Während sich fast alle anderen Sportarten durch die Corona-Pandemie im Wartemodus befinden,
dürfen die Bundesliga-Volleyballer der Helios GRIZZLYS Giesen weiterspielen. Der Rückblick auf ein turbulentes Jahr 2020.

Mittlerweile ist es weit bekannt, dass die Rückrunde einer Saison den Giesener Volleyballern deutlich mehr liegt, als die
Hinserie. So auch in der Spielzeit 2019/20. Bis zum Jahreswechsel hatten die Mannen von Trainer Itamar Stein lediglich zwei Siege in der Bundesliga feiern können. 
Im zweiten Saisonteil, der im neuen Jahr ausgespielt wurde, verdoppelten die GRIZZLYS gleich die Anzahl. Das erste Ausrufezeichen setzten Kapitän Hauke Wagner und Co. gleich zum Auftakt. In Herrsching wurde souverän und glatt mit 3:0 gewonnen. Es sollte der erste Schritt auf dem Weg zur Aufholjagd im Kampf um die Play-Off-Plätze sein. Fünf Niederlagen in Folge machten dem allerdings einen Strich durch die Rechnung.
Zwar keimte nach den Siegen im TV-Spiel gegen die Netzhoppers, sowie den Erfolgen gegen Eltmann und im Derby gegen Lüneburg leichte Hoffnung auf, doch das 0:3 bei den Alpenvolleys zerstörte die Hoffnung auf die Play-Offs.
Große Frustration herrschte allerdings nur kurz, denn das Spiel in Innsbruck war kaum beendet, da beendete die Volleyball Bundesliga die Saison 2019/20 komplett und zwar ohne Play-Offs.

Wieder ein großer Umbruch

Geschäftsführer und sportlicher Leiter Sascha Kucera und Trainer Itamar Stein bastelten früh am Kader für die kommende Spielzeit. Schnell wurde klar, es wird wieder ein großer Umbruch sein. Unter dem Strich verließen sieben Spieler die Giesener. Mit Robert Schramm, der für sich die Entscheidung traf mit dem professionellen Sport aufzuhören, zog es einen Spieler in die Bundesligareserve und Milan Hrinak, der zum Co-Trainer unter Itamar Stein umfunktioniert wurde, verließen nicht alle Abgänge gänzlich den Verein. Hrinak spielt nach Möglichkeit nun auch in der ‚Superzweiten‘.
Immerhin konnte auch ein ordentlicher Teil des Kaders gehalten werden. Magloire Mayaula, Milorad Kapur, Jan Röling und Timon Schippmann hatten ohnehin längere Verträge und auch Kapitän und Urgestein Hauke Wagner ist weiter an Bord.

Bei den Neu-Verpflichtungen machte sich schnell Optimismus breit, schließlich wurde mit Anton Menner ein österreichischer Nationalspieler verpflichtet, der zudem auch schon in der Champions-League aktiv war. Nach den ersten Vorbereitungsspielen merkte man auch, dass Stijn van Tilburg, ein Niederländer der aus Italien nach Hildesheim stieß, eine echte Verstärkung sei. Mit David Seybering und Pearson Eshenko wurden zwei vielversprechende Mittelblocker verpflichtet, Merten Krüger ist aufgrund seiner Erfahrung die ideale Ergänzung zu Jan Röling im Zuspiel und auch Jannis Hopt, der einen Positionswechsel vollzieht, und Jacob Kern haben bereits ihre Tauglichkeit unter Beweis gestellt. Seybering und Krüger haben jeweils Drei-Jahres-Verträge unterschrieben.

Vorbereitungsspiele wecken Hoffnung

Als sie dann endlich wieder trainieren und spielen durften, zeigten die GRIZZLYS in ihrer neuen Formation auch gleich ansprechende Leistungen. So hielt man in Testspielen gegen die
BR Volleys stark mit und konnte auch gegen die Bundesliga-Konkurrenz aus Lüneburg, sowie die United Volleys, die Netzhoppers und das niederländische Team aus Apeldoorn achtbare Ergebnisse erzielen. Insbesondere das letzte Testspiel gegen den niedersächsischen Konkurrenten, das gleichzeitig auch Testlauf war für den Bundesliga-Betrieb, hinterließ einen bleibenden Eindruck. Ein Testlauf deshalb, weil zum einen das Hygienekonzept der Giesener den ersten Betrieb hatte, zum anderen weil auch viele Bundesliga-Vertreter sich vor Ort ein Bild von den verschiedenen Zonen, dem Einbahn-Straßen-Verkehr machen konnten. Schließlich haben die GRIZZLYS mit Haupt- und Namenssponsor Helios ja den perfekten Partner an der eigenen Seite.

