Ein niederländisches Team wollte rein, ein deutsches Team denkt zumindest darüber nach sie zu verlassen - die Rede ist von der Volleyball Bundesliga. Beinahe hätten die GRIZZLYS wohl einen Top-Gegner verloren und eine interessante Reise dazu bekommen. 

Drei Teams (Eltmann, Rottenburg & Alpenvolleys) haben die Volleyball Bundesliga nach der Spielzeit 2019/20 verlassen. Immerhin stößt zur kommenden Spielzeit mit dem VCO Berlin ein Team hinzu, sodass zehn Mannschaften in der Saison 2020/21 an den Start gehen werden. 
Nach verschiedenen Medienberichten hätten es aber durchaus sogar elf Vereine sein können, wobei kurz danach zumindest gemunkelt wurde, ein Team würde die Liga verlassen wollen. Es hört sich kompliziert an, ist aber leicht aufzuklären. 

Niederländischer Meister wollte nach Deutschland

Draisma Dynamo Apeldoorn, niederländischer Meister, hatte laut Volleyball Magazin Interesse bekundet, künftig in der 1. Liga mitzuspielen. Trainer Redbard Strikwerda habe eine entsprechende Anfrage an die Volleyball-Bundesliga (VBL) gerichtet, um eine Teilnahme seines Klubs an der Deutschen Meisterschaft auszuloten.

Auf Anfrage des Volleyball Magazin bestätigte Klaus-Peter Jung, Geschäftsführer der VBL, diese Meldung. Es habe es E-Mail von Strikwerda an Evers gegeben, ob es vorstellbar sei, seinen Verein in der Bundesliga mitschmettern zu lassen. Allerdings fiel die Antwort negativ aus, wie Jung zu berichten weiß: „Das ist für uns momentan kein Thema, da wir vollauf mit der Corona-Krise und ihren Auswirkungen beschäftigt sind.” Zudem sei die Teilnahme eines ausländischen Klubs am deutschen Spielbetrieb auch sportrechtlich problematisch, solange es keinen Kooperationspartner aus dem Inland gibt. Zur Erinnerung: Die in Österreich beheimateten Alpenvolleys durften erst am Spielbetrieb der 1. Liga teilnehmen, als sie mit Haching gemeinsame Sache machten.

„Grundsätzlch”, betont Jung gegenüber dem Volleyball Magazin, „sind wir offen für alle möglichen Themen, aber derzeit haben wir andere Felder, die wir bearbeiten müssen.”  

Berlin denkt über Polen nach

Etwas komplizierter als der Versuch der Niederländer ist das Thema rund um die Berlin Recycling Volleys. Die polnische Sportzeitung Przeglad Sportowy berichtete in der vergangenen Woche unter Berufung auf den Sprecher der polnischen PlusLiga Kamil Skladowski von einem Interesse der Berliner an der Teilnahme an der Meisterschaft in Polen. 

Gegenüber dem Volleyball Magazin dementierte Berlins-Geschäftsführer Kaweh Niroomand dies jedoch: „“Es gibt keinen Antrag.“ Es habe lediglich einen gemeinsamen Ideenaustausch mit den Verantwortlichen im Nachbarland gegeben. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen, vor denen wir und der Volleyballsport stehen, gehen unsere strategischen Überlegungen in alle Richtungen.“
Anfang dieser Woche tauchten dann erneut diverse Medienberichte darüber auf, dass die BR Volleys tatsächlich über einen „Wechsel“ nach Polen nachdenken. So schrieb Sport1 zum Beispiel: „Spielt Berlins Team bald in Polen?“ Noch etwas offensiver formulierte es das Volleyball Magazin: „BR Volleys liebäugeln doch mit der polnischen PlusLiga.“
Erneut bezog Geschäftsführer Niroomand Stellung, diesmal gegenüber dem rbb24: „Zunächst hat zwischen uns und den Verantwortlichen der polnischen Liga nur ein Gedankenaustausch stattgefunden. Weil wir der Meinung sind, dass der Volleyball unter der Corona-Krise in den kommenden Jahren leiden wird. Das sieht man bereits an den drei Rückzügen von Vereinen in der Bundesliga. Insofern sind wir auch gegenüber den Fans und Sponsoren verpflichtet, uns Gedanken zu machen, wie es mit unserem Projekt weitergehen kann. Und eine naheliegende Idee war, ins Nachbarland zu schauen. Da gibt es eine der besten Volleyball-Ligen der Welt. Daraufhin haben wir Kontakt aufgebaut und Ideen ausgetauscht – nicht mehr und nicht weniger.“ 
Warum es diese Überlegungen gegeben hat versucht Niroomand auch darzulegen: „Ich habe gesagt, wenn wir uns weiterentwickeln wollen, dann muss die Liga mitziehen. Aus eigener Stärke und eigenem Tun wird uns das nur sehr schwer gelingen. Wenn wir die Zuschauerzahlen steigern wollen und den Sponsorenpool, wenn all das geschehen soll und muss, ist das nur noch möglich, wenn die Liga mitwächst. Und da habe ich große Bedenken, dass das in den kommenden Jahren passieren wird. Das meine ich nicht sportlich. Ich meine das auf die wirtschaftlichen Aspekte bezogen. Auf die Infrastruktur. Auf das Marketing. Wir haben immer ganzheitlich im Sinne des deutschen Volleyballs gedacht. Es geht natürlich um die BR Volleys, aber es geht auch um den Volleyballsport in Deutschland. Ich bin der Letzte, der den Volleyball hier verlassen will. Aber die Bundesliga muss sich jetzt als strategischer Führer ansehen und anfangen, Gedanken und Konzepte zu entwickeln, um nicht sehenden Auges ins Verderben zu rennen.“

Das sagt Kucera

Wir haben mit GRIZZLY-Geschäftsführer Sascha Kucera über beide Themen gesprochen. Zum Antrag der Niederländer sagte er folgendes: „Soweit wie ich das gelesen habe, wurde das aktuell wegen Corona abgelehnt aber nicht generell. Ich denke die VBL hat ja bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass sie solchen Themen aufgeschlossen gegenüber steht. Generell (lässt man mal höhere organisatorische Fragestellungen, wie z.B. Anreise zu den Wettkampfstätten) fände ich es eine Bereicherung für die Liga. Wichtig ist, dass perspektivisch mehr Teams in der 1. Liga spielen damit die Saison nicht zu kurz wird.

Zu den Gedanken der Berliner hielt er sich bedeckter, versteckte jedoch nicht was ein Ausstieg bedeuten könnte: „Zu Berlin kann ich nicht wirklich was sagen. Auch hier kann ich mich nur auf das berufen was ich gelesen habe und da stand, dass Berlin das nicht aktuell prüfe. Sollte doch was dran sein, wäre das natürlich ein herber Verlust für die Liga. Das wäre wie wenn der FC Bayern nach Spanien geht! Wie in allen Sportarten ist es für die großen Teams wichtig, viele Spiele auf hohem Niveau zu haben. Also sind auch wir alle gefordert, das Niveau zu steigern. Bei all den positiven Entwicklungen in der VBL wäre das natürlich ein herber Rückschlag. Ich hoffe, dass dies Überlegungen sind, die so nie zur Umsetzung kommen.“