Gegen die BR Volley startete für die GRIZZLYS am gestrigen Samstagabend das Zwei-Spiele-Wochenende. Am heutigen Nachmittag (16 Uhr) trifft das Team von Itamar Stein dann auf den VCO Berlin. Nach drei Siegen in Folge gingen die Giesener durchaus selbstbewusst in das erste Spiel des Wochenendes.

Kaum ein Durchkommen für Giesen

Cheftrainer Stein schickte zu Beginn Jacob Kern, Jan Röling, Magloire Mayaula, Pearson Eshenko, Milorad Kapur, Timon Schippmann und Stijn van Tilburg ans Netz. Zudem stand Anton Menner wieder zur Verfügung, der unter der Woche von der Nationalmannschaft zurückgekehrt war.

Für Berlin agierten neben den Rückkehrern Sergey Grankin, Samuela Tuia und Julian Zenger, die zuletzt alle mit Verletzungen zu tun hatten, Davy Moraes, Anton Brehme, Éder Carbonera und Timothée Carle. Auf Superstart Benjamin Patch musste Trainer Cédric Enard verzichten.
Im ersten Satz entwickelte sich zunächst ein ausgeglichenes Spiel mit einigen Fehlaufschlägen auf beiden Seiten. Röling und Grankin setzten ihre Mitspieler immer wieder stark in Szene und es ging mit einem Spielstand von 6:8 in die erste technische Auszeit. Auch danach ließen sich die GRIZZLYS nicht abschütteln – allerdings erlaubte Berlin sich in dieser Phase kaum Fehler. Nur im Aufschlag wackelte das Team von Enard weiterhin. Zur zweiten technischen Auszeit stand es dann 13:16. Giesen zeigte eine kämpferisch starke Leistung, kam aber nicht noch einmal heran. Erneut waren es wie in den vergangenen Wochen vermehrte Aufschlagfehler, die ein besseres Abschneiden verhinderten. Berlin hingegen machte kaum noch Fehler und war im Block und in der Annahme kaum zu überwinden. Somit ging der erste Satz mit verdient deutlich mit 19:25 an die Gäste.

Starke Leistung wird mit Satzgewinn belohnt

Satz Zwei startete mit ansehnlichen Ballwechseln. Die GRIZZLYS warfen sich in jeden Ball und kamen immer wieder zu Punkterfolgen. Auf Seiten der Gäste war Sergey Grankin wie so oft der entscheidende Faktor. Vor allem Samuela Tuia profitierte immer wieder von den Zuspielen des Olympiasiegers. Trotzdem gingen die Giesener mit einer nicht unverdienten 8:7-Führung in die erste Auszeit. Das Spiel blieb danach sehr ausgeglichen und vor allem Giesens Block war nun eine echte Macht. Nach zwei Punkten hintereinander ging es mit 14:13 in die von den Gästen genommene Auszeit. Auch zur technischen Auszeit führte Steins Team mit einem Punkt Vorsprung. In dieser Phase war das Niveau des Spiels hochklassig. Berlin ließ etwas nach und die GRIZZLYS zeigten eine fast fehlerfreie Vorstellung. Stein brachte mit Wagner und Krüger beim 22:21 noch einmal frischen Wind ins Spiel – und das machte sich bezahlt. Wagner steuerte direkt zwei Punkte bei (24:22). Beim ersten Satzball kamen Röling und Kern zurück ins Spiel. Berlin wehrte zunächst zweifach ab, scheiterte dann aber direkt zweimal an Kern im Block, sodass sich Giesen über ein 26:24 freuen konnte.