Start misslingt, aber Europa-Pokal war die Teilnahme wert

Nach den guten Ergebnissen in der Vorbereitung waren die Hoffnungen auf eine starke Spielzeit durchaus berechtigt, doch zum Saisonstart setzte es gleich zwei Niederlagen. Gegen Herrsching und Düren sprangen keine Punkte heraus, es waren sogar dürftige Leistungen. Im dritten Saisonspiel gegen den TSV Unterhaching konnte der erste Sieg eingefahren werden, dieser Sieg gilt allerdings in die Kategorie Pflichtsieg.
Gegen Unterhaching mussten die Giesener im Übrigen ihr erstes „Geister-Pflichtspiel“ bestreiten. Aufgrund der im Oktober steigenden Infektionszahlenentschieden sich die Verantwortlichen dazu, keine Zuschauer in der Volksbank-Arena zuzulassen. Im November folgte dann das Verbot durch die Bundesregierung. Immerhin gänzlich leer war die Halle nicht, stellte man knapp 500 ‚Papp-Fans‘ in der Arena auf, die den Eindruck vermitteln, die Halle wäre nicht leer. Verzichten müssen die Fans auf die Spiele nicht, bereits einige Spiele der vergangenen Saison wurden im Livestream auf ‚sporttotal.tv‘ kommentiert, was in der laufenden Saison fortgesetzt wurde.
Im Anschluss an den ersten Liga-Sieg feierten die GRIZZLYS eine Premiere, nahmen sie erstmals an einem europäischen Wettbewerb teil. Weil einige Bundesligisten auf ihr Startrecht im CEV-Challenge-Cup verzichteten, durften die Giesener nachrücken. Geschäftsführer Kucera musste nicht lange überlegen, wie er später verriet. Bei der Auslosung hatten die Giesener dann weniger Glück, mit Sporting Lissabon zogen sie ein Champions-
League erfahrenes Team. Mit einer Crowdfunding-Aktion, Fans konnten Preise wie Trikots oder Treffen mit Spielern ersteigern, wurde die Europa-Reise unterstützt, sodass zum Beispiel ein Physiotherapeut mit nach Portugal reisen oder das Heimspiel in Hildesheim durch eine Live-Stream-Produktion übertragen werden konnte.

Die Stein-Schützlinge verkauften sich durchaus teuer, letztlich merkte man ihnen die Unerfahrenheit und eine gewisse
Nervosität jedoch an, sodass die erste Partie in Lissabon mit 0:3 verloren ging.
Bereits eine Woche später folgte das Rückspiel. Der Glaube an die Sensation war da und hielt sogar drei Sätze. Doch dann stand es zwischenzeitlich 1:2 für Lissabon, was zum Weiterkommen für die Portugiesen reichte. Dennoch gewannen die GRIZZLYS die Partie noch mit 3:2 und konnten ihren ersten Sieg auf europäischer Bühne verzeichnen.

Schwankende Leistungen

In der Folgezeit schwankten die Leistungen der GRIZZLYS immer Mal wieder. Auf einen Sieg über VCO Berlin folgte eine
Niederlage gegen die BR Volleys. Dann zeigten die Giesener großen Willen und drehten beim bis dato ungeschlagenen Tabellenführer Bühl einen 0:2-Satzrückstand in ein 3:2-Auswärtssieg. Doch auf das gute Spiel in Bühl folgte eine herbe Klatsche im DVV-Pokal in Herrsching. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Pokal-Modus angepasst. Lediglich die Erstligisten nahmen teil, sodass man bereits im Viertelfinale war. Zwei Siege hätten also das Ticket für das Pokalfinale in Mannheim bedeutet. Doch daraus wurde nichts.
Es folgte eine weitere Niederlage gegen Friedrichshafen, ehe die Giesener zu Redaktionsschluss das Niedersachsen-Derby gegen Lüneburg mit 3:2 gewinnen konnten. Dadurch sind die GRIZZLYS auf Play-Off-Kurs und die bekanntlich stärkere Rückrunde folgt ja erst noch.