Vor dem Dritttligaspiel zwischen den Sportfreunden Söhre und dem Tabellenvierten aus Wilhelmshaven wären alle Sportfreunde mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Nach dem 30:30 brauchten die Sportfreunde einige Minuten, um sich über den überraschenden Punktgewinn zu freuen.

So richtig wussten die Spieler der Sportfreunde Söhre nach der Schlusssirene nicht, ob sie sich freuen oder ärgern sollten. Sie hatten gerade ein tolles Spiel abgeliefert und beim 30:30-Unentschieden gegen das Topteam aus dem hohen Norden immerhin einen Punkt geholt. Dass die Sportfreunde zwischenzeitlich mit fünf Toren führten und diesen Vorsprung nicht ins Ziel bringen konnten, war sicherlich ein Ärgernis. „Unter dem Strich geht das Unentschieden in Ordnung und wir sollten uns über den Punktgewinn freuen. Der WHV ist ein qualitativ starker Gegner. Für uns ist es ein Bonuspunkt“, sagte Söhres Trainer Sascha Bertow nach dem Spiel. Bertow überraschte mit einer Entscheidung vor dem Anpfiff. Torwart Pascal Kinzel stand erstmals seit seinem schweren Verkehrsunfall vor fast einem Jahr wieder im Kader. „Ich bin fit und will der Mannschaft helfen“, sagte Kinzel in der Halbzeitpause.

Der Motivator ist zurück: Torwart Pascal Kinzel stand erstmals seit elf Monaten wieder auf dem Spielberichtsbogen.

Zum Einsatz kam der aber nicht, weil Kollege Jannis Nowitzki eine gute Leistung bot. Kinzel agierte aber von der Bank aus mit etliche positiven Gesten. Schon jetzt ist klar: Kinzel wird demnächst sein Comeback auf der Platte geben. Was Kinzel von der Bank aus sah, gefiel nicht nur ihm, sondern auch den 400 Zuschauern in der Steinberghalle. Der Tabellenzehnte zeigte gegen den Vierten eine mehr als ordentliche Leistung. In der ersten Halbzeit war es die gute Deckungsleistung, die den Gästen den Zahn zog. Der 2:4-Rückstand warf die Sportfreunde nicht aus der Bahn. Im Gegenteil. Yannik Ihmann Johann Scherbanowitz und Jonas Rost sorgten für die 5:4-Führung der Hausherren. Die fortan immer in Front lagen. Auch zwei frühe Zwei-Minuten-Strafen gegen Abwehrchef Philipp Klein brachten die Sportfreunde nicht aus dem Konzept. Gunnar Lehrke ersetzte Klein und war ein stabiler Vertreter.

Tom Hanel (links) war mit acht Toren bester Söhrer Torschütze.

Zur Halbzeitpause führten die Sportfreunde verdient mit 17:14. In die zweite Halbzeit startete das Bertow-Team furios. Ruckzuck erhöhte Johannes Kellner auf 20:15 (38.). Gäste-Trainer Christian Köhrmann musste früh seine dritte Auszeit opfern. Das sollte sich aber lohnen, denn gut zehn Minuten später glich der WHV durch Tom Frangen zum 23:23 aus (51.). Nun war es ein Spitz auf Knopf. Die Gäste gingen sogar nochmal in Führung. Jonas Schweigart traf zum 26:27 (56.). Weil den Söhrern im Angriff nun etwas die Ideen ausgingen. Zudem hatten die Brüder Yannik und Niklas Ihmann nicht ihren besten Tag erwischt.

Die Sportfreunde-Deckung zeigte sich über weite Strecken sehr stabil.

Nicht auszudenken, wenn einer von beiden Rückraumspielern in Topform gewesen wäre. So war es Rost, der 50 Sekunden vor dem Ende das 30:29 erzielte. Der WHV konterte aber und traf durch Frangen zum 30:30. Die Sportfreunde kamen 20 Sekunden vor dem Ende nochmal in Ballbesitz. Ein Tor wollte aber nicht mehr gelingen. So blieb es beim Remis. Zunächst konnten sich die Sportfreunde nicht richtig über den Punktgewinn freuen. Die Sportfreunde-Fans hatten aber mal wieder ein gutes Gespür für die Situation. Sie verabschiedeten ihr Team mit ganz viel Applaus. Beim Blick auf die Tabelle dürfte aus dem Mannschaftsfrust auch wieder schnell ein Lächeln werden. Im Kampf um den Klassenerhalt könnte dieser überraschende Punktgewinn noch hilfreich sein. Aktuell haben die Söhrer 13:19-Punkte auf dem Konto. Der Vorsprung auf die Abstiegszone beträgt schon sechs Punkte. Wenn das kein Grund zur Freude ist? Und auch, die Tatsache, dass Torwart Kinzel nach seinen Verletzungen wieder zurück ist, sollte für noch mehr Optimismus in Söhre sorgen.

Nachdem sein Trikot zerissen wurde, musste Söhres Artjom Antonevitch mit dem Shirt des verletzten Philipp Kouba weiterspielen.