Bayer Leverkusen ist seit 1979 fester Bestandteil der Fußball-Bundesliga. Für den Werksklub kickten immer schon große Namen wie Rudi Völler, Ulf Kirsten, Bernd Schuster, Michael Ballack, Jorginho, Lucio oder Ze Roberto. Nur dreimal in den letzten 36 Jahren reichte es für Bayer nicht zu einem einstelligen Tabellenplatz in der Bundesliga. Im Gegenteil. Die Rheinländer sind Dauergast im Europapokal und dabei hauptsächlich in der Champions League im Einsatz. Ein Problem aber haben die Leverkusener: Bis auf den Pokalsieg 1993 und dem Erfolg im UEFA Cup 1988 ist die Vereinsvitrine leer. Es reicht für Bayer einfach nicht zum ganz großen Wurf. 

Bittere Pleiten – Der Ewige Zweite

Oft war man nah am Ziel. Am Ende scheiterte man jedoch an sich selbst. So wie beim legendären und hochdramatischen Endspiel um die Meisterschaft in der Saison 1999/2000. Am letzten Spieltag führte Bayer drei Punkte vor den Bayern die Tabelle an. Es ging zum Aufsteiger nach Unterhaching. Ein Punkt hätte zum ersten Titelgewinn gereicht. Keiner hat mehr an eine Niederlage geglaubt. Allen voran Trainer Christoph Daum. Doch ein Eigentor von Michael Ballack leitete einen der dramatischsten Spieltage der Ligageschichte ein. Das Ende ist bekannt. Leverkusen, das die Konkurrenz bis dato dominierte, unterlag mit 0:2 und die Schale ging wieder einmal nach München. Schon 1997 und 1999 wurde Bayer nur Zweiter. So auch 2002 und 2011. Hinzu kamen Finalpleiten im DFB Pokal 2002, 2009 und 2020. Und die bitterste aller Niederlagen: Das 1:2 im Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Das Jahr 2002 war das Ultimative Vize-Jahr der Werkself.

Doch eines muss man den Leverkusenern lassen. Sie haben es immer wieder geschafft aufzustehen. Große Stars konnten nicht gehalten werden und doch stellen die Rheinländer Jahr für Jahr eine Mannschaft auf die Beine, die in der Liga ganz oben mitspielen kann. So auch in dieser Saison. Ohne die Bayern in der Wertung gilt Bayer bei den Fußball-Quoten von bet365 nach Dortmund (1,72) und Leipzig (2,87) mit 7,00 wieder als aussichtsreichster Anwärter auf den Titelgewinn (Stand: 10.12.). Dabei wurde den Leverkusenern nach den Abgängen von Kai Havertz und Kevin Volland ein ganz schwieriges Jahr prophezeit.

Handschrift von Bosz erkennbar

Die Realität sieht, zumindest Anfang Dezember, ganz anders aus. Von den bisherigen 15 Pflichtspielen in dieser Saison hat Bayer nur eines verloren. Das war beim 0:1 in der Europa League bei Slavia Prag. Dennoch wurde das Weiterkommen im Wettbewerb schon nach fünf Spieltagen klargemacht. Die Rheinländer legen eine Siegermentalität an den Tag, wie man sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Das trägt auch zum Selbstvertrauen bei. Aleksandar Dragovic gab nach dem 5. Spieltag und dem 3:2 bei OGC Nizza umgehend den Titelgewinn in der Europa League als Ziel aus. Sportchef Rudi Völler lobte die Spielweise der Mannschaft, die sich trotz zweier Ausgleichstreffer der Franzosen nicht beirren ließ und doch noch den Siegtreffer erzwang.

Großen Anteil daran hat Trainer Peter Bosz, dessen drittes Jahr in Leverkusen das bislang erfolgreichste werden könnte. Endlich stimmt es in Leverkusen auch in der Defensive. Daher ist man neben Wolfsburg auch das einzig noch ungeschlagene Team der Bundesliga. Und das nicht nur durch Glück. Bayer überzeugt auf dem Platz, konnte die Abgänge der Leistungsträger gut abfangen und hat gerade einmal drei Punkte Rückstand auf den Tabellenführer aus München. Genau so muss Leverkusen die Saison zu Ende bringen. Dann ist vielleicht auch mal wieder ein Titel möglich. Und warum eigentlich nicht in der Bundesliga? Wunder gibt es schließlich immer wieder. Man erinnere sich nur mal an Unterhaching. Man muss nur daran glauben. Bisher ist Leverkusen auf einem richtig guten Weg. Es ist klar eine Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorjahr erkennbar.