Das waren zwei unglaubliche Blocks von Jacob. Das war Wahnsinn.
Trainer Itamar Stein über den Satzgewinn

Berlin kommt stark zurück

In den dritten Satz starteten die Gäste dann wieder stärker und lagen von Beginn an in Führung. Vor allem das Aufschlagspiel war nun extrem druckvoll. Doch die GRIZZLYS hielten weiter gut dagegen und gestalteten das Spiel spannend. Mit 6:8 gingen die Spieler in die erste Verschnaufpause. Danach häuften sich die Fehler im Giesener Angriff, vermeintlich leichte Punkte wurden nicht geholt und Berlin zog auf drei Punkte davon (8:11). Und auch die langen Ballwechsel gingen nun eher an die Recycling Volleys. Beim Stand von 9:13 nahm Stein seine erste Auszeit. Erneut kam nun Hauke Wagner ins Spiel, aber auch mit ihm konnte Giesen nur bedingt an die Leistung des zweiten Satzes anknüpfen. 13:16 hieß es zur zweiten technischen Auszeit. Die Annahme der GRIZZLYS hatte weiterhin Probleme mit dem variantenreichen Aufschlagspiel der Gäste und kam so kaum zu brauchbaren Angriffen. Auch der eingewechselte Anton Menner brachte nicht viel mehr Stabilität ins Spiel. Beim 14:19 gab es eine kleine Vorentscheidung des Satzes. Berlin rotierte nun etwas, was dem Spiel kaum einen Abbruch tat. Am Ende hieß es 17:25 aus Sicht der GRIZZLYS.

Berlin war sicher nicht am Optimum, aber auch wir haben nicht in allen Bereichen am Limit gespielt. Flächendeckend als Team haben wir aber unheimlich stark gespielt. Ich war nach den drei Sätzen auf dem Niveau schon ein bisschen kaputt, dann kommt Anton rein und macht seine Sache gut. Auch Hauke für Jacob war überragend. Wir konnten das über fünf Sätze fast durchgängig halten.
Timon Schippmann

Giesen kämpft sich zurück

Ohne Grankin und Tuia ging Berlin in den vierten Satz, was sich direkt im Ergebnis widerspiegelte. Die GRIZZLYS konnten das Ergebnis wieder deutlich ausgeglichener halten als am Ende des dritten Satzes. Das lag allerdings auch an der nun stabileren Annahme bei Berliner Aufschlägen und am starken Stijn van Tilburg. Mit 7:8 ging es in die technische Auszeit. Das Spiel blieb ausgeglichen, wobei Berlin immer wieder clever agierte und leichte Punkte holen konnte. Doch vor allem David Seybering, der für Eshenko ins Spiel gekommen war, sorgte für wichtige Punkterfolge für Giesen. 

David ist super, einfach ein toller Junge. Er hat da alles richtig gemacht.
Stein über die Einwechslung von Seybering

Die Führung ging nun hin und her. 16:14 hieß es zur zweiten technischen Auszeit. Drei Punkte am Stück brachte den Gästen die erneute Führung, Itamar Stein griff beim 17:18 zur Auszeit. Und die zeigte Wirkung. Auf einmal führte sein Team wieder. Beim 19:19 ging es endgültig in die Crunchtime. Die Trainer versuchten durch mehrere Auszeiten den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen und ihr Team einzustellen. Auf Giesener Seite drehte Menner nun richtig auf und holte wichtige Punkte für sein Team (23:21). Ein Fehler Berlins und Hauke Wagner sorgten für die kleine Sensation: 25:21, 2:2 – Punktgewinn. Es ging tatsächlich in den fünften Satz. Für Berlin ein kleiner Rückschlag, dem Nationalspieler Anton Brehme dennoch etwas abgewinnen konnte:

Wir haben eigentlich gut trainiert und dachten wir sind da gut reingekommen. Giesen hat es aber einfach gut gemacht, mega aufgespielt. Es war ein cooles Spiel, wir haben zwar ’nur‘ zwei Punkte geholt, aber sowas macht schon mehr Spßa als jedes Spiel nur 3:0 zu spielen.
Anton Brehme, BR Volleys

