direkt den ersten Hagener Wurf parieren konnte. Dennoch waren es die Gastgeber, die anschließend die Führung übernahmen. Jonas Richardt bekam nach etwas mehr als sechs Minuten bereits die erste Zeitstrafe, Daniel Mestrum nutzte dies und stellte auf 4:2. Doch Vilstrup verkürzte und zurück auf dem Platz gelang Richardt sogar der Ausgleich.

Nun dauerte es bis zur 13. Minute, ehe die Hildesheimer sich die Führung zurückholen konnten. Nach einer Zeitstrafe gegen Pröhl agierte Hagen in der Offensive mit dem zusätzlichen Feldspieler. Der starke Jakub Lefan konnte aber parieren und den Ball zum 6:7 ins leere Tor werfen. Grimuta, Richardt und Vilstrup stellten sogar auf 7:10. Selbst ein verworfener Siebenmeter durch von Hermanni brachte die Gäste nicht aus dem Konzept. Marko Matic erhöhte auf 10:14. Den Höhepunkt in Halbzeit eins setzten dann Hildesheims Außen. Nach Pass von Gruszka traf von Hermanni per ‚Kempa-Trick‘ zum 11:15-Halbzeitstand. Einziger Wermutstropfen: Kurz vor der Pausensirene sah Richardt seine zweite Zeitstrafe.
Dennoch war die Führung in Halbzeit eins absolut verdient. Jakub Lefan zeigte eine herausragende Leistung im Tor, dazu verteidigten seine Vorderleute emotional und spielten zielstrebig und mit viel Freude in der Offensive. „Wenn man eine gute Torhüterleistung hat, dann kann man auch gewinnen. Wir haben alles reingehauen, waren sehr leidenschaftlich und haben phasenweise auch sehr schlau gespielt“, sagte Bätjer später.

Richardt sieht rot

In Halbzeit zwei starteten die Hildesheimer zunächst unverändert, die vier Tore Führung hielt bis zur 42. Minute. Doch bereits vorher sah Richardt seine dritte Zeitstrafe, „ziemlich früh“, wie Jürgen Bätjer später in der Pressekonferenz entgegnete. Fortan musste also Kay Behnke im Rückraum ran, der sonst eigentlich als Back-Up von außen Gruszka vorgesehen ist. „Was Kay Behnke da gemacht hat, heute war überragend“, verdiente er sich ein Sonderlob seines Trainers.
Die schnelle Phase nach der Zeitstrafe nutzten Damian Toromanovic (2) und Kim Voss-Fels und stellten 19:21. Nach einer weiteren Zeitstrafe gegen Vilstrup trafen Valentin Schmidt, Tilman Pröhl und erneut Toromanovic und glichen zum 22:22 aus. In dieser Phase hatte Hagen zudem den Torwart gewechselt, für den etwas glücklosen Tobias Mahncke war nun Mats Grzesinski im Spiel, der ein paar mehr Paraden verzeichnen konnte. „Es ist doch klar, dass die noch einmal alles heraushauen, das ist der Top-Favorit. Sicherlich hätten wir die ein oder andere Chance noch nutzen können, dann wäre vielleicht noch ein bisschen mehr gegangen, aber da will ich jetzt nicht drüber sprechen“, so Bätjer.

Spannung pur in den letzten zehn Minuten

Die letzten zehn Minuten wurden zum Nervenkrimi. Der starke Behnke und Gruszka stellten auf 22:24, was wiederum Voss-Fels und Pröhl ausglichen. Toromanovic und Mestrum stellten wenig später sogar auf 27:26. Erneut konnte Behnke ausgleichen, doch Valentin Schmidt traf zur erneuten 28:27-Führung der Hagener. Anschließend vergab zunächst Gruszka einen Siebenmeter, ehe eine strittige Szene folgte. Die Hildesheimer waren in der Offensive, doch Hagen eroberte nach einem Fehler von Schieb den Ball. Nach einem hohen Pass griffen allerdings zwei Hagener zum Ball und das ist verboten. Korrekterweise erhielten die Gäste erneut den Ball und konnten drei Sekunden vor dem Ende noch einen Siebenmeter durch Tzoufras herausholen. Kapitän von Hermanni behielt die Nerven und traf zum 28:28-Ausgleich.
Mit 3:5 Punkten klettern die Hildesheimer zumindest bis mindestens 16 Uhr auf den 4. Rang, der zur Teilnahme an der Zwischenrunde berechtigt. Dann trifft der 1. VfL Potsdam auf den TuS Spenge. Dennoch kann dieser Punkt enorm wertvoll sein, wie auch Cheftrainer Bätjer bestätigte:

Ich bin sehr happy. Das ist definitiv ein Punktgewinn. Es wäre vermessen jetzt zu sagen, es hätten auch zwei sein können, da muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen.
Jürgen Bätjer

Ärger nach der Pressekonferenz

Ganz so gut leben konnte Hagens-Trainer Stefan Neff nach der Pressekonferenz allerdings nicht mit HCE-Trainer Jürgen. Neff war Bätjer vor, während der gesamten Partie die Schiedsrichter beeinflusst zu haben, beleidigte ihn sogar laut Bätjer als Wi**er und rief dann noch vor der versammelten Presse hinterher, Bätjer würde seine Spieler schlagen. Der Hildesheimer Coach reagierte kurz geschockt, ließ es dann allerdings Sacken und freute sich über den Punkt: „Klar ist es so, dass der Gegner tendenziell erst mal sagt, wir haben nicht gut gespielt. Aber ich finde wir haben gut gespielt und man muss uns auch erst mal besiegen. Da finde ich haben wir uns schon Respekt verdient.