Am vergangenen Samstag beendeten die Helios Grizzlys Giesen die Bundesliga-Saison. Im Viertelfinale kam das Play-Off-Aus für das Team von Trainer Itamar Stein. Manager Sascha Kucera analysiert im Sportnews-Interview die enttäuschende Saison und wagt einen Blick auf die kommende Spielzeit.

Herr Kucera, Sie wollten mit ihrem Team in die Play-Offs. Das haben Sie als Tabellenachter geschafft. Wie groß ist dennoch die Enttäuschung über das sportliche Abschneiden der Grizzlys?
Wir sind nicht zufrieden, weil wir uns mehr erhofft hatten. Platz sechs war schon unser Ziel. Das haben wir nicht erreicht. Wir analysieren das schon seit Wochen und wir werden die Saison auch noch weiter aufarbeiten. Im Endeffekt werden die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen.

Vier Siege aus insgesamt 21 Spielen in Haupt- und Zwischenrunde. Das war viel zu wenig, oder?
Sportlich war die Saison eine Enttäuschung. Wir haben zwar zum ersten Mal die Play-Offs erreicht, aber insgesamt war das viel zu wenig. Wir haben uns aber mit Anstand verabschiedet und in den Play-Offs gegen Berlin nicht abschlachten lassen.

Haben Sie schon erste Erkenntnisse gewonnen, woran es gelegen hat?
Trainer Itamar Stein und ich haben, wie eingangs erwähnt, viel analysiert. Es fing schon nicht gut an, als der bereits verpflichtete Bennie Tuinstra sich dann doch für einen anderen Verein entschied. Wir mussten reagieren, aber der Markt gab nicht mehr allzu viel her. Dadurch hatten wir in der Breite nicht die Qualität wie Lüneburg oder Herrsching beispielsweise. Das sind neben KönigsWusterhausen unsere Konkurrenten auf Augenhöhe. Diese Spiele habe wir verloren, weil die Gegner Spieler auf der Bank hatten, die den Unterschied letztlich ausgemacht haben.

Bei einigen Spielern standen Egoismen im Vordergrund.

Was hat weiterhin nicht gepasst?
Wir hatten enorme Verletzungsprobleme. Vielleicht hat es menschlich in der Mannschaft nicht so gepasst, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Stimmung in der Mannschaft ist ein Punkt, mit dem wir uns beschäftigen. Bei einigen Spielern standen Egoismen im Vordergrund. Nicht umsonst haben wir vier von fünf Tiebreaks verloren.

Es wird sicherlich einen Umbruch geben.“

Sie haben die Mannschaft vor der Saison zusammengestellt.
Das stimmt und den Schuh ziehe ich mir auch an. Ich weiß auch, das wir sportlich ein Jahr verloren haben.

Welche Konsequenzen wird das haben?
Es wird innerhalb der Mannschaft sicherlich einen Umbruch geben.

Wie wird der aussehen?
Wir sind uns einig, dass wir mit einigen Spielern nicht weitermachen wollen. Andere, wie Magloire Mayaula und David Seyberring, der für mich die positive Überraschung der Saison ist, sowie Merten Krüger haben noch einen Vertrag. Bei Hauke Wagner sieht es gut aus. Mit Colito, Lorenz Karlitzek, Jan Röling, und Linus Engelmann würden wir gerne verlängern. Mit Milorad Kapur, Stijn van Tilburg, Timon Schippmann und Romas Sauss werden wir nicht verlängern. Bei Neuzugängen haben wir auch Vorstellungen. Bis Ostern hoffe ich auf erste positive Transfermeldungen. Wir werden dabei auf die sportliche und menschliche Komponente achten.

Dafür benötigen Sie sicherlich wieder einen mittleren sechsstelligen Etat. Wie ist es wirtschaftlich um die Grizzlys bestellt?
Da bin ich sehr zuversichtlich. 80 Prozent unserer Partner wollen weitermachen. Wenn wir in der kommenden Saison wieder komplett mit Zuschauern spielen können, werden wir unseren Etat vielleicht noch steigern können.

Das klingt sehr positiv.
Die Helios Grizzlys sind in Hildesheim angekommen. Das Zuschauerinteresse ist sehr groß. Dazu hat sich das Umfeld enorm weiterentwickelt. Das Team hinter dem Team hat nicht nur in der Corona-Pandemie einen großartigen Job gemacht. Die vielen Ehrenamtlichen hätten ebenfalls mehr sportlichen Erfolg verdient gehabt.

Itamar Stein bleibt unser Trainer, wir profitieren von ihm.

In dieser Spielzeit waren nur neun Teams in der Liga am Start. Wie geht es mit der Volleyball-Bundesliga weiter?
Wir müssen dahinkommen, dass die Liga wieder mindestens zehn Teams am Start hat. 16 Mannschaften wären traumhaft. Das dauert aber noch. In der kommenden Saison könnte es schon zwölf Teams sein. Süd-Zweitligist Karlsruhe hat sich entwickelt, Nordzweitligist Moers denkt immer mal wieder über einen Aufstieg nach und in der nächsten Saison kommt das Perspektivteam von VCO Berlin wieder dazu. Ich möchte noch etwas zum Modus in dieser Saison sagen. Ich hätte es besser gefunden, wenn die Teams die Punkte aus der Hauptrunde mit in die Zwischenrunde genommen hätten. Der aktuelle Modus war für uns ein Nachteil.

Wie sehen die Giesener Perspektiven aus?
Wir wollen uns nach dem Jahr der Stagnation wieder weiter entwickeln. Es muss unser erstes Ziel sein die Konkurrenten KW, Lüneburg und Herrsching, also die Plätze fünf bis sieben anzugreifen.

Noch ein Satz zu Trainer Itamar Stein, der durchaus auch in der Kritik stand.
Er ist unser Trainer und das bleibt er auch. Itamar hat einen Vertrag bis Sommer 2023 und wir profitieren von ihm. Wir haben die gleiche Philosophie von Volleyball.