Kampf im Tie-Break

Man merkte den Teams die Nervosität an. Die GRIZZLYS starteten mit drei Fehlaufschlägen, Berlin hielt allerdings mit eigenen Fehlern dagegen und das Spiel blieb wie im vorherigen Satz eng (4:4). Keine der Mannschaften konnte davonziehen. Zum Seitenwechsel führte Giesen knapp mit 8:7 und schnupperte tatsächlich am Sieg. Vor allem Stijn van Tilburg und Hauke Wagner zeigten Berlin seine Grenzen auf. Doch nun kam der Gast plötzlich zurück und konnte dreifach punkten. Stein nahm die nächste Auszeit (8:10). Die Gäste brachten nun ihre ganze Power auf das Feld, stießen aber auf starken Widerstand der GRIZZLYS. Beim 13:14 gab es den ersten Matchball für die Gäste, der von Wagner abgewehrt wurde. Am Ende sorgte eine strittige Schiedsrichterentscheidung für noch mehr Emotionen auf dem Feld. Die Schiedsrichter konnten sich nach einem Angriffsball der Berliner nicht einigen, ob Wagner den Ball vor dem Bodenkontakt im Aus berührt hatte oder nicht. Erst wurde Berlin der Punkt gegeben, dann zurückgenommen und dann wieder gegeben – sogar Geschäftsführer Sascha Kucera hielt es nicht auf seinem Platz, auch weil Gästetrainer Cedric Enard vehemnt auf die Schiedsrichter einredete und somit vielleicht nicht ganz unschuldig an der Entscheidung war (15:16).
Die Gäste gingen nun immer wieder mit einem Punkt in Führung, nutzten aber die Matchbälle nicht. Und tatsächlich schafften es die GRIZZLYS noch einmal in Führung zu gehen (19:18) – doch auch sie ließen den Matchball trotz einer guten Möglichkeit ungenutzt. Es folgten zwei Punkte Berlins, ehe Hauke Wagner mit einem Ass erneut für die Giesener Führung sorgte – Auszeit Berlin (22:21). Diese war dann die entscheidende. Drei Punkte hintereinander sorgten für das 22:24 und somit für das 3:2 für Berlin.

Unmittelbar nach Spielende überwiegt natürlich der Frust, morgen früh kann das aber sicher Freude sein. Wir haben zwei, drei Matchbälle auf der Hand, gehen ins Risiko, aber haben das Glück in den Momenten nicht auf unserer Seite, dafür aber sicher auch in anderen Momenten.
Timon Schippmann im Anschluss an die Partie ob Frust oder Freude überwiege

Schlussendlich können die GRIZZLYS stolz auf ihre gezeigte Leistung sein. Vor allem der MVP der Gäste, Timothée Carle, war eigentlich kaum zu stoppen. Mit einer geschlossenene Teamleistung und einem bärenstarken Stijn van Tilburg (MVP-Silber) schaffte man es aber, dem eigentlich übermächtigen Gegner aus Berlin einen Punkt zu klauen – am Ende war sogar der Sieg in Reichweite.

Das sagte Cheftrainer Itamar Stein zudem nach dem Spiel:

Einen Punkt hätte ich vor dem Spiel sofort unterschrieben. Jedes Spiel muss aber gespielt werden, man weiß nie wie es ausgeht. Ich bin sehr stolz auf die Jungs, was sie heute geleistet haben. Berlin hat nicht schlecht gespielt, vielleicht nicht eine Top-Leistung, aber man hat gesehen was die für Möglichkeiten haben zu wechseln. Wenn man im Tie-Break ist, dann will man natürlich auch gewinnen. Was die Jungs heute geleistet haben ist riesig. Sie waren mental sehr stark, haben zusammen gehalten. Ich will auch nicht einen Spieler nennen, das war von allen gut.
Itamar Stein nach dem Match

Heute Nachmittag folgt VCO

Heute Nachmittag (16 Uhr) geht es direkt weiter, die Nachwuchstalente vom VCO gastieren in der Volksbank-Arena. Keine 24 Stunden bleiben den GRIZZLYS bis dahin. Auch dazu fand der Trainer Worte.

Es ist sehr schwer das Spiel aus den Köpfen zu bekommen, das ist eine große Herausforderung für morgen. Ich persönlich werde nicht schlafen, das weiß ich. Wir haben ein Pflichtspiel und wenn wir die drei Punkte nicht holen, dann bringt uns der eine Punkt gegen den BRV auch nichts. Aber ich denke wir sind jung und stark genug zwei Spiele an zwei Tagen zu absolvieren.
Itamar Stein